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Feb 21 2012

IceBluemchen

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24. Auf zur Praxis

„Wir haben dieses Jahr das schlechteste schriftliche Ergebnis in allen bisher abgelegten Prüfungen. Ein Desaster ohne gleichen. Und um es mir einfach zu machen, rufe ich jetzt nur die auf, die in der Prüfung nicht versagten. Jeder der nicht gleich seinen Namen vernimmt, kann im Anschluss seine Prüfung hier einsehen und wird morgen an seinen alten Posten zurückkehren.“
Stille beherrschte den Raum, traute sich niemand etwas zu sagen und erwarteten sie alle gespannt die Verkündung des Ergebnisses.
„Obermaat Decker…“, war der erste auf der Liste der Bestandenen und triumphierend sah er kurz zu Ace, grinste hämisch und holte sich seinen Prüfungsbogen ab, wollte er wissen mit wie viel Prozent er bestanden hatte.
„98% Portgas… Das mach mal besser!“, flüsterte er Ace zu und grinste siegessicher, glaubte er das Ace niemals so gut abgeschnitten haben könnte.
Weitere Namen wurden aufgerufen und mit jedem Namen der nicht Ace gehörte, wurde er nervöser und Deckers grinsen breiter. Sollte sein Wunschtraum wahr werden und der Feuerbändiger hatte wirklich versagt?
„Und zu letzt Obermaat Portgas D. Ace.“, rief Akainu auf und sah erstaunt, das sich jetzt der Schwarzhaarige in Bewegung setzte und seinen Prüfungsbogen entgegennahm. Dieses mal wollte er sich den Namen merken und gleich im Anschluss dessen Akte anfordern. Er würde schon herausfinden, woher ihm dieses Gesicht so bekannt vorkam.
Erleichtert schritt Ace zurück zu Decker und hielt ihm seinen Bogen vor die Nase. „Sieht nach gleichstand aus!“, grinste nun Ace. Decker musste dies akzeptieren und war gar etwas froh, das Ace nicht besser als er abgeschnitten hatte. Nur elf von über einhundert Prüfungsanwärtern hatte die erforderlichen 80% erreicht.
Gemeinsam gingen sie nun zum Abendessen, während viele der Anderen mit hängendem Kopf ihre Zimmer aufsuchten und ihre Sachen zusammenpackten. Einige verließen sogar bereits am Abend das Marinefort und gingen auf ihr Schiff zurück, wenn es noch vor Anker lag.
Ace aber feierte seine bestandene Prüfung mit einem riesigen Mahl und etwas, das er über einem Jahr nicht mehr getan hatte…
„Ruffy?“, sprach er in die Teleschnecke und war glücklich die chaotische Stimme seines kleinen Bruders aus dem Mund der Schnecke zu vernehmen und amüsierte sich, wie die Schnecke versuchte die Grimassen des Gummijungen nachzuahmen.

Der nächste Tag kam nach einer kurzen Nacht viel zu früh. Wieder hatte Decker ihn viel zu lange wachgehalten und den Schlafmangel konnte auch keine kalte Dusche und sehr starker Kaffee nicht wett machen.
Müde packte er seinen grünen Rucksack mit dem nötigsten, was sie zur Praxisprüfung mitnehmen durften. Wechselsachen, Zahnbürste, Marineverpflegungsrationen, eine Decke, ein Verbandspäckchen und noch so einige Kleinigkeiten. Als er fertig war, war sein Rucksack nur halb voll, befestigte er die Decke zusammengerollt an den Gurten und verließ sein Zimmer in der Hoffnung, das er es in zehn Tagen mit bestandener Praxis wiedersehen würde.
Grummelnd sah Decker ihm nach, der noch damit beschäftigt war seine Sachen zusammen zu suchen und einzupacken. In seinen Gedanken hatte er sich bereits ausgemahlt, wie Ace mit hängenden Kopf zurück zu Garp ging und das sonst so stolze Gesicht voller Missbilligung war. Nun aber würde er zehn Tage mit ihm auf einer Insel hängen und womöglich würde er auch noch diese Prüfung bestehen. Ein Schauer lief ihm den Rücken hinunter bei diesem Gedanken, packte er weiter und begab sich letztendlich zum Sammelpunkt.
Ace glaubte im falschen Film gelandet zu sein. Hier stand er umringt von zehn Hünen, einer größer und breiter als der Andere. Und er selbst kam sich vor wie ein Kind verloren im Walde.
„Sag mal, wie alt bist du?“, fragte einer der Hünen, der neben Decker stand und diesen gar um einen halben Kopf überragte. „Ich dachte Kinder werden in die Marine nicht aufgenommen!“
Decker musste augenblicklich lachen, während Ace versuchte ruhig zu bleiben, obgleich er innerlich tobte.
„Ich bin 18 Jahre alt und nur weil ich keine Anabolika als Grundnahrungsmittel ansehe, bedeutet dies noch lange nicht, das ich nichts drauf hab.“, mit festen Blick sah er dem Hünen in die Augen, ließ keinen Zweifel offen, das er sich nicht verarschen ließ. Sogleich ruderte diese zurück.
„Schon gut Kleiner, war nicht so gemeint. Ein Nesthäkchen muss es immer geben!“, grinste der Hüne nun und eh Ace sich versah, bekam er einen Klapps auf den Rücken, der ihn einige Schritte nach vorn taumeln ließ.
‚Na fantastisch!’, dachte Ace sarkastisch, war er es irgendwie Leid der jüngste Spunt zu sein. Auf dem Schiff seines Großvaters war er auch das jüngste Crewmitglied gewesen und damit indirekt das Crewbaby. So manchen Witz hatte man auf seine Kosten abgezogen und erst als er seine Teufelkraft offen gezeigt hatte, gaben sie ruhe, flößte es ordentlich Respekt ein. Viele hatten ihn um diese Kraft beneidet, neideten das er nicht nur körperlich und geistig in Topform war, sondern durch seine Teufelskraft ein zusätzliches Ass im Ärmel hatte.
Nur Decker hatte es offen gezeigt, das ihm die Teufelskraft absolut nicht einschüchterte. Im Gegenteil, sah er es eher als ein Klotz am Bein. Einiges war Ace nicht mehr gegeben, die Teufelskraft in manchen Belangen sogar sehr hinderlich und störend. Er selbst setzte eher auf die Körpermasse und Köpfchen. Sollte dieser „Voodoo-Zauber“ ihm fern bleiben.

Gespannt sah Ace auf das kleine Schiff, das sie zur Prüfung bringen sollte. So erschien es normal, jedoch hatte es neben den zwei Großmasten noch zusätzlich Schaufelräder und als wäre es ein dritter Mast, ragte ein großer rußiger Schornstein am Heck empor.
Ace kannte solch ein Schiff aus seinen Erinnerungen. Die Orca der Whitebeard-Piraten war auch ein Schaufelrad-Dampfer und diese Art der Fortbewegung diente nur einem Zwecke… man konnte sich mit so einem Schiff problemlos durch das Calm Belt bewegen, war nicht auf Wind angewiesen, den es dort eh nicht gab und solche Schiffe waren schnell, für Seekönige meist zu schnell.
Gedankenverloren sah er gen Horizont, waren sie seit gut einer Stunde unterwegs und würden noch einige Stunden benötigen, eh sie die Insel erreichen würde.
Was dies wohl für eine Insel war? Was würde sie dort erwarten?
Sie würden es bald erfahren und so hing Ace weiter seinen Gedanken nach und döste auf der Reling gelehnt vor sich hin.

„Das ist also die Prüfungsinsel!“, sprach Ace eher zu sich selbst und sah auf die Insel in der Ferne, die irgendwie merkwürdig auf ihn wirkte.
Nicht sehr groß wirkte sie, dominierte ein großer Berg sie, umringt von einem dichten Dschungel. Auf der einen Seite glitt die Insel in einen weiten Sandstrand aus, während sie auf der anderen Seite von hohen Klippen bestimmt wurde.
Je näher sie kamen, je mehr nahm Ace auch die Geräusche war, die von der Insel zu ihnen hinüber drangen. Diverse Vögel sangen vor sich her, begrüßten sie mit lieblichen Lied. Jedoch ab und an kam ein grollen vom Berg, der sich als Vulkan entpuppt hatte und auch irgend anderes Getier musste hier leben, waren manche Geräusche eindeutig nicht von Vögeln gekommen.
Ace schwante bei dem Anblick der Insel nichts gutes. So wirkte sie schon nicht sonderlich friedlich. Was für Überraschungen würde sie noch erwarten?
„Jeder von euch bekommt jetzt eine Karte mit der ihr euch orientieren könnt. Die zwei Markierungen zeigen euch den Standort der jeweiligen Schriftrolle. Jede Schriftrolle ist versiegelt und mit eurem Namen versehen. Ihr habt nun zehn Tage Zeit die Schriftrollen zu suchen und zu überleben. Wer in zehn Tagen beide Rollen übergeben kann, hat die Prüfung bestanden. Das dies jedoch noch nie geschafft wurde, ist kein Geheimnis. Also gebt euer bestes!“
Ace nahm seine Karte entgegen und prägte sie sich während des Übersetzens sogleich ein. Die Insel in den Grundzügen aus dem Kopf zu kennen, war besser, als ständig mit einer Karte vor der Nase herum zu laufen.

Weit war der Strand, wo die Beiboote anlandeten und sie an Land gingen. Sich umsehend seufzte Ace. Diese Insel war ein Paradies der Hölle. Die Sonne brannte unerbittlich auf sie hinab und trieb die ersten in den schützenden Schatten des Dschungels. Ein breiter Pfad führte vom Strand direkt dort hinein, verlockende Kühle lockte sie und die Aussicht, das es wohl doch einfacher war, an den ersten Standort der Schriftrollen zu gelangen.
Auch Ace folgte dem Pfad, ließ jedoch die Anderen vorgehen, kam ihm irgend etwas merkwürdig vor. Bald waren die Anderen aus seiner Sichtweite tief in den Dschungel vorgedrungen, blieb er am Rand stehen und sank im Schatten in den weichen Sand des Strandes, holte seine Karte hervor und fühlte sich in seinem miesen Bauchgefühl bestätigt. Dieser Pfad war eine Finte, führte nur kurz in die richtige Richtung, eh er einen weitläufigen Bogen zog und direkt wieder auf den Strand führte.
Den Kopf schüttelnd über die Dummheit der anderen, fragte er sich, ob sie sich überhaupt die Karte angesehen hatten. Wie hatten sie nur die schriftliche Prüfung bestehen können, wenn sie jetzt kopflos einfach in den Dschungel stürmten und glaubte, die Prüfung wäre so einfach. Und das auch Decker diesen Fehler beging und wertvolle Zeit dadurch verlor, befand er als ironisch. Decker war all die Zeit so überzeugt von sich gewesen, hatte die schriftliche Prüfung mit einem sehr guten Ergebnis abgelegt. Jedoch die Praxis konnte man nicht auswendig lernen, konnten sich nicht Vorschriften und Regeln über den Lauf der Zeit im Kopf festsetzen. Dies hier war keine Routine. Hier lauerte sicherlich hinter jedem Busch eine finstere Überraschung, fiese Fallen und gemeine Finten.
Nichts würde einfach sein, als Ace den richtigen Weg für sich ausmachte. Am Stand endlang, hinüber zu den Klippen, würde es gradlinig durch den Dschungel zum ersten Standort der Schriftrollen gehen. Und von der Größe der Insel abgeschätzt, würde er dafür mindestens einen Tag brauchen. So rappelte er sich auf und machte sich auf den Weg.
Die Anderen würden sicherlich bald ihren Fehler erkennen und ihren eigenen persönlichen Weg für sich finden. Ob er sie während den zehn Tagen zu Gesicht bekommen würde… wer wusste dies schon…

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