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Nov 25 2011

IceBluemchen

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21. Gebrochenes Versprechen

Der Morgen war viel schneller gekommen, als es Sasuke lieb war. Er hatte das Gefühl gerade erst eingeschlafen zu sein, als auf dem Flur eine Hektik ausbrach, die schlimmes erahnen ließ. Jedoch hatte es doch gar keinen Alarm gegeben? Oder hatten sie diesen nach dem Letzten leiser gestellt? Nein sicherlich nicht, denn es konnte nicht immer eine Schwester oder Arzt auf dem Flur stehen und lauschen, ob da nun etwas piepste oder nicht.
Die Ungewissheit über die Ursache des hektischen Treibens machte Sasuke fast wahnsinnig, konnte er seine Sorge um Itachi auch schon sehr gut mit Panik betiteln. Üble Gedanken über die absurdesten Komplikationen machten sich in seinem Kopf breit und verschlimmerten seine Sorge nur noch mehr. Aber was sollte er nur tun, um Antworten und Sicherheit zu bekommen.
Schnell huschte seine Hand zur Klingel und eh er recht darüber nachgedacht hatte, hatte er auch schon den Knopf betätigt. Sogleich scheltete er sich selbst dafür, da er nun in der Hektik auch noch ablenkte.
Und es dauerte nur einen Augenblick, als eine Schwester eilig ins Zimmer getreten kam und das Licht anschaltete. „Ist alles okay? Warum hast du geklingelt?“, fragte sie sogleich, spürte Sasuke deutlich, das sie in Eile war und dennoch sein anscheinendes Problem professionell Ernst nahm.
„Ich muss aufs Klo!“, log er prompt, war ihm nichts anderes auf die Schnelle eingefallen, warum er sonst hätte geklingelt. „Oh, natürlich…“, sprach sie und verschwand sogleich, kam Sasuke das Gefühl auf, das der Schwester dieses Problemchen zu banal zum klingeln war.
Schon war sie wieder da mit einer Bettpfanne in der Hand, lief Sasuke augenblicklich rot an. Ihm war es so peinlich und er wünschte sich, schnellstens wieder auf die Beine zu kommen, damit er sich dieser Erniedrigung nicht mehr ausgesetzt sah.
„Was ist eigentlich los? Es herrscht eine Hektik, als wäre etwas schlimmes geschehen, aber es gab gar keinen Alarm.“, fragte er ohne größere Umschweife drauf los, während die Schwester ihm zielsicher die Pfanne unter den Hintern schob und er etwas zusammenschreckte, als er das kühle Metall verspürte.
„Wir bekommen neue Patienten, da herrscht immer dieser Tumult, muss alles bereit sein, wenn sie aus dem OP hergebracht werden…“, plapperte sie auch schon los, während Sasuke erleichtert ausatmete, bedeutete dies, das dies alles nichts mit Itachi zu tun hatte.
Als sein Problem als gelöst abgehackt werden konnte, eilte die Schwester wieder davon und löschte das Licht. Sasuke sollte noch etwas Schlafen, hatte sie gemeint. Jedoch war dies bei der Hektik kaum möglich und früher als erwartet, traten plötzlich Dr. Matsu, gefolgt von einem kleinen Trupp anderer Ärzte und einiger Schwestern, ein.
„Es tut mir Leid das wir dich so früh wecken, aber Aufgrund eines Notfalls haben wir die Visite vorgezogen und du wirst auch gleich verlegt, die Pfleger von der Allgemeinen Station sind schon unterwegs.“, entschuldigte Dr. Matsu dieses frühmorgendliche Aufgebot. Sasuke störte es nicht, machte sich in ihm augenblicklich Vorfreude breit, würde dieser Umstand doch auch bedeuten, das er gleich Itachi besuchen könnte. Jedoch wurde er nach der Untersuchung kläglich enttäuscht.
„Das ist nicht fair! Sie haben es versprochen und ich habe mich an ihre Anweisungen gehalten.“, beschwerte er sich mit deutlicher Wut in der Stimme. „Es tut mir auch Leid, aber wir haben im Moment wichtigeres zu tun. Du kannst heute Abend zu ihm, aber jetzt wirst du verlegt!“, entgegnete Dr. Matsu streng. „Und heute Abend ist es wieder irgend ein Notfall. Ich will jetzt zu meinem Bruder, so wie es mir versprochen wurde.“
Sasuke war sauer, das sein Besuch so einfach gestrichen wurde. Was konnte er für die Notfälle? Warum sollte er deswegen verzichten?
„Es geht nicht immer so, wie man es möchte. Du musst dich damit abfinden, das es im Moment nicht geht!“, dies waren Dr. Matsus letzte Worte, wurde Sasuke dann aus seinem Zimmer geschoben.
Er war so wütend, aber auch traurig und enttäuscht. Sein Blick fiel augenblicklich auf Itachis Zimmer, wo er einen kurzen Blick auf seinen Bruder erhaschen konnte. Es wirkte alles unverändert, so wie er ihn am Abend verlassen hatte. Shuga war auch dort, stellte er gerade etwas an einer der Maschinen ein.
Den Rest des Weges durch Gänge und einer kurzen Fahrt im Aufzug, verbrachte er schweigend und schmollend. Ein Hass auf Dr. Matsu stieg in ihm auf und er nahm sich vor, dem Arzt seinen Unmut bei der nächsten Gelegenheit kundzutun.
Nun aber galt es erst einmal in seinem neuen Zimmer anzukommen. Es war ein Dreimannzimmer, jedoch waren die anderen zwei Betten nicht belegt. So konnte er sich wenigsten aussuchen, welches der Betten er wollte und entschied sich für das am Fenster. Ansonsten gab es noch ein kleines Bad mit Dusche, wo in ihm bereits der Wunsch nach einer heißen langen Dusche aufkam.
„Guten Morgen. Ich bin Stationsarzt Dr. Yaten und ich übernehme dich als Patient von Dr. Matsu.“, begrüßte der Stationsarzt ihn auf seiner Station und studierte die Akte. „Wie ich der Akte entnehmen kann, verläuft deine Wundheilung sehr gut, keine Infektionen, kein Fieber. Das ist sehr schön. Ich denke heute wirst du noch strickte Bettruhe halten, fangen wir dann morgen mit leichten Aufstehübungen an.“
„Wann darf ich zu meinem Bruder?“, fragte Sasuke sogleich nach, sah ihn Dr. Yaten nun verwundert an. „Das kann ich dir nicht sagen! Ich weis nicht, ob er überhaupt schon Besuch bekommen darf. Aber solange du noch Bettruhe halten musst, sowieso nicht!“, entgegnete der Arzt.
„Dr. Matsu und Dr. Shuga Yamamuro haben es gestattet, das ich Morgens und Abends für 15 Minuten zu Itachi darf. Ich habe ihn gestern auch schon einmal besucht, aber heute ging es noch nicht, wegen irgend so einem Notfall und meiner Verlegung.“, widersprach Sasuke. Kurz schlug der Stationsarzt in Sasukes Akte nach, ob es irgendwo einen Vermerk über diese Erlaubnis gab, fand er nach kurzer Suche in der Tat einen Eintrag im Protokoll über den kurzen Krankenbesuch.
„Oh ja du hast recht, hier steht es. Morgens und Abends je 15 Minuten. Gab es gestern Abend dabei Probleme?“, bestätigte er Sasukes Aussage.
„Nein! Zwei Pfleger haben mir aus dem Bett in einen Rollstuhl geholfen und später wieder ins Bett. Dr. Shuga hat mir lediglich ein Schmerzmittel gegeben, damit ich leichter atmen konnte.“, antwortete Sasuke und hoffte, das Dr. Yaten ihn nun zu Itachi lassen würde.
„Gut, dann denke ich, das wir dies heute Abend auch so machen!“
„Nein!“, wiedersprach Sasuke jedoch energisch. „Ich will jetzt zu meinem Bruder!“
„Dies geht aber im Moment nicht! Ich habe nicht einen Assistenzarzt auf Station, da alle in der Notaufnahme und auf der Intensivstation benötigt werden. Und ohne Begleitung darf kein Besuch auf die Intensivstation. Es tut mir Leid, aber du wirst dich bis heute Abend gedulden müssen.“, wie schon bei Dr. Matsu, waren dies auch Dr. Yatens letzte Worte.
Sasuke war sauer und warf sich wütend in die Kissen. Er hatte das Gefühl das die Ärzte heute irgendwie alle gegen ihn waren und er als Patient eh nicht gegen sie ankam. Schmollend sah er aus dem Fenster und wie seiner Stimmung gleich, zogen dunkle Wolken aus dem Norden über das Dorf. Sicherlich würde es bald regnen, vielleicht gar gewittern.
„Entschuldigung…“, riss ihn eine liebliche zarte Stimme aus seinen schmollenden Gedanken, sah er auf, stand eine junge Krankenschwester an seinem Bett und hielt ein Tablett in der Hand. „Dein Frühstück!“, sprach sie dann und stellte das Tablett auf den kleinen Beistelltisch, wand sie sich dann Sasuke zu, der ausgehungert das Tablett musterte und sich fragte, was sich unter der Haube verstecken mochte.
„Kannst du dich schon alleine aufsetzen?“, fragte sie dann. „Ich weis nicht! Ich habe es heute noch nicht allein versucht“, entgegnete Sasuke und versuchte es einfach. Vorsichtig stemmte er sich auf seine Arme und versuchte sich hoch zu drücken. Ein Stück schaffte er es auch, eh seine Wunde anfing zu ziehen und er schmerzlich die Luft anhielt.
„Versuch dein Gewicht auf der linken Seite zu halten und deine rechte Seite zu entlasten.“, riet die junge Schwester ihm. Sasuke versuchte es und sogleich ließ etwas der Schmerz nach. Ausreichend das er sich weiter hochdrücken konnte und es tatsächlich in eine sitzende Position schaffte.
„Sehr gut gemacht!“, lobe sie ihn und drehte nun den Beistelltisch so, das Sasuke gut im Bett essen konnte. Sein Frühstück entpuppte sich als Reis, frisches Gemüse und Obst, ein Ei und Kräutertee. Es war ein klassisches Frühstück, wie es gerne im Krankenhaus angeboten wurde.
„Du kannst jeden Tag für den kommenden Tag dein Essen aus mehreren Menüs wählen. Du musst nur diese Karte ausfüllen und dies ist der Wochenplan.“, sie reichte ihm die Essenskarte und den Plan, sowie einen Stift, damit er diese gleich ausfüllen konnte. „Was möchtest du heute Mittag?“, fragte sie dann noch, entschied er sich spontan für Reis mit gebratenem Gemüse und Schweinefleisch.
Allein in seinem Zimmer, verschlag er förmlich sein Frühstück, kam er sich nach dem ersten Bissen wie ausgehungert vor. Nur bereute er dies danach sogleich wieder, kam ihm nach dem Essen eine schreckliche Langeweile auf. Allein in einem Zimmer zu sein, hatte zwar schon etwas gutes, hatte er so seine Ruhe, jedoch in Momenten wie diesen, hätte er jetzt schon gerne jemanden zur Ablenkung. Aber er hatte nicht einmal ein Buch oder Zeitschrift, konnte die Schwester ihm höchstens eine ältere Fachzeitschrift anbieten. Dankend lehnte er ab und entschied sich für den Versuch noch etwas zu schlafen.
Nur zu dumm, das als er gerade weggedöst war, eine nervige Stimme immer lauter wurde und Sasuke sich wünschte, er könne wieder auf die Intensivstation. Denn dort war er vor dem Nervenkobold Naruto verschont geblieben…

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