«

»

Okt 21 2011

IceBluemchen

Beitrag drucken

41. Nicht schon wieder!

Hustend kam Ace wieder zu sich, spuckte er Schwall für Schwall Wasser und brauchte lang, bis er nicht mehr das Gefühl hatte, jeden Augenblick zu ersticken. Noch benommen versuchte er sich in eine sitzende Position zu hieven, wurde dies jedoch durch schwere rasselnde Ketten erschwert. „Nicht schon wieder!“, murmelte er und beließ es vorerst bei einem Versuch sich aufzusetzen. Auf dem kalten feuchten Holzboden liegend, betrachtete er die schweren Ketten, mit denen seine Arme und Beine gefesselt waren und sie an der nahen Holzwand verankert zeichneten.
„Seestein, was wohl auch sonst…“, fluchte er, konnte dies nur bedeuten, das er sich auf einem Marineschiff befand, gab es nur auf diesen Schiffen Zellen mit diesen Ketten. Aber der kleine Raum in dem er sich wiedergefunden hatte, sah einer Zelle gar nicht ähnlich. Eher wirkte dieser Raum wie eine kleine Kajüte oder Abstellraum. Es gab kein Fenster und die Tür war ohne Guckloch. Er schätzte den Raum auf knappe zwei mal drei Meter und zu seinem Leidwesen, gab es nicht einmal eine Matratze oder wenigsten eine Decke. Dies entsprach eindeutig nicht dem Standart einer Marinezelle.
Seufzend versuchte er sich das Geschehene noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Aber egal wie sehr er sich auch anstrengte, er hatte seinen Angreifer nicht kommen sehen und nur die Krakenarme blieben ihm als Hinweis, das es sich wohl um einen Fischmenschen gehandelt haben mochte. Auch dies entsprach nicht der Marine, gab es seines Wissens nach keinen Fischmenschen, der für die Gerechtigkeit im Dienst stand. Ein Fischmensch als Soldat, davon hätte er auf jeden Fall gehört.
Murrend fuhr er sich an seine Schulter, schmerzte sie sehr. Der Verband hatte sich mit Salzwasser vollgezogen und brannte auf der Wunde. Pochend quälte ihn seine gesamte Schulter, war sie zu sehr belastet worden und rächte sich dies nun mit Schmerz und Qual.
„Verdammt…!“, fluchte er und dachte an Marco und seine Crew. Sicherlich machten sie sich bereits große Sorgen um ihn oder noch schlimmeres, wenn sie seinen verwaisten Striker gefunden hätten. Ertrinken war die logische Schlussfolgerung daraus und was sollten sie auch sonst denken… „Marco ich lebe! Ich lebe! Ich lebe!“, sprach Ace wie ein Stoßgebet, das sein erster Maat ihn nicht wirklich für Tod hielt. Er hoffte darauf, das Marco oder der Phönix es spüren würde, irgendwie tief in sich…

Voller Sorge kreiste der Phönix über den Wracks der toten Gewässer, suchten wachsame Augen jeden noch erdenklichen Winkel ab, wo Ace stecken könnte. Bereits vor zwei Stunden hatte Marco so den verwaisten Striker gefunden, sowie Ace Hut der einiges weiter im Meer trieb.
Seit dem hatte Marco keine Ruhe mehr gefunden. Die Crew dachte an das Schlimmst, das ihr Kapitän ins Meer gestürzt war und durch seine Teufelskraft unweigerlich ertrunken. Jedoch konnte und wollte sich Marco damit nicht abfinden. Tief in sich schrie alles dagegen, rebellierte der Phönix gegen diesen Gedanken und strafte ihn als schmerzliche Lüge.
Es war wie das unbekannte Bauchgefühl, das einem den richtigen Weg wies, auch wenn man diesen gar nicht kennen dürfte. Marco spürte einfach, das Ace noch am Leben war, irgendwo dort draußen und mit größter Wahrscheinlichkeit in argen Schwierigkeiten…
„Hast du eine Spur von ihm gefunden?“, fragte Jozu, einer der wenigen der auf Marcos Gefühl vertraute und wusste, das der Phönix viele mystische Geheimnisse in sich verbarg und ein besonderes Band zwischen Ace und ihm bestand.
„Nein! Es ist bereits zu dunkel!“, gab Marco seufzend zu und ließ sich auf der Treppe zur Brücke nieder, musste er kurz von seinem langen Flug verschnaufen und nachdenken.
Seine Gedanken kreisten um den Ort, wo er den Striker gefunden hatte. Die Wracks waren dort recht ungewöhnlich aneinander vertäut gewesen. Waren sie normalerweise wie auf einer Perlenkette aneinander gereiht und verankert, waren diese Wracks eher wie ein Knäuel um einen Mittelpunkt gewickelt. Ein Mittelpunkt so gut vor Wind und Wetter geschützt, kaum der stürmischen See ausgesetzt, das so ein Schiff über Jahre gar Jahrzehnte gut überstehen konnte.
Seufzend sah Marco auf und direkt in Jozus Gesicht, der ihn argwöhnisch musterte, kannte er seinen alten Freund einfach zu gut. Wenn Marco so grübelte und auf sein phönixblaues Bauchgefühl so ein Vertrauen setzte, dann war etwas grundsätzlich im Busch.
„Über was denkst du nach? Was flüstert dir dein kleiner blauer Piepmatz?“, fragte er daher direkt. Marcos Blick verdunkelte sich.
„Wir postieren auf jedem Masten einen Späher und machen uns so unauffällig wie möglich Kampfbereit!“, sprach er mit ruhiger beängstigender Stimme, eh er Jozu eindringlich ansah.
„Wir sind nicht allein! Schon die Barriere der Wracks…“, leicht schüttelte er den Kopf. „Alles war auf der Karte gut verzeichnet, nur dies nicht. Und nun Ace mysteriöses Verschwinden. Der Striker war nicht gekentert und Ace ist schon gefährlichere Gewässer mit ihm befahren, als das er hier Probleme hätte bekommen.“
„Nein!“, schüttelte Marco abermals leicht den Kopf. „Ich fürchte wir haben wenn auch immer aufgeschreckt, als wir die Barriere durchbrachen und sie werden nur auf einen günstigen Moment gewartet haben, wie sie uns hätten aufhalten können. Und nun haben sie Ace und ich fürchte, das wir spätestens zum Morgengrauen auch nähere Bekanntschaft mit unseren unbekannten Feind schließen werden!“
Die Wachposten waren schnell bezogen und die Crew kampfbereit. Die Kanonen wurden geladen und hinter den Scharten bereit gehalten. Die Dampfmaschine wurde befeuert, sodass sie während eines möglichen Seekampfes schnell und wendig manövrierfähig waren.
Bereit für eine kommende Schlacht voller unbekannter Informationen, ging Marco noch einmal alles gedanklich durch den Kopf. Aber es half alles nichts, gab es einfach zu viele unbekannte Details, als das er bereits jetzt erahnen könnte, wer oder was ihn bald erwarten würde.

Schwere Schritte rissen Ace aus seine Gedanken, näherten sie sich allmählich und wurde schon die Tür zu seinem unbequemen Quartier aufgerissen. Mit erstaunen stellte Ace fest, das die schweren Schritte nicht zu einem Fischmenschen gehörten, sondern zu einem dicklichen Hünen, welcher von der Größe her gut an Jozu heranreichte.
„Endlich ausgeschlafen, euer Hoheit!“, stellte der Hüne mehr fest als das er dies fragte und grinste dreckig. Verwundert zog Ace eine Augenbraue hoch, fragte er sich, was dies „euer Hoheit“ sollte. „Hab schon befürchtet, mein erster Maat hät dich ersäuft. Was sehr schlecht gewesen wäre, denn Tod bist du ja schon und für Tote zahlt die Marine nur sehr schlecht, vor allem wenn sie diesen Toten selbst auf den Gewissen haben.“, nochmals grinste der Hüne dreckig und trat nun näher an Ace heran.
In Ace hatte sich bei dieser kleinen Begrüßung alles bis aufs äußerste angespannt, strahlte er nach Außen jedoch eine unheimliche Ruhe aus, auch wenn ihm dies sehr viel Selbstbeherrschung kostete. Es durfte doch einfach nicht wahr sein, das ausgerechnet ihm dies schon wieder geschah. Schon wieder lag er in Ketten und sollte der Marine ausgeliefert werden. Das Schicksal hatte echt einen Narren an ihm gefressen und wenn das noch lustig sein sollte, dann befand sich Ace echt auf der falschen Seite, denn lustig und zum grinsen befand er dies absolut nicht mehr.
„Ich war recht erstaunt, als ich euch Whitebeard-Piraten hier ausmachte und noch mehr erstaunte es mich, als du auf Deck erschienst und unsere Barriere zerschmettertest. Aber was hätte ich anders von des Teufels Sohn erwarten sollen?“ Nun stand er ganz nah vor Ace und beugte sich zu ihm hinunter, sodass Ace der widerliche Atem ins Gesicht schlug und er die fauligen Zähne seines Gegenüber aufblitzen sehen konnte.
‚Widerlich! Das aber auch immer solche Speckbacken mich erwischen? Dabei sollte ich sie doch 10 Meilen gegen den Wind riechen können!’, schoss es Ace durch den Kopf.
„Wer bist du?“, fragte er jedoch, als das er sein Gegenüber als Dreckschwein beschimpfte, war dies auch wesendlich wichtiger in Erfahrung zu bringen, um seine Chancen auf eine mögliche Flucht besser einschätzen zu können. Noch breiter wurde das Grinsen des Fremden, übertraf dies bereits selbst Garp.
„Du bist etwas zu jung, als das du dies wissen kannst, darum werde ich dir deine Unwissenheit mal durchgehen lassen.“ Stolz richtete sich der Hüne auf, richtete sein verdrecktes Hemd und zupfte seinen etwas zu groß geratenen abgetragenen Kapitänsmantel. „Ich bin Kapitän Mordekey von den Key-Piraten. Den Piraten die auf dem Marktplatz ganz vorn standen und am lautesten gejubelt haben, als die Katana das verfluchte Herz des Teufels persönlich durchstießen und sein Blut das edle Holz des Schafottes tränkten.“ Dreckig grinste Mordekey und kam ganz dicht an Ace Gesicht.
„Ich habe den Tod deines Vaters gefeiert und ich feierte Whitebeards Tod, ebenso wie deinen. Und ich werden erneut auf dein dahinscheiden anstoßen, während ich in deinem Kopfgeld bade.“
Ace kochte! Mordekey war ihm kein unbekannter Name. Er hatte diesen Namen bereits einmal gehört beziehungsweise eher gelesen, hatte sein Vater ihn in seinem Logbuch kurz erwähnt.
Mordekey war ein einfacher Pirat gewesen, der mehr durch Glück als Verstand es in Rogers Bande geschafft hatte. Unscheinbar in der Bande verborgen, hegte er jedoch einen hinterhältigen Plan, wollte er im richtigen Moment seinen Kapitän verraten und das unglaubliche Kopfgeld einstreichen, um seine eigene Bande begründen zu können. Jedoch war sein Vater rechtzeitig dahinter gekommen, hatte Mordekey erst Kielholen lassen, eh er ihn auf einer einsamen Insel im Calm Belt alleinig mit einer Pistole und einem einzigen Schuss zurück ließ.
Mordekey hatte also überlebt und nach seinen Worten zu urteilen, hatte er Roger dies nie vergeben. Wer wusste schon, was der Hüne auf der Insel alles erlitten hatte und wie er von dort hatte fliehen können.
Dennoch, Ace Wut beruhte nicht alleinig auf den offenen Hass gegenüber seinen Vater, sondern auch auf die hämischen Worte gegen Whitebeard. Mordekey hasste die alte Ordnung der Piraten, was sein damaliges und heutiges Handeln bezeugte. Und Ace als Sohn des personifizierten Teufels war für Mordekey nur noch hassenswerter.
Wütend verengte Ace seine Augen und funkelte Mordekey dunkel an. Wäre er hier nicht in Seesteinketten gesessen, hätte er den Hünen bereits zu einem Grillhähnchen verarbeitet, aber so war er recht machtlos.
Laut lachte Mordekey auf und batschte Ace mit der flachen Hand gegen die Stirn, sodass er rücklings gegen die Wand donnerte. Das Holz der Wand ächzte auf, während Ace den Schmerz ignorierte, der augenblicklich durch seinen Kopf schoss. Weiterhin funkelte er sein Gegenüber wütend an und fixierte ihn voller Hass.
Mordekey gefiel dies absolut nicht, erstarb sein Lachen und griff er Ace nun unsanft an der Kehle. „Lass das Bürschchen!“, fauchte er und warf Ace erneut gegen die Wand, die abermals durch die Wucht aufächzte und einige Splitter davon stoben.
Jedoch Ace Blick blieb unverändert, obgleich die Schmerzen die seinen Kopf und Körper nun peinigten, fast unerträglich waren.
„Genauso wie er…“, keuchte Mordekey dann auf und taumelte benommen zurück. Am Türrahmen sich abstützend, knurrte er wütend auf. „Du solltest deine Wut und deinen Hass dir lieber für den Morgen aufsparen, denn dann werde ich dich an der Rah der Oro Jackson aufknüpfen, von wo aus du Hautnah miterleben darfst, wie ich die Whitebeard-Piraten auf den Grund der Grandline schicke, eh du deinem erneuten Schicksal auf dem Schafott entgegenfiebern darfst.“
Wutschnaubend warf Mordekey dann die Tür zu und stapfte davon.
Tief atmete Ace aus und ließ sich an der Wand hinabgleiten, konnte er endlich die Schmerzen zulassen und sich kurz nur auf seinen Körper konzentrieren. Die Wucht der zwei Angriffe hatte ihm zwei stark pochende Beulen eingebracht, sowie auch seine Schulter sich schmerzlich in den Reigen der Pein einreihte.
Aber das kleine Schlüsselbund in seiner Faust war aller Schmerzen wert gewesen, befand er Mordekey als einen Vollidioten, der sich alt zu leicht durch einen harmlosen Blick eines wehrlosen Mannes einschüchtern ließ, nur weil er der Sohn des Königs der Piraten war und Mündel des mächtigsten und stärksten Piraten der letzten zwanzig Jahre.
Jedoch die Worte Mordekey hatten Ace auch innerlich aufgewühlt und sehr wütend gemacht. Er hasste es nicht nur, wenn ein feiger verlogener Pirat seinem Kapitän und Kameraden in den Rücken fiel und die Ehre der Bande beschmutzte. Er hasste es noch mehr, wenn dieser Jemand auf diese Schande auch noch Stolz war.
Es kam Ace fast so vor, als wäre seine Wut aus ihm herausgeströmt und auf Mordekey wie eine finstere Aura losgegangen. Er hatte fast spüren können, wie der Hüne seine Kraft verlor und entsetzt wankend von ihm wich.
‚Genauso wie er…?’, was hatte er damit bloß gemeint, fragte sich Ace und begann seine Fesseln zu lösen, gehörte wie erahnt das kleine Bund zu den Ketten und gaben ihm nun seine Freiheit und Kraft wieder, brauchte er diese auch, musste er verhindern, das seiner Bande etwas geschah oder Mordekey der Oro Jackson etwas antat…

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://icebluemchen.4lima.de/?p=1026