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Mai 25 2012

IceBluemchen

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43. Eine Gabe oder ein Fluch…?

Shuga hätte es doch wissen müssen, das er Sasuke keinesfalls alleine lassen hätte dürfen. Nun lag der Junge schlafend an seinen großen Bruder gekuschelt, hatte Itachi seinen Arm um ihn gelegt und so auch klar signalisiert „Sasuke bleibt heute Nacht bei mir!“.
Seufzend wand sich der Mediziner zum Hokage und musste ihm bedauernd mitteilen, das dieser dann heute Abend doch nicht mehr mit Sasuke sprechen könne. Dem Hokage rang es nur ein Lächeln ab, wie er den jungen Uchiha so dicht an seinen großen Bruder gekuschelt erblickte, jedoch der geschundene Anblick von Itachi betrübte ihn sogleich. Was hatten sich die drei Chunin nur dabei gedacht, ihn und Sasuke anzugreifen? Glaubte sie, dies hätte für sie keinerlei Konsequenz?
„Meister Hokage, Iruka, Naruto und ich waren bei Ichiraku’s Nudelshop, als wir den Tumult hörten. Als wir dazu kamen, lag Itachi bereits am Boden, während Sasuke von Zweien der drei Angreifer festgehalten und von seinem Bruder ferngehalten wurde. Ich kann ihnen leider nicht sagen, wer genau die Schlägerei begonnen hat. Diese Frage wird ihnen wohl nur Sasuke und Itachi, sowie die drei Chunin beantworten können.“, Kakashi glaubte zwar nicht, das die Aggression von Seiten der Uchiha begonnen hatte, schätzte er vor allem Itachi als so besonnen ein, das er keinen absichtlichen Ärger anzetteln würde. Aber es war für ihn schwer diesbezüglich Sasuke einzuschätzen. Den jungen Uchiha hatte er als einen wütenden impulsiven Jungen kennen gelernt und auch wenn sich dies seit Itachis Rückkehr und ihrer Versöhnung abgeschwächt hatte und Sasuke heute wesendlich glücklicher und gelassener wirkte, brodelte es noch immer unter der Fassade.
„Ich verstehe!“, entgegnete der Hokage. „Ich werde mit Itachi und Sasuke morgen Früh sprechen und mir im Anschluss die Aussagen der drei Chunin anhören. Dann wird sich alles aufgeklärt haben und wir wissen, wo wir die Schuld zu suchen haben!“, es brachte nichts weiter vor dem Zimmer Itachis zu stehen oder länger im Krankenhaus zu verweilen. So verabschiedete sich der Hokage und ging heim, auch wenn er seinen friedlichen Abend als dahin erachtete. Voller grübelnder Gedanken begleiteten seinen Heimweg und ganz konnte er diese auch nicht vor dem zu Bett gehen von sich schieben.

Aber auch für Sasuke war dies keine erholsame Nacht. Immer wieder wurde er wach, wenn Itachi sich bewegte und dabei schmerzlich aufstöhnte, obgleich er noch immer tief schlief. So schreckte er im halb Stunden bis Stundentakt aus dem Schlaf und immer mit der Angst geprägt, dieses mal könnte es etwas ernstes sein.
Und dennoch verbarg er am Morgen seine Müdigkeit, als die Morgenschwester sie leise weckte. „Guten Morgen, Nii-san! Wie fühlst du dich? Hast du gut geschlafen?“, Sasuke klang besorgt, aber bei Itachis Anblick war dies auch kein Wunder. Unterhalb des Verbandes um seinen Kopf, wanderte ein langer blauer Fleck hinab bis weit auf seine Wange. Itachis rechtes Auge war leicht angeschwollen und es schien ihm einige Mühe zu bereiten, es zu öffnen und offen zu halten.
Leicht fuhr sich Itachi über das Gesicht und nahm so den Verband um seinen Kopf herum wahr. Im ersten Moment fragte er sich wieso, aber die schemenhaften Bilder des vergangenen Abends kehrt wie auf Bestellung zurück und gaben ihm eine Erklärung für sein merkwürdiges Befinden. Er fühlte sich erschöpft, trotz das er wohl geschlafen hatte. Sein Kopf fühlte sich schwer an und auch seine Bauchregion nahm ein merkwürdiges Gefühl ein.
„Guten Morgen, Ot?uto!“, versuchte Itachi dennoch sein Unwohlsein mit einem Lächeln zu übergehen und seinem kleinen Bruder vorzumachen, das alles irgendwie schon okay sei. Jedoch ein schmerzliches zischendes einatmen als er sich aufsetzte, verriet anderes.
„Nii-san, es ist vielleicht besser, wenn du liegen bleibst!“, aber Itachi schüttelte sogleich den Kopf. „Nein, schon in Ordnung! Es geht schon wieder und außerdem muss ich ins Bad.“
„Aber Nii-san…“, wollte Sasuke ihn zurückhalten, ließ sein Bruder schon seine Füße aus dem Bett gleiten. „Nein Sasuke! Ich bestreite nicht, das mir mein Bauch schmerzt, aber wenn ich jetzt liegen bleibe, dann ist es wie vor Wochen, wo ich mich vor dem Schmerz des Aufstehens fürchtete. Der Schmerz wird vergehen und solang werde ich ihn ertragen!“, damit stand er auf, ließ sich jedoch sofort zurück auf das Bett sinken, war ihm leicht schwindlig geworden. So sah er seufzend über seine Schulter zu seinem kleinen Bruder. „Hilfst du mir?“
Sasuke verstand was Itachi meinte, mit der Furcht des Schmerzes die einen zögern ließ. Hana hatte es ihnen erklärt, das es wie eine Blockade ist, die man erst überwinden muss, eh man gegen das Zögern ankämpfen kann. Itachi tat dies genau in jenem Moment. Er überwand die Blockade aus Schmerz ohne dabei zu zögern, würde ein zögern ihn nur zurückwerfen.
„Ja, natürlich helfe ich dir!“, stand Sasuke auf und stützte seinen Bruder bis zum Bad. Jedoch blieb er an der Tür stehen und bestand darauf, das Itachi nicht abschloss. Kaum hatte er dann die Toilettenspülung gehört, öffnete er auch schon die Tür, um seinem Bruder bei der Morgentoilette behilflich zu sein. Zähneputzen, waschen, Haare kämmen und kaum war dies erledigt, verfrachtete Sasuke ihn wieder ins Bett.
Dann jedoch wurde Itachi ernst. „Was ist eigentlich geschehen, nachdem ich zu Boden ging? Ich erinnere mich nur noch an Schemen und dann irgendwie das Krankenhaus…“, Sasuke sah ihn betrübt an, hatte Shuga ihn vorgewarnt, das Itachi sich aufgrund der Gehirnerschütterung womöglich nicht mehr detailliert bis gar nicht an das Geschehen erinnern könnte. So berichtete Sasuke ihm alles. „Ich verstehe…“, murmelte Itachi und versuchte seine Bilder im Kopf dem erzählten zuzuordnen.
„Nii-san, warum hast du dich nicht gewährt? Ich meine, du hast sie abgewährt, aber warum hast du sie nicht einfach außer Gefecht gesetzt? Dann wäre dies alles nicht geschehen und du hättest jetzt keine Schmerzen!“
„Aber ich hätte das Misstrauen des Dorfes wieder auf mich gezogen!“, entgegnete Itachi sogleich. „Ich hätte mich währen können und sicherlich hätte meine Kraft ausgereicht, sie auch außer Gefecht zu setzten, aber genau auf dies zielte diese Attacke hinaus. Sie wollten mich soweit provozieren, das ich einen Fehler begehen und damit gezwungen wäre zu gehen. Sie habe Angst vor mir!“, verwundert sah Sasuke seinen großen Bruder an. Schon immer hatte Itachi eine sehr gute Menschenkenntnis. Er wusste immer was ein anderer fühlte, als könne er dies seinem Gegenüber aus dem Gesicht ablesen. Und dies war ihm damals selbst bei den emotionslosesten Uchiha gelungen, fragte sich Sasuke nun, wie er dies machte.
„Woher wusstest du, das sie dies wollten? Sie haben es doch nicht gesagt und ich fand auch nicht, das sie ängstlich aussahen! Wie liest du die Gefühle deines Gegenüber? Wie funktioniert dies?“, leicht musste Itachi schmunzeln. Er hatte geahnt, das irgendwann diese Frage kommen musste, denn Sasuke war aufmerksam… dies war er schon immer.
„Ich sehen es!“, war seine schlichte Antwort. „Manche Menschen werden mit einer besonderen Gabe geboren oder manchmal auch einem Fluch…“, seufzte er kurz. „Ich weis nicht, ob es sich bei mir um eine Gabe oder einen Fluch handelt, aber ich konnte schon immer die Gefühle Anderer deuten und seit ich über das Sharingan verfüge, perfektionierte ich dies. Ich sehe es Wort wörtlich und dies ist manchmal kein Segen… denn ich sehe den Hass, genauso wie die Liebe! Auch wenn diese Erklärung nur an der Oberfläche kratzt. Am ehesten musst du dir dies so vorstellen, das je stärker ein Gefühl, je eher nehme ich es wahr. Je vertrauter mir die Person, je eher nehme ich auch verborgene Gefühle war. Und je stärker das Gefühl und je vertrauter die Person, je eher schmerzt es, sodass ich dies verfluche… daher habe ich auch recht schnell gelernt, diese Gabe im Alltag auszublenden. Die Reize würde mich sonst überfluten und es ist auch nicht sehr höfflich, einen Freund oder den eigenen kleinen sehr skeptischen Bruder so zu lesen!“, schmunzelnd wuschelte er durch Sasukes Haar, der in der Tat mehr als skeptisch dieser Erklärung zuhörte, aber versuchte diese Skepsis nicht nach außen zu zeigen.
„Also hast du sie „gelesen“ und du hast mich jetzt gerade „gelesen“ oder?“, Sasuke fand dies äußerst interessant, aber irgendwie auch unheimlich. Er wusste von besonderen Gaben mit denen manche Menschen geboren wurden. Aber das auch sein Bruder über eine so außergewöhnliche Gabe verfügte, verwirrte ihn. Warum hatte er nie zuvor davon gehört?
„Ja ich habe ihre Gefühle gelesen und ihre Absichten waren nicht schwer zu erraten. Aber dich muss ich nicht lesen und ich will es auch nicht. Ich setzte diese Gabe schon sehr lang nur noch zu meiner Verteidigung und im Kampf ein. Und was deine Skepsis angeht… ich wäre auch skeptisch, wenn du mir von so einer Gabe erzählen würdest.“
„Ich habe es nicht gewusste! Wusste es überhaupt jemand aus der Familie? Ich weis auch nicht… irgendwie stell ich es mir sehr… kompliziert vor…“, er sagte es ja selbst, das er früh lernte es zu kontrollieren und im Alltag auszublenden und dennoch… war die Versuchung dann doch nicht vielleicht manchmal groß, es anzuwenden, wenn man sich mit jemanden stritt oder so!? Fiel Sasuke nun auch ein, das er seinen großen Bruder nie anlügen konnte. Itachi hatte es immer gewusst und ihn immer zur Ehrlichkeit ermahnt.
„Shisui hat es als einzigster gewusst. Als es mir damals bewusst wurde, half er mir es unter Kontrolle zu bringen und es später mit dem Sharingan auszutrainieren. Ich war damals gerade sechs Jahre gewesen und viele der Gefühle verstand ich nicht. Es war einfach besser es ausblenden zu können, als ständig sich der Reizflut stellen zu müssen.“
„Das kann ich verstehen.“, entgegnete Sasuke und kuschelte sich nachdenklich an seinen Bruder. In seinem Kopf arbeitete es und viele Fragen bildeten sich. Fragen auf die er nur teils eine Antwort fand, aber auch Fragen die er Itachi auch nicht stellen konnte, betrafen sie den Clanmord und er hatte es sich doch selbst auferlegt, seinen Bruder nicht mit quälenden Fragen darüber zu behelligen. Irgendwann würde er Antworten erhalten, war es letztendlich nur eine Frage der Zeit und Ausdauer, sowie seine Aufmerksamkeit auf die vielen kleinen Details. Noch war alles ein Puzzle mit vielen schwarzen Flecken das irgendwann ein unbekanntes Bild formen würde. Aber Sasuke wollte sich in Geduld über… Irgendwann würde er über die wahren Gründe bescheid wissen und dann seinen Bruder auch verstehen.
Es klopfte an der Tür und Shuga trat ein. Er wollte vor der Visite noch nach Itachi sehen und sich erkundigen, wie die Nacht verlaufen war. „Guten Morgen ihr Zwei! Gut geschlafen? Irgendwelche Beschwerden?“, aber wenn er sich so die müden Gesichter ansah, gähnte Sasuke in jenem Augenblick auch noch herzhaft auf, hätte er sich zumindest die Frage nach dem gut geschlafen erübrigen können.
„Guten Morgen Shuga!“, entgegnete Itachi mit matter Stimme und versuchte es erst gar nicht, dem Mediziner etwas vorzumachen. Aber Shuga war mit auch der Einzigste, dem er offen über sein körperliches Befinden bericht erstattete. Es war wichtig für seine Therapie gegen seine tödliche Krankheit. War dies auch der einzigste Grund, weshalb er sich seinem Freund so offen gab. „Es geht so, vor allem noch sehr müde und wackelig auf den Beinen. Als ich aufgestanden bin, war mir leicht schwindlig geworden, aber Sasuke hat mir geholfen, sodass es ging.“
„Und dein Bauch? Hast du Schmerzen oder diesbezüglich andere Beschwerden?“
„Wenn ich mich bewege, schmerzt mein Bauch. Jedoch wenn ich mich ruhig halte, verspüre ich nur ein leichtes ziehen und unangenehmen Druck.“, beantwortete Itachi ihm auch dies.
„Und dein Kopf? Außer dem Schwindel sonst noch irgendwelche Einschränkungen? In wie weit kannst du dich an die Geschehnisse erinnern?“
„Nur das Schwindelgefühl und eine leicht eingeschränkte Sicht auf dem rechten Auge. Sonst braucht mein Kopf nur noch eine gute Portion Schlaf. Aber meine Erinnerung an die Ereignisse ist in der Tat eingeschränkt und Schemenhaft. Sasuke hat mir alles Berichtet und ich kann es meinen Bildern im Kopf zuordnen, aber dennoch gibt es Lücken.“, es war für Itachi unangenehm, das ihm Erinnerungen so unpräzise und wage erschienen. Er hatte das Gefühl, als fehle ihm wichtiges, obgleich Sasuke ihm alles erzählt hatte.
„Ich verstehe! Du hast eine schwere Gehirnerschütterung erlitten, weswegen deine Erinnerung eingeschränkt ist. In wie weit sie noch wiederkehren wird, ist schwer zu sagen, da du auch einen leichten Schock erlitten hast. Ansonsten hast du eine Platzwunde am Oberkopf, welche ich geklebt habe und ein großflächiges Hämatom im Bauchreim und unterer Rippenbogen. Zur großen Erleichterung keine Inneren Verletzungen und ob es Nachwirkungen auf dein allgemeines Befinden hinterlassen hat, werden wir gleich sehen.“, daraufhin steckte er Itachi ein Thermometer in den Mund und horchte seine Lunge und Herz ab. Er ließ von einer Schwester den Kopfverband entfernen, um sich die Wunde näher anzusehen und neu verbinden zu lassen. Und auch seinen Bauchraum untersuchte er gründlich, obgleich Itachi dies sehr unangenehm und auch als schmerzhaft empfand.
„Kein Fieber und sonst auch so alles im Normalbereich. Dennoch verordne ich dir für heute strenge Bettruhe und Ruhe!“, bei dem letzten Wort sah er auf Sasuke, der sich sofort angesprochen fühlte. „Keine Sorge! Ich muss nachher leider zum Training!“, brubbelte er und gähnte erneut.
„Ja, aber erst wirst du dich mit Meister Hokage unterhalten! Er wollte zu 09:00 Uhr zu euch kommen und eure Aussage über den gestrigen Vorfall hören. Es erschien mir so, das er dem Vorfall persönlich nachgehen wird. Aber jetzt gibt es erst einmal Frühstück!“

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