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Mai 25 2012

IceBluemchen

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65. Die Stimmung am Boden zerstört…

Totenstille herrschte auf dem Deck der Oro Jackson, wagte niemand auch nur ansatzweise ein Wort zu sprechen oder irgend einen anderen Laut von sich zu geben. Wie gebannt starrten sie alle auf das gewaltige Tor der Schleuse. Erst vor wenigen Momenten hatte sich das Tor durch ein lautes donnerndes mechanisches Krachen verriegelt und ein merkwürdig gewaltiges Tosen verriet die Gewalten der Notschleusung.
Marco hatte es geschafft! Aber zu welchem Preis? Und mit welchem Erfolg?
Es war nicht sicher auf welchen Strom das Schiff von Blackbeard hinausgeblasen werden würde. Er konnte zurück auf die erste Seite der Grandline katapultiert worden sein, aber auch ins Calm Belt oder sogar in eines der Blues. Im schlimmsten Falle wurde er auf den Strom zur Neuen Welt getrieben, aber Ace hoffte wenigsten etwas Glück in dieser unglücklichen Situation zu haben, das dies nicht der Fall wäre. Der größte Wunsch wäre jedoch ein Strom, der ihn direkt an die Felsen der Redline befördert hätte, aber letztendlich würden sie dies wohl nicht so schnell erfahren, hielt sich Blackbeard in den letzten Wochen gepflegt aus den Schlagzeilen heraus und ob er dies nach diesem ändern würde, stand in den Sternen.
Wie erstarrt stand Ace auf der Brücke, sein Blick weit in die Ferne gerichtet, waren seine Gedanken hier und überall und doch auch nirgends. Hoffnung und Verzweiflung zerrten gleichsam an sein Herz. Er wollte hoffen, das dies nicht das bittere Ende war, wie es jedoch gerade auf ihn wirkte und verzweifeln ließ.
„Bringt das Schiff zurück an unseren Liegeplatz!“, brachte er mehr abwesend heraus und riss sich dann doch zusammen. Er war der Kapitän! Er musste auch in solchen Situationen funktionieren… irgendwie zumindest. Und in jenen Moment konnte Ace sich in Marco hineinfühlen, wie es ihm vor Monaten ergangen sein musste, als er vor den Trümmern eines verlorenen Krieges stand und seinen Kapitän zu Grabe tragen musste. Hatte Marco sich damals genauso mies gefühlt, wie Ace sich jetzt im Moment fühlte?

Hektik brach auf der Einkaufsmeile aus, als im Hafen in einem gewaltigen Rums das große Handelsschiff in tausende kleine Splitter zerstob. Nur Haruta und die Krankenschwestern waren von diesem Ereignis nicht sonderlich überrascht worden, hatten sie von diesem Spektakel gewusst und setzten daher ihren Einkaufsbummel unbeeindruckt fort. Jedoch nur eine Stunde später veränderte sich auch dies, als der mechanische Donner des Schleusentores bis hin zur Einkaufsmeile hallte und das darauffolgende Tosen der Notschleusung nichts gutes versprach.
„Verdammt… Da lassen wir die Männer einmal für einige Stunden aus den Augen und schon zerlegen sie alles zu Kleinholz… Männer!“, schimpfte Silly, weil sie ihren wohl verdienten freien Tag als beendet erachtete. So wie sie das Chaos einschätzte, hatten die werten Herren wieder ordentlich zugelangt, wobei so einiges zu Bruch und schief gelaufen war und mit Sicherheit wartete bereits einiges an Arbeit auf sie. Aber in ihrer Stimme schwang auch Besorgnis mit, bedeutete die Notschleusung nur eines… Blackbeard war ihnen näher als gewünscht gekommen. Und sie stellte sich auch die Frage, ob Marco und Jozu das Kontrollzentrum der Stromkontrolle noch rechtzeitig wieder unter die Kontrolle der Fischmenschen gebracht haben konnten, sodass die Notschleusung von dort aus vorgenommen worden war oder hatte letztendlich der Notfallplan herhalten müssen und irgendjemand hatte die Notschleusung manuell an der Schleuse direkt ausgeführt.
„Ob Jimbei Ace und Marco noch vor dieser Show getroffen hat?“, fragte sich Leigh, während sie ihrer Schwester half, deren Einkäufe zum Schiff zu tragen. Während ihre große Schwester in diesem einen Geschäft haltlos zugeschlagen hatte, fiel ihr Einkauf wie immer mehr als spärlich aus. Silly hatte sie zu einem Sommerkleid überredet, das Leigh nie selbst gekauft hätte. Es war kurz, knapp und mehr als Figurbetont. Sie wusste gar nicht, wann sie dies tragen sollte. Letztendlich hatte sie sich zu diesem nur breitschlagen lassen, weil sie so ihrer Schwester ein anderes teures Kleid als Geburtstagsgeschenk für sich abringen konnte. Es war zwar auch Figurbetont, jedoch weit züchtiger als das, was Silly gern an ihr sehen wollte. So war sie letztendlich zu diesem Kompromiss bereit gewesen und zwei Kleider auf einer Einkaufstour grenzte bei Leigh schon an einen Rekord.
„Ich weiß es nicht!“, murmelte Silly und auch Haruta schüttelte leicht den Kopf, hing sie mit ihren Gedanken wo ganz anders. Sie fragte sich, wer die Notschleusung ausgeführt hatte und vor allem wo sie ausgeführt wurde. Ein Fischmensch? Es war ihre Schleuse und sicherlich würde einer ihrer Techniker dies vorgenommen haben. Aber was wenn es alles schnell gehen müsste? Als Ace und Marco diesen Notfallplan erwähnten, fiel kein Name wer dies ausführen sollte. Haruta hatte gedacht, das sie dies in den Händen der Fischmenschen ließen, konnten sie doch nicht alle glühenden Kohlen aus dem Feuer holen. Aber nun hatte sie ein ungutes Gefühl.
Auch Leigh wurde nachdenklich. Sie hatte von diesen ganzen Plänen und Taktiken keine Ahnung und nur am Rande zugehört, als diese erklärt wurden. Die Männer hatten den Damen diesen freien Tag versprochen und auch die Probleme hatten Ace nicht davon abgehalten sein Versprechen, das sie den ersten Tag auf der Fischmenschen Insel frei bekämen, gehalten. Wohl weil sie alle erahnten, das wenn es wirklich mehr Probleme als gedacht gäbe, sie nicht mehr so viel Freizeit zur Verfügung hätten, um alle gemeinsam einen erholsamen Einkaufsbummel zu unternehmen. Vor allem für Silly und Leigh würde es schwer werden dann noch einen gemeinsam Tag frei zu bekommen, hatte Leigh sich zu Sillys Stellvertreterin gemausert und vertrat ihre große Schwester, wenn sie Dienstfrei hatte.
Und je näher sie dem Anlegeplatz kamen, je nachdenklicher wurden sie alle. Die Oro Jackson hatte gerade erst wieder angelegt und eine bedrückende Stimmung herrschte unter den Männern. Sie alle sahen so aus wie vor Monaten, als sie der schrecklichen Tatsache ins Auge blicken mussten, das sie ihren starken Kapitän an einen Verräter und Mörder verloren hatten. Nun war die Stimmung gleich.
Als sie das Deck betraten und in die vielen betrübten traurigen Gesichter ihrer Nakama blickten, war es gewiss. Es war etwas schreckliches geschehen.
Sofort fiel ihr Blick auf die Brücke, stand dort Ace allein an der Brüstung zum Deck und wirkte mehr als allein und verloren. Sein Blick war gen Himmel gerichtet, als suche er in der begrenzten Weite der Kuppel etwas entscheidendes.
„Marco…“, flüsterte Leigh plötzlich, als ihr der kleine Firebird in Ace Hand auffiel. Sie kannte diese kleine spatzenähnliche Flamme, mit der Ace und Marco gelegentlich kommunizierten, wenn sie ihre Strategie schnell und unerkannt ändern mussten. Den Firebird verstand nur Ace. Nur er konnte aus dem zischen der Flamme die Botschaft von Marco hören und nur er konnte seinem Vize auf diese Art und Weise eine Botschaft zurück senden. Aber das Ace nun diese kleine blaue Flamme so beschützend in seinen Händen hielt, machte Leigh Angst.
„Ace… wo ist Marco?“, trat sie mit besorgter Stimme an ihn heran, sagte sein antwortender Blick alles. „Nein…“, konnte und wollte sie es im ersten Moment nicht glauben. Nicht ihr Marco! Nicht ihr bester Freund! Nicht der Mann, der in ihrem Herzen noch immer die zweit wichtigste Stellung einnahm.
Weinend fiel sie Ace in die Arme und schluchzte bitterlich. In jenem Moment brach für sie eine Welt zusammen, fühlte sich ihr Herz an, als habe jemand dort einen wichtigen Teil schmerzhaft entrissen und nur noch ein riesiges schwarzes unendlich tiefes Loch an jener Stelle hinterlassen. Sie hatte mit Marco so vieles erlebt, war er ihre erste große Liebe gewesen. Wer sollte ihr denn nun Mut machen, wenn sie wieder verzagend vor einer Situation stand, bei der sie nicht ein noch aus wusste.
Immer verzweifelter klammerte sie sich an Ace und suchte Trost in einem Moment, in dem es keinen Trost geben konnte. „Leigh… bitte beruhig dich doch!“, wollte ihre große Schwester sie von ihrem Kapitän fortziehen und selbst irgendwie trösten. Noch wusste doch niemand, was aus Marco wurde. Noch bestand doch Hoffung… dies redete sich Silly zumindest im Geiste ein, nachdem sie von Marcos Opfer gehört hatte.
Leicht schüttelte Ace jedoch den Kopf und hielt Leigh fester an sich gedrückt. „Nicht… es ist gut so!“, flüsterte er Silly zu, gab ihm dieser Moment selbst einen Augenblick der zulassenden Schwäche. Solang er sie hielt und tröstete, konnte er die Bürde des Kapitäns etwas auf Abstand bringen und ihr einfach nur der Freund sein, den sie jetzt brauchte.
Wie gern hätte er ihr und der Crew gesagt, alles werde wieder gut, Marco hat sicherlich rechtzeitig einen Weg hinaus aus der Schleuse gefunden, eh diese von den Fluten des Meeres vollkommen ausgefühlt worden war. Aber es wäre eine Lüge gewesen. Es war von vornherein klar, wer auch immer die manuelle Notschleusung auslöste, setzte sein Leben aufs Spiel und war von einem Nichtfischmenschen kaum zu überleben.
Die Gewalten des Meeres und der Ströme war unberechenbar und es nicht einmal sicher, wohin es ihn treiben würde. So wurde Ace in jenem Moment auch bewusst, das wenn auch die letzte Hoffnung erloschen war, er seinen Freund nicht einmal zu Grabe tragen könnte.
Die tosende kalte See war zu seinem einsamen Grab geworden.

„Verdammt!“, fluchte Garp, hatte er soeben ein sehr informatives Gespräch mit Großadmiral Senghok bald a.D. geführt und war so an einige Informationen gelangt, die ihm absolut nicht schmeckten. Jedoch noch weniger schmeckte ihm der Befehl, das er die Gewässer der Neuen Welt sofort zu verlassen habe, da er als Vizeadmiral a.D. und Ausbilder dort nichts zu suchen hätte und sein Aktionsradius der Ausbildung betreffend auf den East Blue sowie der dortigen Grandline beschränkt wurde.
Aber er konnte jetzt noch nicht umkehren! Es gab noch etwas wichtiges zu erledigen und diesbezüglich musste er nun zu einem mehr als außergewöhnlichen Mittel greifen, was ihm auch einiges an Selbstbeherrschung abrang.
„Shanks? Vizeadmiral a.D. Garp hier! Ich brauche deine Hilfe! Es geht um meinen Enkel Ace… es gibt große Schwierigkeiten ihm und der Marine betreffend!“
Eile war geboten, stand das Leben eines geliebten Menschen auf dem Spiel, sodass Garp selbst seinen Groll gegen den Roten Shanks einmal ruhen ließ und um deren Hilfe ersuchte.

Mühselig kämpfte sich der Hüne aus dem Wasser und orientierte sich sogleich, wohin es ihn getrieben hatte. Weit war der Strand, aber ihm keineswegs ein unbekannter Ort, sah er sein Ziel in der Ferne und seufzte betrübt. Es würde einiges an Zeit kosten dort hinzugelangen… Zeit die er jedoch kaum hatte. Aber er durfte nicht verzagen, hatte er doch sein Wort gegeben und war gewillt, es nicht zu brechen.

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