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Mrz 12 2012

IceBluemchen

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36. Strafe

Nachdenklich saß Sasuke am Nachmittag im Aufenthaltsraum und ließ das Gejammer von Naruto an sich abprallen, stank es dem Uzumaki sehr an, das er wegen eines Großbrandes um seine erste längere Mission gebracht worden war. „Ach menno und dies alles nur wegen eines dummen Kurzschlusses. Warum haben die dort damals nicht den Strom abgestellt. Dort wohnt doch eh seit Jahren keiner mehr.“, jammerte er, während Sakura ihn nur giftig anfauchte, er solle in Sasukes Gegenwart etwas mehr darüber nachdenken, über was er sich eigentlich beschwere.
Jedoch Sasuke war es recht egal, was der Hokage den Dorfbewohnern als Brandursache erzählte. Er wusste es besser, aber behielt es für sich. Dies hatte er Itachi versprochen, nachdem Kakashi ihnen erklärt hatte, dass das gesamte Geschehen als Unfall durch einen Kurzschluss in einem der leerstehenden Häuser abgetan wurde.
„Schon gut Sakura. Das Viertel hätte eh bald abgerissen werden sollen.“, wand er ein, eh Sakura gegenüber Naruto noch handgreiflich werden würde, hatte Sasuke für so etwas im Moment keine Nerven. Er fieberte noch immer etwas und gehörte eigentlich ins Bett, aber Kakashi und Itachi wollten einen Moment alleine miteinander sprechen und sich über eine angemessene Strafe Gedanken machen.
Was würden sie ihm nur aufbrummen? Alles mögliche ging ihm durch den Kopf, von einfacher Strafarbeit, wie Naruto sie immer nach seinen Streichen verrichten musste, bis hin zu solchen Absurditäten das Viertel wieder aufzubauen.
„Oh, davon hattest du noch gar nicht erzählt. Warum sollte es denn abgerissen werden?“, biss sich Sakura sofort auf die Unterlippe, das sie nun auch dieses Thema anging.
„Es liegt doch auf der Hand!“, meinte Sasuke nur, „Wer will schon an einem Ort wohnen, wo so viele Menschen ihren Tod gefunden haben. Dort soll niemand mehr wohnen. Itachi-san und ich haben heute Vormittag uns dafür entschieden, das dort ein Park entstehen soll. Ein Ort der Ruhe, der zum Schrein unserer Ahnen und dem dahinterliegenden Friedhof passt.“, seufzend sah er auf und in die überraschten Gesichter seiner Freunde. „Es ist ein Abschluss, den Itachi-san und ich einfach gebraucht haben. Jetzt endlich können wir nach vorne sehen, ohne das uns noch Schatten der Vergangenheit belauern und an alles erinnern.“
Nun waren Sakura und Naruto vollkommen verdutzt, das Sasuke plötzlich so offen mit ihnen über so etwas sprach, verbarg er sich doch sonst immer hinter einer Fassade aus Emotionslosigkeit und Gleichgültigkeit. Jedoch hatte sich für ihn auch einiges verändert und die Anwesenheit seines großen Bruders schien ihm diesbezüglich sehr gut zu tun. Er taute auf, so kam es ihnen vor und so fanden sie es auch ganz gut.
Jedoch blieb es ihnen auch nicht verborgen, das er im Moment überhaupt nicht bei der Sache war, sondern mit seinen Gedanken irgendwo ganz anders herumhing.

„Was gedenkst du, wegen Sasukes Vorgehen zu unternehmen?“, fragte Kakashi ohne größere Umschweife, wusste Itachi doch genau was sie von ihm erwarteten.
„Ich weis es nicht!“, gestand Itachi jedoch sogleich, „Ich habe mich sehr lange mit ihm darüber unterhalten und er hat mir ja letztendlich auch alles erzählt. Es geschah aus einem emotionalen Affekt heraus und normalerweise würde er nicht so impulsiv handeln.“, nachdenklich sah Itachi aus dem Fenster und überlegte laut, „Damals habe ich über den selben Schritt nachgedacht. Einfach alles abbrennen und zu Staub zerfallen lassen, damit ich nicht mehr daran erinnert werde. Sasuke und Ich sind uns in diesem sehr ähnlich. Er wollte auch nicht mehr daran erinnert werden und endlich nach vorn sehen können. Wie soll ich ihm eine Strafe aussprechen, wenn ich an seiner Stelle wohl gleich gehandelt hätte?“, er schüttelte den Kopf und sah Kakashi ernst an. „Ich kann ihn nicht bestrafen! Es wäre nicht fair von mir, dies zu tun! Ich habe ihm so viel Kummer bereitet. Ich käme mir wie ein Heuchler vor, wenn ich dies nun täte. Müsste er mich dann nicht auch für meine Tat bestrafen, obgleich ich durch das Seppuke dafür gebüßt habe?“, abermals schüttelte er leicht den Kopf. „Nein, ich kann ihm keine Strafe aussprechen! Wenn Meister Hokage oder du darauf bestehen, dann geschieht es in eurem Namen, aber ich spreche mich klar dagegen aus!“
„Meister Hokage und ich bestehen nicht auf eine Bestrafung! Ich für meinen Teil wollte es dir überlassen und hätte Meister Hokage eine Strafe vorgesehen, hätte er diese bereits ausgesprochen. Also ist es entschieden und Sasuke kann zurück ins Bett. Er sah noch immer etwas fiebrig aus.“, Kakashi konnte es sehr gut verstehen, das Itachi seinen kleinen Bruder in diesem besonderem Fall nicht bestrafen wollte. Es wäre in der Tat, als würde man den Bock zum Gärtner machen.
„Er hat auch noch etwas Temperatur, aber er kann genauso wenig stillsitzen. Aber es wird eh Zeit für meine Reha und da wird Hana ihn wieder in sein Bett verbannen.“, erklärte Itachi und eine Vorfreude stieg in ihm auf. Er freute sich auf die heutige Reha und die Aussicht, vielleicht heute endlich das erste mal wieder selbstständig auf die Toilette zu kommen oder vielleicht sogar unter die Dusche.
„Na dann wünsch ich dir viel Spaß!“, verabschiedete sich Kakashi und ging mit seinen zwei Schülern, wollte er sie noch etwas auf dem Trainingsplatz fordern.

„Hier für dich!“, überreichte Sasuke seinem großen Bruder eine große Schachtel selbstgebackener Schokoladenkekse, „Sakura hatte sie heute Morgen frisch gebacken. Ich glaube es war ein großer Fehler, die Kekse immer dankbar anzunehmen, nur um sie danach hinter ihrem Rücken an die Krankenschwestern und Shuga zu verschenken. Obwohl…“, mit einem verschmitzten Lächeln setzte er sich zu Itachi und nahm sich einen der Kekse heraus, „…so hast du etwas leckeres! Aber sie macht eindeutig zu viel Schokolade hinein!“, nahm er einen Biss und verzog angewidert das Gesicht.
Itachi schmunzelte und nahm seinem kleinen Bruder den angebissenen Keks aus der Hand, nur um in sofort selbst zu probieren. „Lecker!“, war die knappe Antwort, schob sich Itachi auch den Rest des Kekses in den Mund und stellte die Schachtel in Greifweite auf den Beistelltisch, der seit der Überwachungsmonitor dort nicht mehr stand, seinen Platz gefunden hatte.
Fragend und auch leicht nervös sah Sasuke nun seinen Bruder an, war nun der Moment gekommen, wo er seiner Strafe entgegensehen müsste. „Und? Was erwartet mich nun? Hausarrest? Sozialstunden? Arbeitsdienst? Was habt ihr euch als Strafe für mich ausgedacht?“
„Ich bestrafe dich dafür nicht!“, entgegnete Itachi und sah Sasuke ruhig aber auch ernst an. „Wäre es ein x-beliebiger Ort gewesen, hätte ich dich ohne zu zögern bestraft, denn es wäre aus blinder Zerstörungswut heraus gewesen. Aber hier handelt es sich nicht um einen x-beliebigen Ort. Du hattest das Recht wütend zu sein, auch wenn du etwas überzogen reagiert hast. Mit diesem Ort war so vieles verbunden und nun ist es endlich vorbei. Ich will mit dir nach vorne sehen und dies können wir nun endlich.“
Erleichtert darüber nicht bestraft zu werden, kuschelte sich Sasuke an seinen Bruder und schloss seine Augen. Er war müde und nun wo die Ungewissheit fort war, konnte er sich endlich etwas entspannen. Itachi ließ ihn schlafen, auch wenn er ihn bald wieder wecken müsste, wenn seine nächste Reha-Stunde anstand. Aber solang wollte auch er sich noch etwas ausruhen und nahm sich noch einen Keks. „Wirklich lecker!“

Irgendwie hatte Hana es bereits geahnt, das nun wo es Itachi einmal aus dem Bett geschafft hatte, er dies auch ausbauen wollte. Er war wie Sasuke und die Toilette das klare gesteckte Tagesziel.
Hilfreich für dieses Ziel war, das ihr Zimmer nur sehr klein war und so der Weg bis zur Toilette nur gute zehn Schritte umfasste. Aber es waren zehn anstrengende Schritte und ohne stützende Hilfe eines Pflegers für Itachi nicht zu bewältigen.
Alleine stehen ging dann schon etwas besser, solang er sich mit beiden Händen irgendwo festhalten konnte. Itachi war sichtlich erleichtert, das es nun endlich mit erkennbaren Fortschritten voran ging.
Es entwickelte sich für ihn gerade alles so gut. Sein Verhältnis zu Sasuke war wieder mehr als gut und er musste sich nicht mehr verstecken. Er hatte wieder eine Zukunft, wenn auch nur zeitlich begrenzt und mit einem ungewissen Ausgang. Jetzt war einfach nicht die Zeit an das späte Kommende zu denken, wollte er das hier und jetzt genießen. Jeden geschenkten Tag mit seinem kleinen Bruder wollte er auskosten und dies möglichst bald außerhalb des Krankenhauses.
Aber hier kam unweigerlich die Frage auf „Wo war außerhalb des Krankenhauses?“ und „Wann war möglichst bald?“.
Shuga hatte ihm einen längeren Krankenhausaufenthalt prophezeit, aber im Moment kam Itachi dies so abwegig vor, fühlte er sich gut und wurde mit jedem Tag kräftiger. Jedoch auch wenn Shuga sich vielleicht geirrt hatte, war da noch das Problem, das er selbst keine Wohnung besaß und Sasuke bewohnte ein kleines Einzimmer-Apartment. Es würde zu klein für sie Zwei sein und sicherlich auch nicht erlaubt, waren diese Apartments für alleinlebende Waisenkinder.
Er würde über dieses Thema mit Sasuke schnellstens sprechen müssen. Vielleicht wollte Sasuke auch gar nicht mit ihm zusammen wohnen, wobei er diesen Gedanken schnell wieder verdrängte. Es war für ihn einfach undenkbar, das Sasuke es nicht wollen würde.
Nein, sie würden sich eine schöne Wohnung nahe des Parks suchen oder… Itachi kam ein Gedanke, der ihn immer mehr einnahm, den er aber ohne Sasukes Zustimmung keinesfalls umsetzen würde, auch wenn sich dieser Gedanke immer mehr in seinem Kopf festsetzte und sich bildlich ausformte. Ohne Sasuke würde er diesen Gedanken nicht verwirklichen, ohne ihn würde er nicht eine so weitreichende Entscheidung treffen.

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