«

»

Mai 25 2012

IceBluemchen

Beitrag drucken

41. Notaufnahme

„Oh Dr. Shuga, du bist noch hier?“, wunderte sich Hana, hatte er doch heute Tagesdienst und somit längst Feierabend. „Ja, ich wollte bleiben bis Itachi zurück ist. Ich bin einfach neugierig, wie ihm die Überraschung gefallen und wie er sich den Tag über gefühlt hat.“
Hana musste darüber schmunzeln, auch sie war neugierig, wie er sich den Rest des Tages gemacht hatte. Den Vormittag hatte sie dank eines Zufalls miterleben können, hatte sie eher zufällig von dem Ausgang gehört und Sasuke angeboten, ihn zu begleiten und Itachi im Auge zu behalten, falls es ihm schlecht gehen sollte. Sasuke war über dieses Angebot dankbar gewesen, waren vier Augen einfach besser als nur Zwei.
„Ich weis es, aber ich verrat es dir nicht!“, grinste sie nun und machte sich wieder an ihre Arbeit, musste sie bei der Essensausgabe aushelfen, war die Station fast komplett belegt und Krankenschwestern knapp.
Leicht schüttelte Shuga den Kopf, befand er Hanas Einsatz für Itachi als etwas zu viel. Es kam ihm fast so vor, als habe sie sich Hals über Kopf in den Uchiha verliebt. Und wenn? Er gönnte es ihr, war Itachi ein netter junger Mann, ihm mittlerweile ein guter Freund und es würde auch Itachi sicherlich gut tun.
Auch wenn Itachi mit Hilfe von Medikamente einige gute Jahre bevorstanden, war für ein positives Befinden auch das Umfeld wichtig. Sasuke liebte seinen großen Bruder und er würde alles für ihn tun. Aber neben der Familie waren auch Freunde wichtig und eine Freundin wäre für sein Befinden etwas gutes. Liebe war eine starke Medizin und übertraf so manche medizinische Prognose.
Aber was dachte er sich hier eigentlich. Zu solchen Gedanken gehörten immer zwei und wie Itachi über Hana dachte, hatte er keine Ahnung. Seufzend sah er auf die Uhr. Es war kurz vor sieben Uhr und er hätte eigentlich seit fast einer Stunde Feierabend, jedoch seine Neugier war einfach zu groß und er wollte auch noch ein wenig Fachliteratur durcharbeiten, fehlte ihm bislang ein Ansatz für ein Heilverfahren des lymphattischen Infekts. Was nützte es die Infektion mit Antibiotika ruhig zu stellen, wenn dies nur einen Stillstand aber keine Heilung versprach. Er musste Nachforschungen anstellen, was bei resistenten Bakterien noch alles unternommen werden konnte, um diese zu bekämpfen.
Vertieft in einen dicken medizinischen Wälzer, las er interessiert über einen Ansatz per Blutwäsche, den Erregerstamm zu dezimieren und das Immunsystem durch eine Gabe aufbereiteter Bluttransfusionen zu stärken. Dies war zwar wieder nur eine Maßnahme zur Verbesserung des allgemeinen Befindens und Entlastung des Immunsystems, aber er würde sich dies merken. Regelmäßig angewandt, könnte dies für Itachi einiges an zusätzlicher Zeit bedeuten. Bedeutete dies aber auch mehr Forschungszeit für Shuga und damit eine Chance auf ein Heilmittel.
Nachdenklich machte er sich einige Notizen. Maßnahmen zur allgemeinen Verbesserung des Befindens, Ansätze zur Immunsystemstärkung, Überlegungen für mögliche Heiltheorien. Er hatte sich bezüglich Itachis Fall ein extra Notizbuch zugelegt, wo er all seine Erkenntnisse, Ergebnisse und Lösungsansätze notieren wollte. Er hatte erst mit seiner Forschungsarbeit begonnen, musste er diese von Anfang an in einem geordneten Rahmen festhalten, durfte ihm keine Kenntnisse abhanden kommen oder in Vergessenheit geraten.
„Dr. Shuga, komm schnell…“, riss Hana plötzlich die Tür zum Aufenthaltsraum der Krankenschwestern auf, „Itachi wurde gerade in die Notaufnahme eingeliefert.“, sofort sprang Shuga auf, glaubte er sich verhört zu haben.
„Was? Warum?“, fragte er, während er bereits neben Hana in Richtung Treppen eilte, um zur Notaufnahme zu gelangen. „Ich weis es nicht! Ich habe eben nur diese Information erhalten, sollst du sofort dort hinkommen!“

Dr. Matsu war entsetzt, als er in den Behandlungsraum gerufen wurde, in dem Kakashi gerade Itachi gebracht hatte. Der Uchiha lag wimmernd und krampfend auf dem Behandlungstisch, sein Gesicht blutverschmiert und schmerzverzerrt. Sein kleiner Bruder stand verstört neben ihm und hielt seine Hand.
„Was ist geschehen?“, fragte er an Kakashi gerichtet, berichtete dieser sogleich von dem Übergriff. Dr. Matsu seufzte. Es gab einige Bedenken bezüglich Itachis Ausflug, aber sie konnten ihn doch nicht auf Ewig im Krankenhaus behalten, nur weil es hier niemand wagte ihm zu nahe zu kommen. Eigentlich hatten sie es auch ein wenig bezweifelt, das er in der Öffentlichkeit und im beisein seines kleinen Bruders attackiert werden würde. Sie hatten sich alle geirrt.
Gründlich untersuchte er Itachis Verletzungen, traf auch Dr. Shuga ein und unterstützte ihn dabei. Während Dr. Matsu sich der Blessuren des Bauches annahm und ihn auf innere Verletzungen und Blutungen untersuchte, versorgte Shuga die stark blutenden Platzwunde seitlich am Kopf. Erschwert wurde Shugas Aufgabe jedoch durch den Umstand, das sein Patient seinen kleinen Bruder im festen konzentrierten Blick hatte.
„Itachi, kannst du mich hören? Ich muss deine Kopfwunde reinigen, aber dazu muss ich deinen Kopf auf die andere Seite drehen!“, sprach Shuga Itachi an, aber dieser reagiert nicht im geringsten.
„Ihm ist schlecht!“, flüsterte Sasuke, kannte er mittlerweile dieses Verhalten von Itachi, wenn er sich darauf konzentrierte, sich nicht übergeben zu müssen. Es war einige Male vorgekommen, wenn er seine Medikamente auf nüchternen Magen hatte nehmen müssen, da noch eine wichtige Untersuchung ausstand, das sich ihm der Magen umdrehte. Dann hatte es ihm auch geholfen, sich auf Sasuke zu konzentrieren und die Übelkeit auszublenden.
„Er hat eine schwere Gehirnerschütterung und…“, Shuga warf einen kurzen Blick auf Itachis Bauch, wo sich großflächig Hämatome abzeichneten.
„Dr. Matsu können sie Itachi etwas gegen seine Übelkeit geben?“, Shuga wusste nicht in wie weit dies die Untersuchung des Oberarztes beeinträchtigen würde, war es besser wenn dieser daher das Mittel gab, welches in der momentanen Situation am Besten wäre. „Einen Moment, ich bin gleich fertig.“, konzentriert sondierte Dr. Matsu Itachis Bauch. Das eine schwere Prellung des Bauchraumes vorlag, war unverkennbar. Aber es bestand die Gefahr innerer Verletzungen und Blutungen, mussten diese wenn dann gefunden und gestillt werden.
Shuga wartete und konnte im Moment nichts weiter machen, als eine Kompresse auf die Kopfwunde zu drücken. Er wollte es vermeiden, das sich Itachi zu seinen Bauchschmerzen hin, auch noch übergeben müsste.
Dr. Matsu beeilte sich und war dennoch gründlich. „Keine inneren Blutungen oder Organschäden, jedoch eine tiefgehende Prellung des kompletten Bauchbereiches mit einhergehender Muskelverhärtung. Ich gebe ihm ein Muskelentspannendes Mittel, welches auch die Übelkeit nehmen wird.“, zusätzlich bekam Itachi auch ein Schmerzmittel, entspannte er sich allmählich.
Itachi fühlte sich besser, schwand die Übelkeit und auch die Schmerzen im Bauch und seinem Kopf ließen nach, jedoch kam ihm sein Geist so unendlich langsam vor. So versuchte er sich weiter auf Sasuke zu konzentrieren, hielt sein kleiner Bruder ihn auch bei Bewusstsein. Außerdem brauchte Sasuke ihn jetzt. Er hatte Angst und war so voller Sorge, Itachi musste ihm zeigen, das bald alles wieder gut war, weshalb er seine Hand sanft drückte und sich gar ein leichtes Lächeln abrang.
Shuga versorgte die Platzwunde und legte einen festen Verband an. „Sasuke, haben die Schläger dich auch erwischt?“, fragte er nebenbei, während Itachis letzten Blessuren versorgt wurden.
Leicht schüttelte der Kleine seinen Kopf. „Nein, sie haben mich nur festgehalten und von Itachi weggezogen. Mir geht es gut…“, sein Blick lag auf seinen großen Bruder. Itachis sah ihn sanft und liebevoll an, er dachte wieder nicht an sich selbst, obgleich es ihm im Moment so schlecht ging.
„Ist gut, dennoch möchte ich mich gern vergewissern, das sie dir wirklich nichts getan haben!“, bestand Shuga darauf, ihn sich im Anschluss kurz anzusehen. Aber Sasuke hatte sein Befinden gut eingeschätzt. Bis auf ein paar blauen Flecken, war er völlig unversehrt. Dann aber ging es endlich aufs Zimmer…

Eine halbe Stunde später saß Sasuke auf einem Stuhl am Krankenbett seines Bruders, schlief Itachi tief und fest, hatten sie ihm ein Beruhigungsmittel verabreicht. Sein Körper und Geist sollten so zur Ruhe gebracht werden, würde er sich morgen Früh schon besser fühlen. Sasuke hoffte es sehr.
Seufzend sah er in das friedlich schlafende Gesicht und hielt sich seinen grummelnden Bauch. Durch die gesamte Aufregung war das Abendessen völlig vergessen worden, aber sein Körper erinnerte ihn nun an seinen Hunger. Jedoch bezweifelte er, das er jetzt etwas hinunter bekommen würde.
Traurig legte er seinen Kopf auf der Bettkante ab und ignoriere den grummelnden Protest seines Magens. Der Tag hatte so schön begonnen und war in einer Katastrophe geendet. Warum war ihnen nicht etwas Glück vergönnt? Warum musste alles immer ein schreckliches Ende finden?
„Sasuke, 10 Minuten noch… dann musst du leider Heim gehen!“, erinnerte Shuga den Kleinen daran, das die Besuchszeit längst verstrichen war und er leider nicht über Nacht hier bleiben dürfte. „Kakashi wartet auf dem Flur. Er wird dich dann nach Hause bringen!“, Sasuke nickte nur kurz und hing weiter seinen Gedanken nach.
Itachi war so glücklich gewesen und freute sich auf ihre gemeinsame Zeit, endlich wieder als Familie normal leben zu können. Aber war dies überhaupt möglich? Sie konnten ja noch nicht einmal unbehelligt durch die Straßen Konohas laufen, ohne einen Übergriff zu fürchten. Heute war dies noch glimpflich verlaufen, aber es hätte auch schlimmer kommen können.
Leicht schniefte er und sah auf seinen friedlich schlafenden Bruder. Itachi hatte ihn beschützen wollen, dies hatte Sasuke längst begriffen, als er über die gesamte Situation nachgedacht hatte. Er hatte ihn schützend hinter sich und fort geschoben und dies trotz seines angeschlagenen Zustandes.
Es hatte Sasuke überrascht, wie gut sein Bruder die Schläge und Tritte erst abwähren konnte. Itachi war noch lang nicht in Bestform und dennoch hatte es mühelos gewirkt. Aber der Schein trüge. Was mühelos gewirkt hatte, hatte ihm viel abverlangt. Jedoch eine Schwäche zeigen, kam für Itachi nicht in Frage, war es nicht seine Art… nicht die Art wie er erzogen worden war. Emotionen und Schwächen zu zeigen, galt in ihrem Clan bereits als Schwäche. So etwas wurde grundsätzlich versucht zu verbergen, machte dies den Feind wiederum unsicher.
Seufzend dachte Sasuke an das Angebot seines Sensei. Er hatte sie am Abend begleiten wollen, aber sie hatten dies nicht gewollt. Sie hatten keine Gefahr erahnt, glaubten nicht recht daran, das jemand sie offen vor Passanten angreifen würde.
Sie hätten das Angebot vielleicht doch annehmen sollen. Aber sie wollten auch nicht abhängig sein. Sie konnten doch nicht immer einen „Bodyguard“ mitnehmen! Es musste doch auch ohne gehen…
Ja es würde ohne gehen! Nahm sich Sasuke vor, mehr und härter zu trainieren. Er würde stärker und besser werden, damit er in Zukunft seinen Bruder beschützen konnte. Er würde nicht zulassen, das sich diese Situation noch einmal wiederholte. Er würde trainieren und lernen.
Seine Hand wanderte zu seinen Augen. Er müsste schnellstens lernen mit seinem Sharingan umzugehen. Wozu nützte es ihm, wenn er es nicht beherrschte? All die Jahre auf der Akademie hatte er diesem keine große Aufmerksamkeit geschenkt. Er hatte sich auf die einfachen Jutsus und Tai-Jutsu konzentriert. Es wurde Zeit, das er lernte wie ein Uchiha zu kämpfen… schließlich war Itachi mit zwölf Jahren bereits Jonin.
Es ärgerte Sasuke das er noch als Genin herumdümpelte. Jedoch lag dies gar nicht an ihm, hatte sich einiges an der Akademie verändert. Die Prüfung zum Genin durfte seit einigen Jahren erst mit zwölf Jahren abgenommen werden. Er hätte also noch gar nicht weiter sein können, auch wenn er es gewollt hätte.
Jedoch jetzt stand ihm nichts mehr im Wege aus… er musste trainieren und seinen Sensei überzeugen, das er bereit für die Chunin-Auswahlprüfung war.
Trainieren und lernen… um Itachi beschützen zu können… dies war sein Plan.
Entschlossen stand er auf und sah zur Tür, aber er konnte jetzt nicht gehen, wollte es nicht. Er fühlte sich bei dem Gedanken schlecht, die Nacht allein in seiner kleinen Wohnung zu verbringen und nicht zu wissen, wie es im Moment seinem Bruder ginge.
Flink zog er sich seine Schuhe aus, holte die zweite Decke vom anderen Stuhl, die eigentlich dort für Itachi lag, fror er oft nach einem der Fieberschübe und so hatte er immer die Möglichkeit sich in eine zweite Decke zu hüllen. Vorsichtig kletterte er zu seinem Bruder ins Bett und kuschelte sich an ihm. Er würde heute Nacht hier bleiben, komme was wolle, und er würde ab Morgen noch härter trainieren, waren seine letzten Gedanken die ihm durch den Kopf gingen, eh sein Körper aufgab nach Essen zu verlangen und ihn in einen traumlosen Schlaf versetzte…

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://icebluemchen.4lima.de/?p=1326