«

»

Okt 31 2011

IceBluemchen

Beitrag drucken

16. Sasukes Gedanken

Als Shuga in Sasukes Zimmer eilte, war er über die merkwürdige Szene erstaunt. Eigentlich hatte er erwartet, das Sasuke zeternd nach seinem Bruder verlange und vielleicht auch versuchte aufzustehen. Jedoch dem war nicht so.
Ganz ruhig lag er im Bett, wurde jedoch auch von Kakashi gehalten. Leises schniefen und schluchzen verrieten, das er weinte, konnte Shuga dies jedoch nicht sehen, hatte Sasuke sein Gesicht abgewandt und hätte es am liebsten im Kissen vergraben.
„Sasuke, alles ist wieder gut!“, sprach Shuga beruhigend auf Sasuke ein und schritt an sein Bett. „Itachi geht es wieder gut. Wir haben ihm schnell helfen können. Du musst dir keine Sorgen mehr machen. Es ist alles wieder gut.“ Jedoch schniefte Sasuke nur, wusste er dies bereits, hatte er Shuga und den Oberarzt miteinander reden gehört und aus diesen Worten bereits erfasst, das Itachis Problem behoben war.
Fragend sah Shuga zu Kakashi. „Was ist passiert? Hat er sich wehgetan?“, fragte er, verstand er nicht, weshalb Sasuke sich in keiner Weise beruhigen wollte und weiter vor sich hin schniefte und schluchzte.
„Wir haben das Gespräch mitanhören können.“, erklärte Kakashi, worauf Shuga ein „Oh!“, entfuhr. Einen Augenblick dachte er nach, wie er Sasuke nun beruhigt bekommen sollte. „Sasuke es tut mir leid, das du das Gespräch mit anhören musstest. Niemand wollte dich damit verletzten…“, leicht schüttelte Sasuke den Kopf und sah nun mit verweinten Augen zu Kakashi und dann zu Shuga.
„Er ist alles was ich noch habe. Ich liebe ihn und ich wollte ihn doch nur nicht wieder verlieren.“, flüsterte er und schniefte, brachen dann all seine Gedanken aus ihm heraus.
„Ich habe ihn gehasst, weil er mir alles nahm und mich allein zurück ließ. Ich glaubte er hasse mich und hat mich nur am Leben gelassen, um mich zu quälen. Ich war so blind vor Trauer und Wut, das ich nicht sah, wie sehr er selbst litt. Ich sah ihn weinen, als er mich verließ und auch vor zwei Wochen weinte er. Er hat mich immer geliebt und er hat mich vermisst. Habe ich nicht das Recht, ihm dies auch zu sagen?“, er sah zu Kakashi und wischte sich seine Tränen fort.
„Ich hatte geglaubt, er soll Hingerichtet werden und ich wollte dies doch nur verhindern. Ich habe mich all die Zeit gefragt, „Wieso stellt er sich?“ , es ergab für mich keinen Sinn! Ich dachte darüber nach, was ihn im Gefängnis erwarten würde und wie sie ihn dort behandeln werden. Meine Gedanken taten mir so weh. Ich ertrug die Vorstellung nicht, das er vielleicht gefoltert wird oder es ihm schlecht geht. Diese Gefühle verstand ich noch weniger, glaubte ich ihn zu hassen. Aber je länger ich darüber nachdachte, je mehr wurde mir bewusst, warum es mir so weh tat. Es tat weh, weil ich ihn liebte und jeder Schlag, jede Qual, die ich mir in Gedanken ausmalte, schmerzte tief im Herzen. Und so beschloss ich, das ich ihn als Bruder zurück wollte. Ich wollte eine gerechte Strafe, aber ich wollte auch meinen Bruder.
Und als ich den Brief las, da war es, als würde meine Welt in sich zusammenfallen. Ich begriff erst nicht, das es ein Abschiedsbrief war. Aber als ich dies erkannte, gab es kein Halten mehr. Ich dachte… „Gefängnis ist besser, als Hinrichtung!“ Im Gefängnis hätte ich ihn besuchen können. Aber Tod…“, wieder liefen Tränen sein Gesicht hinab.
„Ich will doch nur nicht mehr allein sein! Ich wollte doch nur ein Stück meiner Familie zurück! Ich wollte ihn nicht verlieren…“, schluchzend vergrub er sein Gesicht in seinen Händen.
„Sasuke, alles wird wieder gut!“, sprach Shuga auf ihn ein. „Es ist vorbei. Er hat gesühnt und so die Ahnen es wollen, wird er leben und bei dir seinen.“
Sasuke sah erschrocken auf und Shuga entgeistert ins Gesicht. „Die Ahnen…“, keuchte er. „Werden sie ihn nicht hassen? Werden sie es überhaupt annehmen?“, fragend sah er von Shuga zu Kakashi, suchte Antworten in ihre erstaunten Gesichter, während sich seine Augen bereits wieder mit Tränen füllten, keimte eine neue Angst in ihm auf.
„Er zahlte teuer mit seinem Blut und Schmerz. Sein Blut wiegt die Schult auf und spricht ihn frei. Jegliche Schuld ist mit dem Blut davon gewaschen und seine Seele rein und ehrbar. Die aufgewühlten Seelen der Ahnen besänftigt. Ihre Gunst hat er sich verdient und soweit das Schicksal seinen Weg als noch nicht beendet ansieht, wird er es auch schaffen.“, antwortete Kakashi, sah das Shuga ihm einen strengen Blick zuwarf, war es leichtsinnig zu versprechen, das Itachi schon wieder werden würde. Niemand konnte vorhersehen, was noch auf Itachi wartete. Jeden Augenblick konnte eine erneute Komplikation auftreten und er daran sterben.
Leicht nickte Sasuke und versuchte sich zu beruhigen. Nachdenklich sah er auf seine Bettdecke und krallte sich haltsuchend an ihr.
„Ich vermisse sie!“, flüsterte er dann kaum hörbar. „Tante Uruchi hat uns immer Süßes geschenkt. Itachi bekam immer süße Bonbons und ich saure Drops, weil ich die süßen Bonbons nicht mochte.“ Tränen um Tränen tropften auf das Bettzeug. „Onkel Teyaki hat mir immer Mut gemacht, wenn ich nicht weiter kam und Angst hatte, Vater könne enttäuscht sein. Ich vermisse Shisui, obwohl er mich immer geärgert hat. Itachi hat mich dann immer verteidigt und nahm mich auf den Arm. Dort fühlte ich mich stark und beschützt, traute mich sogar, Shisui zurück zu ärgern. Ich vermisse Mama und Papa…“ Bitterlich weinte er, sah er all ihre glücklichen Gesichter. Nichts erinnerte ihn in jenen Moment an das schreckliche Ende, sah er sie nur in glücklichen Zeiten, war all ihr Blut und Leid fort. Nur seine Trauer und Schmerz des Verlustes blieb ihm, kein Hass, keine Wut.
„Und ich vermisse Itachis lachen…“, schniefte er mit gebrochener Stimme. „Ich möchte ihn sehen. Bitte, ich möchte zu ihn. Bitte!“, er flehte Shuga mit verweinten Augen an, jedoch musste Shuga dies ablehnen. „Es tut mir leid, aber du darfst noch nicht aufstehen. Es ist noch zu früh und die Gefahr, das deine Wunde aufreißt zu groß.“ Es tat Shuga so leid, diese Bitte und das Flehen abzulehnen, das Sasuke sogar wieder zu weinen begann.
Leicht schüttelte Shuga den Kopf, konnte er ihn nicht so verzweifelt weinen sehen. „Ich werde sehen, was sich machen lässt. Aber ich verspreche nichts und heute wird es auf keinen Fall etwas. Bitte Sasuke, du musst dies verstehen, das es für deinen Körper nicht gut wäre. Ich lass mir wirklich etwas einfallen, damit du so schnell wie möglich zu ihn kannst. Aber habe bitte etwas Geduld, auch wenn dir dies im Moment sehr schwer fällt.“
Schniefend versuchte Sasuke sich zu beruhigen und nickte leicht, das er es verstanden hatte. Er war Shuga dankbar, das er es wenigsten versuchen wollte, eine Möglichkeit zu finden. Und auch wenn es ihm schwer fiel, so wollte er etwas Geduld beweisen.
Müde wischte er sich abermals die Tränen fort und ärgerte sich über sich selbst, das er zur Zeit so nahe am Wasser gebaut war. In den letzten vier Jahren hatte er nie geweint, hatte er es sich selbst verboten. Jetzt schien es ihm, als wollten alle Tränen aus ihm heraus, die er sich über die Jahre hatte aufgespart. Es war einfach nur schrecklich…

„Sasuke, was für einen Brief meintest du?“, fragte Kakashi nach einer Weile, war Shuga bereits gegangen, hatte er noch zu tun, war Kakashi noch einen Augenblick geblieben, eh er zum Alltag musste.
„Ich hatte am Morgen einen Brief von Itachi auf meinen Sachen gefunden. Es war ein Abschiedsbrief, auf Montag datiert und es war Itachis Handschrift. Ich würde sie unter Hunderten erkennen.“, antwortete Sasuke und sah Kakashi fragend an. „Wieso? Stimmt mit dem Brief etwas nicht?“, fragte er dann, machte ihn diese Frage stutzig.
„Hast du den Brief noch?“, entgegnete jedoch Kakashi. „Er müsste noch auf dem Küchentisch liegen. Als ich loslief, hatte ich ihn dort liegen gelassen.“
Kakashi zog seine Stirn in Falten und dachte nach. Es gab nur einen Brief von Itachi und diesen hatte er die gesamte Zeit bei sich geführt. Nur am Morgen des Seppuke hatte er ihn nicht gehabt, hatte er ihn in der Innentasche seiner Weste und an diesem Morgen diese nicht getragen.
Sogleich fuhr er suchend in seine Weste und zog nur einen Moment später, einen etwas zerknitterten Umschlag hervor. Es war der Brief von Itachi, so wie er ihn erhalten hatte und noch immer verschlossen.
„Ist es dieser hier?“, fragte er dann Sasuke und gab ihm das Schriftstück. Etwas verwundert sah Sasuke auf den verschlossenen Umschlag. Es war genau der selbe Umschlag, unverkennbar Itachis Handschrift. Jedoch wieso war er verschlossen?
Vorsichtig öffnete er ihn, ging er erstaunlich leicht auf, so als wurde er nur neu zugeklebt und fest angedrückt.
„Das ist der Brief. Ich hatte Tränen in den Augen gehabt und eine paar waren auf das Papier getropft, genau dort.“, er deutete auf eine Stelle, wo die Schrift durch etwas feuchtes verschwommen und leicht verwischt war.
Kakashi befand dies als äußerst merkwürdig. Jemand musste den Brief gestohlen und heimlich Sasuke zukommen lassen haben. Anders war es kaum erklärbar, wie Sasuke an den Originalbrief herangekommen war, hatte Kakashi ihn doch auch erst am Vorabend erhalten und niemand sonst hatte Kenntnis von ihm gehabt. Es war ihm ein Rätsel, zumal er den Brief in seiner Weste vorfand und nicht bei Sasuke zu Hause.
Es war merkwürdig und er musste dies dem Hokage melden. Irgendwo hatte es ein Leck gegeben. Irgendwie hatte jemand es vollbracht, Sasuke einen Schupser zu geben und diese Ereignisse hervorgerufen. Nur wer und wie, dafür fand er keine Antwort.

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://icebluemchen.4lima.de/?p=1059