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Nov 07 2011

IceBluemchen

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18. Ein großes Eingeständnis

Es war Abend geworden und Zeit für die Spätvisite auf der Intensivstation. Sah bei Itachi soweit alles in Ordnung aus, war sein Fieber nicht gestiegen und auch keine weiteren Komplikationen aufgetreten. Für Shuga war dies ein gutes Zeichen, das sie auf dem richtigen Weg waren und die Entscheidung für das künstliche Koma genau das war, was Itachis Körper brauchte. Absolute Ruhe und Fokussierung auf das Wesentliche, ohne ablenkende Gedanken, Aufregung oder gar Stress.
Gern zeichnete Dr. Matsu so die Akte ab, bewies es ihm wieder das seine Entscheidung richtig gewesen war und Shuga sehr gute Arbeit leistete.
„Dr. Matsu, bevor wir zu Sasuke gehen, wollte ich noch etwas sehr wichtiges mit ihnen über Sasuke besprechen.“, sprach Shuga leise zum Oberarzt, wollte er nicht, das Sasuke sie hören konnte.
„Was gibt es denn? Ist im laufe des Tages etwas mit Sasuke gewesen?“, fragte Dr. Matsu verwundert, hatte er der Akte des Jungen doch keine Komplikationen entnehmen können und sich auf Shuga verlassen, das er sich um den Jungen mit kümmerte, solange er auf der Allgemeine Station zu tun hatte.
„Es ist so, das Sasuke unbedingt seinen Bruder sehen möchte. Ich weis, das er eigentlich 5 Tage feste Bettruhe halten müsste und ich zerbreche mir schon den gesamten Tag den Kopf, wie ich ihm dennoch seinen Wunsch erfüllen könnte. Aber mir ist keine brauchbare Idee gekommen und nun hoffe ich auf sie. Denn eines ist sicher, sobald Sasuke auch nur annähernd wieder zu Kräften gekommen ist, wird er sich nicht mehr vertrösten lassen und uns aus dem Bett stiften gehen.“, erklärte Shuga das Dilemma. Kurz sah Dr. Matsu ihn schweigend an, wand er sich dann jedoch ab und verließ das Zimmer von Itachi. Enttäuscht seufzte Shuga und folgte seinem Vorgesetzten, hatte er eigentlich mehr erwartet, wenigsten eine „Nein auf keinen Fall!“ oder ähnliches. Aber das Schweigen war einfach nicht zufriedenstellend.
Dr. Matsu schrieb bereits erste Werte in Sasukes Akte, als Shuga zu ihnen dazu kam. „Schwester, bitte entfernen sie den Verband, ich möchte mir den Wundverlauf genauer betrachten.“, wies er eine der zwei Visite begleitenden Schwestern an, war die andere gerade damit beschäftigt die Infusionen und Zugänge zu kontrollieren.
„Shuga, kannst du Sasuke bitte erklären, warum der Chirurg sich bei ihm für eine unsichtbare Intrakutannaht entschieden hat, obwohl im Bauchbereich eigentlich Einzelknopfnähte üblich sind?“ Etwas verdutzt sah Shuga den Oberarzt an, eh er den ebenfalls verdutzten aber auch fragenden Blick von Sasuke auf sich spürte.
„Eine Intrakutannaht wird gerne bei Kindern angewandt, weil Kinder schneller wieder aktiv sind und eine Einzelknopfnaht reißen könnte…“
„Ich bin kein Kind mehr!“, brubbelte Sasuke sich beschwerend dazwischen, sah Shuga ihn fassungslos an, das Sasuke ihm tatsächlich dazwischen gefahren war und sich über die Bezeichnung „Kind“ beschwerte.
„Du bist 12 Jahre alt und damit aus medizinischer Sicht noch ein Kind!“, entgegnete er dann Sasukes Beschwerde und fuhr in seiner Ausführung über die Besonderheit der angewendeten Naht weiter. „Ähm… Also eine Einzelknopfnaht könnte bei früher Belastung im Hautbereich reißen, während eine Intrakutannaht stabiler ist. Dies liegt daran, das die Intrakutannaht in drei Schichten genäht wird. Zuerst die Muskelschicht, gefolgt von dem Fettgewebe und zum Schluss die Hautschicht. Außerdem wird diese Nahtform mit selbstauflösenden Fäden durchgeführt, was dem Patienten das lästige Fäden ziehen erspart.“, beendete er seine Ausführung, während Sasuke sich seine Wunde genauer betrachtet und feststellen musste, das bis auf eine dünne dunkelrote Linie teils bedeckt mit frischem Schorf das ganze recht unspektakulär aussah. Nichts mit sichtbaren Nähten und Fäden, nichts das wie ein Reisverschluss später aussehen würde. Wahrscheinlich würde man die Narbe in ein paar Jahren gar nicht mehr sehen oder zumindest nur noch annähernd erahnen können.
„Gut und wo wird eine Intrakutannaht noch gerne eingesetzt, außer bei Kindern?“, hackte Dr. Matsu nach, während Sasuke sich bereits fragte, was dieses merkwürdige Frage und Antwort Spiel zu bedeuten hatte.
„Ähm…?“, überlegte Shuga kurz und ging in Gedanken zurück zu einem Vortrag, den einst sein Großvater ihm über die verschiedenen Nahtformen hielt, während er an einem Kissen einzelne Knoten geübt hatte. „Bei Kaiserschnitten zum Beispiel, da die Mütter so bereits 24 Stunden nach der Geburt das erste mal aufstehen können und im Regelfall nach 5 Tagen vollständig selbstständig sind und meist dann auch entlassen werden.“ Nun war Sasuke vollkommen verwirrt, hatte Shuga ihm doch am Vormittag gesagt, er würde zwei bis drei Wochen im Krankenhaus bleiben müssen.
„Das ist ja alles höchst interessant!“, gab Sasuke daher etwas sarkastisch von sich. „Aber warum soll er mir das erklären?“
„Sasuke ich möchte, das du dich aufsetzt.“, überging Dr. Matsu Sasukes Frage einfach. „Das schaffe ich allein noch nicht!“, entgegnete er sogleich.
„Aber mit Hilfe würde es gehen?“, hackte der Oberarzt nach. „Glaub schon. Ich hab fast den halben Tag halb gesessen und gelesen, fiel hat an ganz aufrecht jedenfalls nicht mehr gefehlt.“, antwortete Sasuke prompt.
„Shuga wird dir helfen!“, meinte Dr. Matsu, was ihm einen verwunderten Blick von Shuga einbrachte, er dann aber zu Sasuke herantrat. „Okay, ich greife dir unter die Arme und stütze deinen Rücken. So kann ich dich wohl am besten in eine sitzende Position drücken.“, erklärte Shuga, worauf Sasuke nur nickte und sie begannen.
Ganz vorsichtig, als habe Shuga angst Sasuke zu zerbrechen, drückte er ihn hoch, zog Sasuke schmerzlich die Luft ein und hielt den Atem an, zog seine Wunde. „Soll ich aufhören?“, fragte Shuga sogleich. „Nein!“, schüttelte Sasuke leicht den Kopf. „Heute Vormittag tat es auch etwas weh, als die Schwester mir das Kopfteil hochstellte. Das ist gleich wieder weg.“
„Gut, dann machen wir weiter.“ Für Sasuke fühlte es sich wie eine Ewigkeit an, eh er aufrecht saß. Seine Seite zog und pochte, trieb ihn der Schmerz Tränen in die Augen.
„Geht es?“, fragte Dr. Matsu, während er sich die unabgedeckte Wunde ansah. „Es geht schon… wird schon besser…“, keuchte Sasuke, versuchte er gerade herauszufinden, wie er am schmerzfreiesten atmen könnte.
„Okay, du kannst dich wieder hinlegen.“, wies Dr. Matsu dann an, wobei Sasuke jedoch wieder die Hilfe von Shuga benötigte und abermals schmerzlich den Atem anhielt, als ein Zug seine Seite durchfuhr.
„Warum sollte ich mich gerade aufsetzten?“, fragte Sasuke sogleich, als der Schmerz abebbte und er wieder vernünftig atmen konnte.
„Shuga hat mir von deinem Wunsch erzählt, das du deinen Bruder besuchen möchtest.“, begann Dr. Matsu mit einer Erklärung des Ganzen. „Ich wollte sehen, in wie weit du dich bereits wieder bewegen kannst und ob du etwas länger sitzen könntest. Würdest du es eine viertel Stunde sitzend aushalten?“
Sasukes Augen wurden immer größer und ein lächeln trat auf seine Lippen. „Ich könnte Stunden sitzen! Für Itachi halt ich das locker aus!“, entgegnete er dann. Dr. Matsu zog über diesen Eifer erstaunt eine Augenbraue hoch, hätte er sich diese Antwort aber auch denken können. Shuga hingegen lächelte nun auch, begriff er worauf Dr. Matsu hinaus wollte und was das Frage und Antwort Spielchen zu bedeuten hatte. An alles mögliche hatte Shuga bei seinen Überlegungen gedacht, nur nicht an die spezielle Naht, derer Vorteile und das Sasuke ein Kind war. Bei Kindern sah es im Bezug auf die allgemeinen Regeln etwas anders aus, entschied hier der Arzt, wann was gemacht werden durfte. Und so hatte Dr. Matsu nun entschieden, das Sasuke zumindest soweit war, sitzend in einem Rollstuhl zu seinem Bruder könnte.
„Nagut, da du sitzen kannst und die Schmerzen wohl erträglich sind, darfst du Morgen nach der Morgenvisite und vor deiner Verlegung deinen Bruder für eine viertel Stunde besuchen. Aber…“, streng sah Dr. Matsu Sasuke an und hob mahnend den Zeigefinger. „Du wirst uns ehrlich sagen, wenn die Schmerzen zu stark werden oder dir schwindlig wird. Und je nachdem werde ich entscheiden, ob du ihn dann am Abend noch einmal für eine viertel Stunde besuchen darfst. Jedoch warne ich dich auch gleich! Verschweigst du uns Schmerzen oder Schwindel oder du hältst keine ordentliche Bettruhe zwischen den Besuchen, werde ich die Besuche streichen und du darfst dann erst wieder zu deinem Bruder, wenn du selbstständig ohne Hilfsmittel laufen kannst, was wohl frühestens in zwei Wochen der Fall sein wird!“
Sasuke schluckte und nickte, trat jedoch sofort wieder ein glückliches Lächeln auf seine Lippen. „Können wir nicht schon heute anfangen?“, fragte er dann, wobei er sich sofort bittend auf die Unterlippe bis und seinen herzerweichesten Blick aufsetzte, den er drauf hatte und wo er meinte, das zumindest Sakura nun vollkommen dahingeschmolzen wäre. „Bitte!“, legte er noch mit flehender Stimme nach und kaute nun nervös auf seiner Unterlippe herum.
Seufzend sah Dr. Matsu zu Shuga hinüber. Irgendwie hatte er dies schon befürchtet, waren Kinder doch alle gleich und er aus gutem Grund Allgemeinmediziner und kein Kinderarzt geworden.
„Wenn wir die Visite beendet haben, könnte ich zwei Pfleger herbestellen, die Sasuke in den Rollstuhl setzen und später wieder zurück ins Bett bringen.“, meinte Shuga, sah er kein Problem darin, aber lag die Entscheidung letztendlich beim Oberarzt.
„Nagut, aber nur eine viertel Stunde und kein Gebettel, wenn die Zeit um ist. Es ist von uns ein großes Eingeständnis, das wir dir dies überhaupt bereits erlauben, denn eigentlich müsstest du einige Tage feste Bettruhe halten. Also wirst du dich strickt an unsere Anweisungen halten.“ Sasuke nickte und versprach es hoch und heilig. Viel zu sehr freute er sich darüber, das er gleich zu seinem Bruder durfte, als das er dies durch ungehorsam kaputt machen wollte.
Und während eine Schwester seine Wunde wieder mit einem breiten Pflaster abdeckte, beendeten Dr. Matsu und Shuga die Visite und bereiteten alles für Sasukes kleinen Ausflug vor.

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