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Mrz 12 2012

IceBluemchen

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34. Itachis schweigende Frage

Es war früher Morgen, hatte sich die Sonne gerade erst mühevoll über den weiten Horizont gekämpft und kündigte einen wunderschönen sonnigen Tag an. Langsam lief Shuga in Richtung Krankenhaus und dachte über die sich überschlagenden Ereignisse des vergangenen Abends nach.
Erst war Sasuke aufgebracht aus dem Krankenhaus entflohen und niemand konnte recht sagen, wohin er gelaufen sein könnte. Zu dumm war es aber auch gewesen, das Shuga erst darauf kam, Itachi nach dem möglichen Ziel seines Bruders zu fragen, als dieser bereits durch das Beruhigungsmittel eingeschlafen war.
Itachis Aktion hatte ihn aber ebenso überrascht. Er hatte sich am Morgen kaum rühren können und dennoch hatte er am Abend versucht seinen kleinen Bruder aufzuhalten und zu folgen. Es musste für Itachi ein wahrer Kampf gewesen sein, sich aus dem Bett zu hieven, ganz geschweige von den Schmerzen. Aber er war ein Uchiha und Elite-Shinobi. Willensstärke war etwas, was ihm im Blut lag und so war es absolut kein Wunder, das er die Schmerzen einfach ignorierte. Jedoch sein geschwächter Körper wies ihn dann doch in die Schranken, auch wenn er bis zu letzt in Sorge um Sasuke war.
Als Kakashi einige Zeit später Sasuke zurück brachte, rückte für Shuga der Feierabend in weite Ferne. Sasuke war vollkommen entkräftet gewesen und glühte förmlich. Er hatte sehr hohes Fieber, aber es grenzte an ein Wunder, das seine Entzündung an der Leber nicht in Mitleidenschaft gezogen worden war. Das Fieber rührte alleinig von der Erschöpfung und Überanstrengung her und würde schnell wieder abklingen, sobald der Körper die nötige Erholung und Führsorge erfuhr.

Leicht rümpfte Shuga die Nase, lag noch immer der Geruch von Verbranntem in der Luft. Auch stieg in der Ferne noch immer Rauch auf, jedoch wenigsten schienen die größten Feuer mittlerweile gelöscht worden zu sein.
Leicht schüttelte Shuga seinen Kopf, als wolle er so den Geruch von Verbranntem abschütteln. Jedoch dachte er eher ungläubig darüber nach, wie ein komplettes Viertel auf einem Schlag in einem lodernden Flammenmeer aufgehen konnte, zumal es das Uchiha-Viertel war und zu diesem Zeitpunkt, wo der Alarm für einen Großbrand durch die Straßen des Dorfes jaulte, Sasuke noch flüchtig zeichnete.
War dies die Dummheit, die Itachi so gefürchtet hatte? War Sasuke deswegen so entkräftet und am Ende gewesen? Es wäre zumindest eine plausible Erklärung!
„Guten Morgen, Shuga!“, schrak der Mediziner zusammen, als Kakashi plötzlich wie aus dem Nichts neben ihm auftauchte. „Oh Kakashi, schleichst du dich an jeden so von hinten an? Ich habe mich vollkommen erschrocken. Dennoch dir auch einen guten Morgen!“, dann runzelte Shuga jedoch die Stirn. „Wieso bist du eigentlich noch in Konoha? Solltest du nicht bei Sonnenaufgang zu einer mehrtägigen Mission aufbrechen.“
„Nach dem gestrigen Zwischenfall habe ich die Mission abgegeben. Meister Hokage bat mich, dem Ganzen auf den Grund zu gehen und daher wollte ich jetzt Sasuke und Itachi einen Besuch abstatten.“, überging Kakashi seinen kleinen Überfall und folgte Shuga Richtung Krankenhaus.
„Eine Erklärung hätte ich auch gern.“, gähnte Shuga, hatte er nur wenige Stunden Schlaf in dieser Nacht gefunden. Durch Sasuke waren Überstunden garantiert gewesen und als er sich endlich daheim hingelegen konnte, ging ihm der gesamte abendliche Vorfall nicht aus dem Kopf. Er verstand die Aktion von Sasuke einfach nicht. Was hatte ihn nur so sehr aufgewühlt?

Nur langsam erwachte Itachi aus einem traumlosen Schlaf. Träge drehten sich seine Gedanken um eine unmögliche Sorge, sah er vor seinem geistigen Auge, wie Sasuke die Fäuste gegen ihn erhob, ihn anschrie und ihn schwach und kraftlos auf dem Boden liegend zurückließ. Nein, dies würde sein kleiner Bruder nicht mehr machen. Sie hatten doch einen Schlussstrich hinter ihrer Vergangenheit gezogen… oder war der Frieden nur ein Spiel gewesen, hatte er sich so sehr in Sasuke getäuscht?
Nein, Nein, dies konnte einfach nicht sein! Es durfte einfach nicht sein!
Noch immer schläfrig drehte er sich auf die Seite und verspürte an seiner Brust ein merkwürdiges zupfen. Das nervige piepsende Hintergrundgeräusch veränderte sich in einen schrillen langgezogenen Ton. Itachis müder Kopf begriff gar nicht, warum dieser Ton ihn so quälen musste.
„Nicht schon wieder!“, hörte er Dr. Yaten, aber wenigsten hörte das schrille Piepsen auf. Vorsichtig öffnete Itachi seine Augen und sah den Arzt vor seinem Bett stehen, hantierte er an dem Überwachungsmonitor herum. Auch daher auch das Piepsen, dachte sich Itachi sogleich und rollte sich wieder auf den Rücken.
Eine Bewegung ließ Dr. Yaten zu seinem Patienten sehen und war erfreut, das Itachi wach war. „Guten Morgen!“, murmelte er ihm zu und begann die Kabel des Überwachungsmonitors aufzuwickeln. „Guten Morgen, Doktor!“, nuschelte Itachi und beobachtete den Arzt einen Moment. Es sah ganz so aus, als wolle der Arzt ihn nicht neuerlich an den Monitor anschließen. Auch gut so, ging Itachi das Piepsen auf die Nerven und er selbst erachtete den Monitor als längst überflüssig.
Gähnend fuhr er sich über das Gesicht und blinzelte mehrmals, um endlich die Müdigkeit von sich abzuschütteln und seinen Geist in gang zu bekommen. „Noch müde?“, fragte der Arzt mit einem leichten lächeln auf den Lippen. „Du hast die Nacht sehr unruhig geschlafen. Es wäre nicht verwunderlich, wenn du noch müde bist. Es ist auch noch etwas Zeit bis zum Morgenprogramm, also kannst du gern noch etwas schlafen, wenn du möchtest.“
„Nein, jetzt wo ich wach bin, möchte ich dies auch bleiben!“, er stemmte seine Arme in die Matratze und setzte sich auf. Doch kaum saß er, hielt er inne und dachte verwundert darüber nach, wieso ihm dies plötzlich wie selbstverständlich vorkam, obwohl sein Bauch schmerzlich protestierte. Auch Dr. Yaten sah überrascht aus.
Itachis Gedanken begann plötzlich zu rasen und mit einem Schlag kehrten alle Ereignisse des Vorabends in sein Gedächtnis zurück. Sofort sah er an Dr. Yaten vorbei und atmete erleichtert aus, als er dort Sasuke schlafend liegen sah. „Gestern Abend… Ist dies wirklich geschehen?“, fragte er den Arzt.
„Ja!“, kam es knapp. „Ihr Zwei habt uns einen großen Schrecken eingejagt.“
„Geht es Sasuke gut? Er hat doch nichts dummes getan?“, voller Sorge lag sein Blick nun auf seinem kleinen Bruder und nahm genau das Bild in sich auf. Sasuke war blass und dennoch seine Wangen leicht gerötet. Sein Gesicht wirkte angespannt, als träume er einen schlechten Traum und würde jeden Moment schreckhaft daraus erwachen. Eine Infusion tropfte langsam vor sich hin. „Wieso bekommt er wieder eine Infusion?“, sprach Itachi seinen fragenden Gedanken aus.
„Dein Bruder hat sich gestern Abend etwas übernommen und bekommt über die Infusion einige wichtige Medikamente. Was er jedoch angestellt hat, kann ich dir nicht sagen. Ich wurde nicht darüber informiert.“, natürlich hatte Dr. Yaten trotz seiner Nachtschicht und einem stressigen Dienst von dem Großbrand gehört. Jedoch wollte nicht er es sein, der dem älteren Uchiha von der großen Dummheit seines kleinen Bruders in Kenntnis setzte. Es gab geeignetere Personen als ihn. Personen die auch alle aufkommenden Fragen beantworten könnten.
„Soweit ich informiert bin, wird Sasukes Vormund am Vormittag vorbei kommen und alles erklären.“, dies war nicht unbedingt eine sehr beruhigende Antwort für Itachi, schürten sie eher seine Sorge und er wünschte sich, er könne jetzt einfach zu Sasuke hinüber gehen, ihn in den Arm nehmen und festhalten.
Seufzend ließ er sich wieder in die weichen Kissen fallen und wünschte, er könne seine schweifenden Gedanken zur Ruhe bringen. Unweigerlich sah er Szenen des Abends, wie Sasuke wütend seine Fäuste geballt hatte, völlig aufgebracht aufgestanden und fortgelaufen war und auch, wie sich Itachi selbst aus dem Bett gekämpft hatte. Doch mehr quälte ihn die Vorstellung, Sauske könnt etwas sehr schlimmes getan haben. Nur was… hier überschlug sich seine Fantasie förmlich. Von einem wütend schnaubenden Sasuke, der durchs Dorf tobte und alles und jeden anschrie, bis hin zu einem alles in seiner Wut zerschlagenden Sasuke, sah er alles vor seinem geistigen Auge. Vielleicht reagierte sein Kopf ja auch nur über, jedoch wurden die fantasiegesteuerten Szenarien immer düsterer und zerstörerischer.
Und das Kakashi vielleicht sogar Sarutobi noch diesen Vormittag kommen würde, um alles zu erklären, machte es nicht besser, schürte es eher noch die schlimmsten Gedanken. Was hatte sein kleiner Bruder nur angestellt?
„Versuch noch etwas zu schlafen! Wecken ist erst in einer Stunde.“, verließ Dr. Yaten das Zimmer und löschte auch das Licht. Vom herannahenden Morgen und der kämpfend aufgehenden Sonne war der Raum ein wenig erhellt. Genug um Sasukes Kontur zu erkennen und das er eher unruhig schlief. Itachi drehte sich wieder auf die Seite, erstaunte es ihn noch immer, wie einfach es ihm plötzlich fiel. Zwar waren die Schmerzen in seinem Bauch noch immer präsent, aber sie störten kaum noch, ebbten sie schnell wieder ab und waren schon nach einem Augenblick vergessen.
Mit aufgewühlten Gedanken und einem wachsenden schlechtem Bauchgefühl harrte er der Dinge die heute noch auf ihn zukommen würden aus und beobachtete seinen kleinen Bruder.

Schweigend saß Sasuke in seinem Bett und wünschte sich einfach nur unsichtbar zu sein oder alles bereits hinter sich zu haben. Jedoch Dr. Shuga und Kakashi war gerade erst eingetreten und der strenge Blick seines Sensei und Vormund ließ nichts gutes erahnen.
Dieser Blick war genauso schlimm, wie der fragende Blick seines großen Bruders, dem er sich seit seines Erwachens ausgesetzt fühlte. Itachi hatte ihn mit keinem einzigen Wort über den abendlichen Vorfall behelligt, auch wenn sein Blick die vielen Fragen in ihm erahnen ließ. Aber er fragte nicht! Schweigsam saß er in seinem Bett, ließ sich von Shuga untersuchen und sprach nicht einmal ein Wort, als Shuga die Infusion entfernte, erklärte der Mediziner, das er ab jetzt die notwenigen Medikamente gespritzt bekäme beziehungsweise sie beginnen würden, ihn auf Tabletten umzustellen.
Sasuke brachte dieses Schweigen fast um. Es war um vieles schlimmer, als hätte sein Bruder ihn wie eine Zitrone ausgequetscht und Antworten auf seine unzähligen Fragen gefordert. Oh nein, dieses Schweigen war schlimmer, viel schlimmer!

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