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Nov 11 2011

IceBluemchen

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19. Vergebung von Herzen

Ungeduldig hatte Sasuke darauf gewartet, das Dr. Matsu und Shuga zurückkommen würden und er endlich zu seinem Bruder dürfe. Jedoch kam nach einer Stunde Shuga allein mit einem Rollstuhl angefahren, hatte er jedoch noch zwei breitschultrige Pfleger im Schlepptau.
„Dr. Matsu lässt sich entschuldigen. Er hat einen Notfall in der Notaufnahme.“, entschuldigte Shuga das Fehlen des Oberarztes, jedoch sah Sasuke dies nicht so tragisch, war ihm nur wichtig, das er heute Abend überhaupt noch zu Itachi dürfte.
„Okay, wie abgesprochen. Sobald du zu starke Schmerzen hast oder dir schwindelig wird, sagst du mir bescheid. Und ansonsten stelle ruhig Fragen, wenn dir etwas unklar ist. Ich beantworte sie dir alle.“ Sasuke lächelte und nickte. Er wollte sich an die Anweisungen halten, wollte er auf keinen Fall riskieren, das er seinen Bruder längere Zeit nicht sehen dürfte.
„Gut, ich werde dich jetzt von den Kabeln und Schläuchen befreien.“, sprach Shuga und begann den Herzmonitor abzuklemmen und zog den Katheter, lediglich die Infusionen blieben. Als er damit fertig war, war es an der Zeit, Sasuke aus dem Bett zu hieven. Hiervor hatte Sasuke am meisten Angst. Es hatte ihn sehr geschmerzt zu sitzen und das Atmen war ihm auch schwer gefallen. Jedoch war sein Will und Wunsch seinen Bruder zu sehen stärker.
‚Zähne zusammenbeißen und durch!’, dachte er, als einer der Pflege ihn aufsetzte. Scharf zog er die Luft ein und hielt sich verkrampft am Arm des Pflegers. Seine Wunde zog und pochte wie verrückt und er verspürte einen schweren Druck auf seiner Lunge, was ihn zusätzlich zusetzte.
„Geht es?“, fragte Shuga deutlich besorgt. Leicht nickte Sasuke. „Geht, wird schon besser!“ Langsam gewöhnte er sich an den Schmerz und versuchte ihn so gut es ging zu ignorieren. „Ich werde dir dennoch etwas stärkeres gegen die Schmerzen geben.“ Shuga wusste, dass das Sitzen wohl die geringeren Schmerzen verursachten würde. Das Schmerzmittel das Sasuke derzeit bekam, war für die feste Bettruhe ausreichend bemessen, jedoch konnte es den aktiv auftreten Schmerz kaum lindern. Das Schmerzmittel das Shuga ihm nun gab war nicht nur höher dosiert, es half wesentlich schneller und dies konnte er Sasuke deutlich ansehen. Erleichtert atmete Sasuke ein und aus, als der Schmerz nur noch ein betäubendes pochen war und ihm das Atmen wesentlich einfacher fiel.
Nun jedoch ging es an den schwierigeren Teil, musste er aus dem Bett in den Rollstuhl gesetzt werden. Vorsichtig drehte er sich im Bett und ließ seine Füße hinabbaumeln. Kurz ließ Shuga ihn verschnaufen, positionierten sich nun die zwei Pfleger rechts und links von ihm, während Shuga den Rollstuhl bereitstellte.
„Auf drei!“, gab Shuga zu verstehen und begann runterzuzählen. Sofort hielt Sasuke den Atem an und ließ es einfach geschehen. Routiniert griffen die zwei Pflege unter seine Oberschenkel, stützen seinen Rücken und eh er überhaupt zu einem schmerzlichen Aufschrei ansetzen konnte, saß er bereits im Rollstuhl und das Schmerzmittel betäubte den aufkommenden Schmerz im Keim.
„Geschafft!“, flüsterte Sasuke und schlug die Decke über seine Füße, die Shuga zuvor auf die Sitzfläche ausgebreitet hatte. „Und nun auf zu Itachi!“ Sasuke strahlte vor Vorfreude, jedoch hielt Shuga noch inne.
„Sasuke, bevor ich dich jetzt gleich rüberschiebe, möchte ich dich vorwaren. Itachis Zustand ist sehr kritisch, aber stabil. Wie ich dir bereits sagte, liegt er in einem künstlichen Schlaf und er wird durch eine Maschine beatmet. Er ist außerdem an einige Maschinen mehr angeschlossen, als du es warst. Sie überwachen ihn und zeigen uns an, ob etwas nicht optimal ist. Es wird auf dich vielleicht etwas befremdlich wirken, jedoch versichere ich dir, das dies alles notwendig ist und deinem Bruder sehr hilft.“ Es war Shuga wichtig Sasuke so vorzuwarnen, hing Itachi an so vielem, das es schon beängstigend wirkte.
Sasuke nickte und versuchte sich auf alles einzustellen. Er selbst hatte ja auch an einem Herzmonitor gelegen und eine andere Maschine hatte ihm über eine Nasensonde Sauerstoff zugeführt. Zwei wichtige Maschinen und er stellte sich einfach vor, das bei seinem Bruder auch diese Maschinen waren und noch einige mehr.
Langsam schob Shuga ihn aus dem Raum und Sasuke kamen wieder die Gedanken und Bilder auf, über die er den gesamten Tag nachgedacht hatte. Itachi wie er im Büro des Hokage gestanden hatte, der hochkochende Hass und wie dieser durch eine einfache Geste sich so abrupt in Liebe umschlug. Er hatte ihn so sehr vermisst und seine Worte und Tränen ihn so sehr verwirrt. Seine Gedanken schweiften weiter, blieben die Tränen, kam das viele Blut dazu. Im Nachhinein kam sich Sasuke so hilflos vor. Er hatte zwar den todbringenden Schlag verhindern können, aber dies allein hätte Itachi niemals gerettet. Selbst die Begnadigung war keine Rettung in diesem Sinne, lag die Rettung allein in den Händen der Ärzte und Itachis Wille, auch um sein Leben zu kämpfen.
Aber kämpfte er wirklich? Er hatte sterben wollen… Warum sollte er jetzt kämpfen? Für was sollte er kämpfen? Für ein Leben in Krankheit und womöglich in Schmerzen und Qual. Wer wollte für so ein Leben schon kämpfen?
„Shuga, ich habe eine Bitte an dich!“, wand sich Sasuke an den Mediziner, als sie gerade die Tür aus Sasukes Zimmer passierten. „Bitte lüg mich nicht an, egal wie die Antwort auf meine Fragen sein wird. Ich will alles wissen und nicht wie ein Kind behandelt werden, das man mit Lügen, Halbwahrheiten oder Schweigen schonen will.“
„Dies hatte ich eh nicht vor. Es bringt niemanden etwas, wenn ich dich anlüge oder etwas verschweige, denn früher oder später kommt die Wahrheit immer ans Licht.“, entgegnete Shuga auf diese Bitte. „Danke!“, murmelte Sasuke, war sein Blick und seine Gedanken jedoch nicht mehr bei Shuga.
Ein neues Bild gesellte sich zu den Bildern der frühen Vergangen. Es schmerzte Sasuke sehr, was er nun sah, zog sich sein Herz schmerzlich zusammen und verkrampfte sich sein Bauch. Der Begriff Hilflosigkeit bekam nun eine vollkommen neue Bedeutung.
Blass und kraftlos lag Itachi in seinem Bett, wirkte darin so verloren und so verletzlich. Konstant piepte ein Monitor vor sich hin, zeichnete den regelmäßigen Herzschlag auf, sowie einige andere wichtige Daten. Eine andere Maschine pumpte kontinuierlich Sauerstoff. Der Schlauch in Itachis Mund sah für Sasuke sehr bizarr aus. Er hatte so etwas noch nie zuvor gesehen. Was die anderen Maschinen bewirkten und taten, wusste er nicht, verschwanden einige Kabel und Schläuche unter Itachis Decke, musste es also wichtig sein. Sein Blick viel auf die vielen Infusionen. Während er selbst nur noch zwei Flaschen mit jeweils einer klaren und einer gelblichen Flüssigkeit hatte, kam bei seinem Bruder noch Drei dazu. Eine eher trübe Flüssigkeit und zwei Klare.
„Er bekommt kein Blut mehr!“, stellte er laut fest und deutete auf die Infusionen, während Shuga ihn nähe ans Bett schob. „Nein, es ist nicht mehr notwendig. Jedoch bekommt er noch Blutplasma. Das ist das Trübe dort.“
„Und der Rest?“, fragte Sasuke sogleich. „Das ist einmal wie bei dir eine Kochsalzlösung mit einigen Medikamenten die ihn stabil halten. Die gelbe Flüssigkeit, das ist eine Nährstoffinfusion. „Steak in der Flasche“, wie es die Schwestern gerne nennen.“
„Itachi mag keine Steaks!“, kam es prompt zurück. „Naja, es wird nur so genannt. In Wahrheit ist es Glukose, Vitamine, Mineralstoffe und noch ein paar andere sehr gute Sache, die der Körper zum Überleben benötigt.“, meinte Shuga, war er recht erstaunt, das Sasuke auf so etwas Banales schon fast tadelnd reagierte.
„Die anderen zwei klaren Flüssigkeiten sind einmal das Narkosemittel, das ihn im künstlichen Koma hält und das andere ist ein spezielles Antibiotikum, das seine Lungenentzündung bekämpft, sowie seinen lymphattischen Infekt recht gut im Zaum hält.“, kurz sah Sasuke zu Shuga. Itachis tödliche Krankheit schoss es ihm sogleich in den Kopf und sogleich hatte er dazu einige Fragen. Jedoch wollte er diese nicht jetzt stellen. Jetzt war Itachi selbst vorrangig.
Zögerlich erhob er seine Hand und legte sie auf Itachi seine. „So warm…“, flüsterte er und streichelte sie behutsam.
„Er hat etwas Fieber durch die Lungenentzündung bekommen. Aber es ist stabil und solang es nicht steigt, ist es okay. Es zeigt, das sein Kreislauf und sein Körper arbeiten und gegen die Infektion kämpfen.“, erklärte Shuga sofort die ungestellte Frage.
„Kämpfen ist gut!“, murmelte Sasuke und sah hinauf zu Itachis Gesicht. „Weis er das ich hier bin? Kann er mich hören?“, fragte er dann.
„Dies kann ich dir nicht beantworten. Der künstliche Schlaf ist sehr tief. Geh daher eher davon aus, das er dich nicht hört und wahrscheinlich auch nicht die Berührung spürt. Vielleicht nimmt er deine Anwesenheit schon war, aber letztendlich kann ich dir dies einfach nicht beantworten.“ Leicht nickte Sasuke und wand sich wieder Itachi zu.
„Auch wenn du dies wahrscheinlich nicht hörst, möchte ich es dir dennoch sagen…“, kurz biss er sich auf die Unterlippe und haderte mit sich selbst, ob er es nun aussprechen sollte oder doch erst, wenn Itachi erwacht war. Jedoch wollte sein Herz die Befreiung und so sprach er weiter. „Ich habe dir vergeben! Ich habe dich zu sehr lieb, als das ich dich hassen könnte und allein der bloße Gedanke dich verlieren zu können, schmerzt sehr. Ich habe dich so sehr vermisst, auch wenn ich es nie zugeben wollte. Es war so, genauso wie ich dich immer geliebt habe.“ Sanft strich er abermals über die Hand und hielt sie dann vorsichtig fest. „Bitte werde schnell wieder gesund. Bitte kämpfe! Ich brauche dich, denn ich hasse es allein zu sein! Bitte lass mich nicht allein!“
Tränen rannen sein Gesicht hinab. Seufzend wischte er sie jedoch sogleich hinfort. Er wollte sich nicht wieder so gehen lassen, hatte für seinen Geschmack schon genug geweint. Jetzt zählte es stark zu sein. Er wollte für seinen Bruder da sein, schnell wieder auf die Beine kommen, um dann Itachi richtig helfen zu können.
„Es wird Zeit!“, sprach Shuga, auch wenn er gerade jetzt Sasuke mehr Zeit vergönnt hätte. Aber würde er bereits jetzt beim ersten Besuch die vereinbarte Zeit nicht einhalten, würde sich diese Schludrigkeit weiterziehen und dies durfte einfach nicht geschehen.
Leicht nickte Sasuke, hielt aber noch immer Itachis Hand. „Ich komme dich Morgen Früh wieder besuchen. Schlafe gut und werde schnell wieder gesund. Ich habe die lieb!“

Einsamkeit in der Weite der Dunkelheit,
Gefühlt im Fegefeuer der Hölle zu vergehen.
Kraftlos… Kontrolllos… Hilflos…
Star gefangen im eigenen sein!
„Ist dies die verdammende Ewigkeit?
Meine Strafe für das sündige Vergehen an meinen Ahnen?“

Ein sanfter Hauch eines Schmetterlings gleich ergreift mein Herz,
wollige Wärme nimmt mich für sich ein.
Einsamkeit schwindet, halt ich mich an dieses Gefühl,
spüre ich nicht mehr alleine zu sein.
„Kann es sein das dort noch jemand ist, der mich will und braucht?
Soll ich kämpfen und der flehenden Stimme des Kindes folgen?

Sasuke…
Nimm meine Hand!
Halte mich!
Ohne dich schaff ich es nicht!
Sasuke…
Ich brauche dich!
Ich vermisse dich!
Ich liebe dich!
Sasuke!

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