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Okt 28 2011

IceBluemchen

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42. Im Alleingang und doch nicht allein (Teil 1)

Vorsichtig spähte Ace aus der Tür auf den dunklen Gang hinaus. Weit konnte er nicht sehen, war es dafür einfach zu finster, aber die Stille ließ ihn erahnen, das er wohl vorerst auf keine Gegner stoßen würde. Wie viele es wohl waren, die Mordekey um sich geschart hatte? Mindesten einen Fischmenschen, der Krakenfischmensch und erster Maat der Key-Piraten. Auch hatte der Hüne davon gesprochen, das er und seine Bande vorn in der ersten Reihe gestanden hatten, als sein Vater hingerichtet wurde. Nachdenklich wog Ace die Worte ab und versuchte daraus einen Anhaltspunkt zu bekommen, wie viele Gegner ihm wohl gegenüber stehen könnten. Jedoch eine rechte Angabe wurde nicht gemacht und so ging er eher von zwei bis fünf Dutzend aus, als das er die gesamte Situation fatal unterschätzten würde.
Langsam schlich er den Gang entlang und horchte immer wieder nach verdächtigen Lauten. Das Holz knackte und dumpfes Geplätscher gaben ihm zumindest eine Vermutung, das er sich zur Zeit unterhalb der Meereskante befand. Wahrscheinlich auf dem untersten Deck, jedoch noch über der Bilge. Dies war auch am naheliegendsten, schien dieses Deck als Lager zu dienen, was sich als sehr nützlich erwies, als er das Munitionsdepot fand und dort einige Fässer Schießpulver, Kanonenkugeln, Gewehre, Pistolen und Säbel vorfand.
Unter normalen umständen hätte er jetzt das Beste aus dieser Situation gemacht und das Munitionslager mit Hilfe seines Leuchtkäferlichtes gesprengt, während er sich zuvor in Sicherheit gebracht hätte. Jedoch sein Bauchgefühl hielt ihn zurück, sagte ihm auch sein Verstand, das dies keine gute Idee wäre. Dieses Schiff schien groß zu sein und er hatte bereits eine Ahnung, das er sich hier nicht auf Mordekeys Schiff befand, sondern wohl sein ersehntes Ziel erreicht und betreten hatte. So griff er sich lediglich einen Dolch, vermisste er seinen am Gurt und es gab Situation, wo er mit seiner Teufelskraft nicht viel ausrichten könnte, jedoch ein Dolch dann fast immer ideal war.
Behutsam erklomm er die Treppe und spähte in den Gang des neuen Decks. Jedoch auch hier herrschte nur Dunkelheit und Stille. So schlich er weiter leise die Treppe empor, bis sich etwas veränderte. Der lange Gang, der sich jeweils zu beiden Seiten erstreckte, verkürzte sich auf der einen Seite und endete in einer Tür die auf das Deck führte, während der kürzere Gang erhellt durch wenige Öllampen einige Räume offenbarte aus denen nun auch Stimmen drangen.
Kurz spähte Ace aus dem Bullauge, das in der Tür eingelassen war und verschaffte sich so einen Überblick über das Deck. Ein Mast war zu erkennen, waren die Segel gerefft und eindeutig selbst im Dunkel der sternenklaren Nacht nicht als weiß zu erkennen. Auf dem Deck selbst war niemand auszumachen, jedoch hatte dies nichts zu bedeuten, konnte er von dieser Tür gerade ein drittel des Decks ausmachen, wenn er das Bild des Schiffes recht im Kopf hatte.
So wand er sich um und lauschte auf die Stimmen. Immer wieder halte die donnernde Stimme von Mordekey und eine eher rauchige Stimme, die nicht minder laut war, über den Gang hinaus. Ein Streit ob die Gefahr für das Schiff nicht zu groß sei und sie nicht lieber eher die Flucht antreten sollten.
In den Stimmen des Streites schlich sich Ace lautlos und unbemerkt an die Tür und lugte durch einen kleinen Spalt zwischen Tür und Rahmen. Das schmale Sichtfenster ließ ihn eine Art Arbeitszimmer ausmachen und er zählte neben dem Fischmenschen noch sechs weitere Personen. Mit Mordekey dazugerechnet, hatte er es somit mit mindestens acht Gegnern zu tun und sie sahen alle nicht gerade wie unerfahrene Männer aus.
Ein Geräusch ließ Ace kampfbereit herumfahren, sah er im ersten Moment jedoch niemanden. Wachsam und auf der Hut schweifte sein Blick durch den Gang und zur Tür, aber alles war wieder ruhig und unauffällig.
Ace wollte sein Glück nicht weiter herausfordern und schlich zurück zur Tür. Er wusste nun genau wo er war und hatte eine ungefähre Ahnung, was auf ihn an Gegner wartete, aber er wollte dies nicht im Alleingang erledigen. Die letzten zwei Alleingänge hatten ihn in arge Schwierigkeiten katapultiert und er wollte sein Schicksal nicht alt zu sehr herausfordern, war er durch seine Schulter auch gehandicapt. Egal wie sehr er sich auch bemühte den Schmerz zu ignorieren und weit hinten anzustellen, war er da und wies ihm deutlich seine Grenze auf.
Ganz vorsichtig und lautlos drückte er die Klinke der Tür hinunter und öffnete sie einen Spalt. Wieder lauschte er, jedoch nur der Wind pfeifte in der Takelage und leises Wellengeplätscher zeugte von einer ruhigen See.
Wachsam schlüpfte er durch den schmalen Spalt und wollte in den Schatten der Deckwand entschwinden, als er wieder das merkwürdige Geräusch vernahm. Es war nun dichter und gefiel Ace überhaupt nicht. Aber er durfte sich jetzt nicht ablenken und aufhalten lassen. Egal was dort auch merkwürdig kratzend plonkte, es war jetzt unwichtig. Er musste Marco warnen, ihm ein Signal geben, damit sie wussten wo sie ihn finden und zur Hilfe kommen würden.
Ein Schritt weiter war das Geheimnis um das mysteriöse Geräusch gelüftet. Ein älterer Mann mit Holzbein stand direkt vor Ace, schnellte auch schon die geballte Faust nach vorn und wollte Ace ins Land der Albträume befordern. Jedoch anstelle Ace direkt im Gesicht zu treffen, loderte dort eine Flamme auf und entzündete das schmutzige Hemd des alten Piraten.
„AHH…“, schrie der Alte auf und zog seine Faust zurück, schlug mit seiner anderen Hand auf die Flammen ein und wich von Ace zurück, dessen Haar noch von Flammen durchzuckt wurde.
„Verdammt!“, fluchte Ace auf, warnte der Alte durch sein gepeinigtes Geschrei den Rest seiner Bande, konnte Ace auch schon die ersten gegnerischen Piraten um die Ecke stürmen sehen und welche auch sogleich nach ihren Waffen griffen.
Nun würde es wohl doch ein Alleingang werden und dies gegen eine Meute wütender Piraten, die alle samt nicht wie eine Kindergartenclique aussahen. Dies waren kampferprobte Männer, bewaffnet und zu allem bereit. Und auch wenn Ace die Waffen nicht fürchtete, war es nun höchste Zeit seiner Crew ein Zeichen zu geben, das sie schnellstens ihm zur Hilfe kommen sollten. Nein, dieses mal stand einfach zu viel auf dem Spiel, als das er dies egoistisch allein durchzog, nur um seinen Dickschädel zu beweisen. Er war Kapitän einer großen Crew und allmählich wurde es Zeit, das er dies auch als einen Vorteil einsah. Er war nicht allein, musste nicht alleine kämpfen. Sie alle standen hinter ihm und standen für die Familie ein.
Erste Piraten griffen an und versuchten Ace mit ihren Waffen zu treffen. Jedoch in Feuer aufgelöst, versagte jeder Angriff und schreckte die Angreifer zurück. Ein Feuerball stob in die Luft, zerbarst dieser in gewaltiger Höhe und erhellte den Nachthimmel in gleißendes Licht.
Erschrocken über die Helligkeit sahen die Piraten gen Himmel. Ihr Feind war nun gewarnt und die kommende Schlacht schneller gekommen, als es ihr Kapitän geplant hatte, waren sie noch nicht bereit.

Eilig lief Marco auf Deck und sah an der Reling hinüber zu den Feuerfunken die langsam gen Wasser sanken und ein Wrackknäuel hell erleuchtete. „Genau wo ich sie und dich erahnt habe!“, murmelte er und es kam ihm vor, als falle ein riesiger Stein von seinem Herzen, war dies das Zeichen auf das er gewartet hatte und bewies „Ich habe es gewusst, Ace lebt noch!“ Sogleich wand er sich Vista zu. „Gebe leisen Alarm und bereite alles für ein Entermanöver vor!“, wies er an und eilte schon hoch zur Brücke.
„Neuer Kurs, direkt auf die Wracks zu!“, gab er dem Steuermann Befehl, gab dieser sogleich Dampf auf die Maschinen, setzten sie sich augenblicklich in Bewegung.
Schnell füllte sich das Deck mit kampfbereiten Männern, sahen sie hinüber zu dem erhellten Nachthimmel und den Wracks. Immer wieder zuckte Feuer auf dem Deck des mittleren Schiffes, ein Wrack hatte bereits Feuer gefasst, brannten die alten modrigen Segel und Taue.
„Hart Steuerbord!“, korrigierte Marco erneut den Kurs, als sie den Wracks gefährlich nahe gekommen waren und das Kampfgeschrei ihrer Feinde bereits deutlich zu vernehmen war. Sofort schlug die Orca nach rechts und ging auf einem umkreisenden Kurs.
„Blenheim, deine Gruppe geht vor!“, gab Marco dem Hünen und seiner Gruppe von zwanzig starken Männern den Befehl für das erste Entermanöver. Erste Seile mit Enterhaken flogen hinüber zu den Wracks, war Blenheim und seinen Männern bewusst, das sie dort alles erwarten mussten, waren sie daher bis auf die Zähne bewaffnet und zu allem bereit.
Und während die Orca zum nächsten guten Enterpunkt kreiste, erhellte ein erneuter Feuerball den Sternenhimmel und ließ die Nacht zum Tage werden.
„Käpt’n wir sind schon da! Halt nur noch kurz aus…“, sprach Marco eher zu sich selbst, sah er den zweiten Feuerball als erneuten Hilferuf, bedeutete dies wohl auch, das ihr Näherkommen und erstes Entermanöver noch unbemerkt war.

Ace fand sich in mitten einer Horde von wütenden Piraten wieder. Immer wieder schlugen sie mit ihren Waffen auf ihn ein, hatten sie einfach keine Idee, wie sie ihm sonst hätten beikommen können. Erste Schüsse fielen, jedoch war auch dies sinnlos, brachten sich so die Piraten nur selbst in Gefahr, stoben die Kugeln einfach durch ihn hindurch und streiften den ein oder anderen Gegner.
Laute Schreie ließen auch den letzten Gegner wissen, das auf Deck etwas nicht stimmte und ein Kampf entbrannt war und so war es kaum verwunderlich, das auch Mordekey und dessen erster Maat bald auf Deck erschien.
Ace registriere dies schon, zählte er jetzt gut 2 Dutzend Piraten. Wieder sauste ein Säbel auf ihn nieder und ließ neue Flammen aufstoben, während er selbst einem Piraten einen Kinnhacken verpasste und außer Gefecht setzte. Diese Piraten waren zwar sonst wohl gute Kämpfer, jedoch hatten sie anscheinend keinerlei Erfahrungen mit Teufelskraftnutzern und waren Ace machtlos gegenüber.
„Wasser! Holt Wasser! Dies ist sein Schwachpunkt!“, hörte er unverkennbar Mordekeys Stimme durch das Getümmel dringen.
‚Marco, jetzt wird es aber höchste Zeit!’, stieß Ace ein Stoßgedanken zu seinem ersten Maaten und ließ einen neuerlichen Feuerball in den Himmel stoben.
Gleißend zerfiel auch dieser zu abertausenden kleinen Funken und erhellte die Nacht im feurigen Licht, hatten Funken des ersten Feuerballs bereits eines der umliegenden Wracks entzündet, brannten dort die modrigen Segel und Taue. Fäuste flogen in einer geballten Keilerei und zum ersten mal in Ace Leben, hoffte er auf baldige Hilfe und Unterstützung…

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