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Sep 25 2011

IceBluemchen

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05. Abschied

Klar war die laue Sommernacht, funkelten tausende Sterne hoch droben am Firmament und hüllten den weiten Uchiha-Park in ein sanftes friedliches Licht. Nachdenklich traurig betrübt lehnte Sasuke gegen das große steinerne Denkmal, in dem so viele Namen eingraviert waren, die schwer sein Herz belasteten.
Sechs Jahre war es her, das Itachi den Entschluss faste, dass das alte Uchiha-Viertel nicht länger als verwildertes halb verfallenes Mahnmal einer tragischen Katastrophe vor sich hin vegetieren sollte. Ein Ort der Ruhe und des Friedens hatte er sich gewünscht. Ein weiter Park mit Wiesen, kleinen Baumgruppen und Gebüsch entstand. Ein großer Teich mit einem quer durch den Park gewundenen Bach belebte einen Teil des Parks, tummelten sich dort prachtvolle Kois im kühlen Nass. Kleine beschauliche Pavillons luden zum gemütlichen Plausch ein und ein kleiner Spielplatz ließ fröhliches und glückliches Kinderlachen durch das grüne Geäst zum stillen Ort des ruhigen Gedenkens tragen.
Der hintere zentrale Bereich, war der Ruhepol des Parks, ein Ort des Gedenkens, friedvoll umringt vom roten Ahorn, befanden sich hier die neuen Gräber der Uchiha und das große steinerne Denkmal. Jeder Name eines jeden Uchiha der je in Konoha seine Heimat gefunden hatte, war in ihm eingraviert. Wurde die Liste von Izuna Uchiha begonnen, endete sie nach vielen Namen vorläufig mit Mikoto Uchiha. Gesondert am Fuße des Mals, umringten die Namen verstorbener Clanführer das Denkmal. Sie die tragende Kraft des Clans, von Dorfbegründer Madara Uchiha bis Polizei-Kapitän Fugaku Uchiha.
Sacht glitten Sasukes Finger über den letzten Namen des letzten Clanführers. „Ach Itachi-san, ich vermisse dich so sehr!“, schluchzte er und wieder rannen seine Tränen ungehalten sein Gesicht hinab. Erinnerungen aus Itachis letzten Jahr kamen in ihm auf, war dieses voller glücklicher Veränderungen gewesen, aber auch schmerzlichen Verlustes.

„Der Park wird wundervoll ausschauen, wenn die Bäume erst einmal etwas gewachsen sind und wir der Natur ihren Lauf lassen.“, sprach Itachi glücklich an dem Tag der großen Einweihung des Parkes. „Das hätten wir schon viel früher tun sollen.“, zog er Sasuke eng an sich heran und wollte diesen Moment einfach nur gemeinsam mit seinem kleinen Bruder genießen.
Oft saß Itachi seit dem in seinem Lieblingspavillon nahe des Teiches, las oder genoss die Zeit mit Sasuke oder Hana. Seit dem Kirschblütenfest umwarb Itachi sie offiziell, gab sie schnell seinem werben nach und entschieden sich, die wenige gemeinsame noch verbleibende Zeit in vollen Zügen auszukosten.
So wollte Itachi sie heiraten, ihr ein Heim schenken und auch Kinder. Jeden Tag lebte er glücklich, versuchte keine dunklen Momente mehr zu schaffen und für die Zukunft alles soweit vorzubereiten, das seine kleine Familie nicht ins Nichts stürzen würde.
Direkt neben dem Park, dort wo sich damals der Eingang zum Uchiha-Viertel befand, ließ er ein großes Haus errichten. Hier wollte er den Uchiha-Clan neu begründen und krönte diesen Entschluss mit einer rauschenden Hochzeit. Sehr glücklich war Sasuke an diesem Tag gewesen, hatte sich für seinen Bruder gefreut, auch wenn ihm nun bewusst wurde, das es ab jetzt zwei Menschen in Itachis Leben gab, für die er lebte und kämpfte.

„Was hast du da?“, fragte Sasuke Hana, die schnell etwas hinter ihrem Rücken verbarg, als sie gemerkt hatte, das Sasuke und Itachi heimgekommen waren. „Nichts!“, winkte sie sogleich unsicher ab und versuchte ihr Geheimnis hinter einem aufgesetzten Lächeln zu verbergen.
Aber einem Uchiha konnte man nichts vormachen und schon gar nicht, wenn ein Knäuel dunkelblauer Wolle über die Tatamimatte kullerte, welches Hana in ihrer nervösen Unsicherheit aus der Hand gerutscht war.
„Mhh… Also wenn du den für Sasuke strickst, ist der aber etwas arg klein geraten!“, merkte Itachi an und hielt einen fast fertigen Wollpullover in die Höhe. Hana entglitten leicht die Gesichtszüge, konnte sie nicht glauben, was ihr Ehemann da von sich gab und das offensichtliche nicht zu begreifen schien.
„Ich glaube der ist nicht für mich, sondern für dich, Nii-san!“, schmunzelte Sasuke, der längst den Wink mit dem Zaunfahl erkannt hatte, während bei Itachi nun wohl ein ganzer Zaun notwenig war.
Liebevoll nahm Hana ihrem Mann den kleinen Pullover aus der Hand und hielt ihn sich bedeutsam vor den Bauch. Verwirrt begutachtete Itachi die Geste, meinte Sasuke seinen Bruder förmlich denken zu hören, eh dieser wie aus dem Nichts Hana umarmte und unter Tränen schluchzte „Ich werde Vater… Ich werde wirklich Vater?“. Es war ein wundervoller Moment, der im schrecken endete.
Sich freuend noch immer Hana umarmend brach aus Itachi ein Husten hervor. Verkrampf griff er sich an die Brust, sackte unter der stetig wachsenden Atemnot und den starken Schmerzen zusammen und wurde gerade noch von Sasuke abgefangen, während Hana bereits in die Küche eilte und die nötigen Notfallmedikamente herbeischaffte.
Hustend lag Itachi in den Armen seines Bruders, verkrampfte sich immer mehr und bekam immer schwerer Luft. Eilig zog Hana zwei Medikamente auf einer Spritze auf, ein Hustenstiller und ein entkrampfendes leicht schmerzstillendes Mittel, die sie ihm nun verabreichte.
„Gleich wird es besser Itachi-sama!“, sprach Hana mit deutlicher Sorge in der Stimme und hielt die Hand ihres Mannes. Leicht nickte er, ebbte der Husten in der Tat ab. Sackte er nun auf Sasukes Schoss und blieb dort einfach liegen, bis alles vorbei war und sich seine Atmung beruhigt hatte.
„Es ist besser, wenn wir dich ins Krankenhaus bringen!“, wies Hana nach einiger Zeit an, duldete sie hierbei keine Widerrede, wollte sie doch nur das Beste und sicherstellen, das es Itachi auch wirklich wieder gut ging.
„Er hatte noch nie einen so schweren Anfall gehabt.“, berichtete Sasuke Tsunade, die Itachis Brust abhorchte und danach sie mit ihrem Chakra untersuchte. Lang dauerte die gesamte Untersuchung und die Auswertung der Tests beanspruchte nochmals einiges an Zeit. Zeit die Itachi in einem Krankenbett verbringen durfte, bestand Tsunade darauf, das er eh über Nacht zur Beobachtung bleiben müsse.
Hana und Sasuke wichen ihm all die Zeit nicht von der Seite. Viel zu groß war ihre Sorge um Itachi, als das sie ihn jetzt alleine in einem sterilen Krankenzimmer hatten warten lassen können.
„Wir haben jetzt alle Untersuchungsergebnisse ausgewertet.“, sprach Tsunade und sah mit ernster Miene auf Itachi. „Es ist nur ein leichter Bronchialinfekt, jedoch ausgelöst durch die Krankheit.“
„Es hat also begonnen…“, seufzte Itachi und ergriff Hanas Hand, kullerten bei ihr die ersten Tränen über ihr Gesicht. Die Organschädigung galt als die vorletzte Stufe und von diesem Zeitpunkt an, gab man einem Patienten nur noch ein halbes Jahr, waren es oft sogar nur noch wenige Monate.
„Ja, aber wir tun alles erdenkliche, um diesen Verlauf aufzuhalten.“, versprach Tsunade, forschte seit mehreren Jahren ein Team intensiv an dieser Krankheit, um das Bakterium und damit die Krankheit besser zu verstehen und ein Heilmittel zu entwickeln. Jedoch bislang konnten sie kaum brauchbare Ergebnisse aufweisen und lediglich die Zusammensetzung der lindernden Medikamente besser dosieren, wodurch der Krankheitsverlauf deutlich verlangsamt worden war, jedoch nie gestoppt.
Schluchzend lag Hana in Itachis Armen, hatte sie sich diesen Tag so anders vorgestellt, hatte gedacht, sie würde glücklich beisammen sitzen und sich gemeinsam über das kommende Babyglück erfreuen. Nun war dieser Tag zu einem der schrecklichsten geworden, keimte in ihr die Angst auf, das Itachi womöglich niemals sein Kind in den Armen halten würde.

Von diesem Tag an war alles anders. Itachi musste zusätzliche Medikamente nehmen, um den Angriff gegen seine Lunge im Zaum zu halten. Ständig musste er ins Krankenhaus zu Untersuchungen, um rechtzeitig weitere Organschäden zu erkennen und diese zu lindern.
Oft war er nach diesen Untersuchungen sehr müde und verschlief die Nachmittage. Und dennoch versuchte er so viel wie möglich mit Hana zu erleben und viel Zeit mit ihr zu verbringen. Auch Sasuke vernachlässigte er nicht, hatte dieser sich nun Freistellen lassen, wollte er die letzten Monate bei Itachi und seiner kleinen Familie sein.

„Oh wau, es ist ja schon voll stark.“, lachte Sasuke, als er die Hand auf Hanas Bauch zu liegen hatte und das Kleine in ihr, ordentlich gegen die Berührung trat.
„Ja, er wird einmal sehr gut im Tai-Jutsu sein, übt er doch schon jetzt Tritte und Schläge.“, kicherte Hana und verzog leicht schmerzlich das Gesicht, als sie einen Tritt gegen ihre Rippen abbekam.
„Er?“, fragte Sasuke erstaunt und sah abwechselnd von Hana zu Itachi, der seine Frau liebevoll auf seinem Schoss gebettet hatte und sanft durch ihr langes schwarzes Haar fuhr. „Ich dachte, ihr wisst das Geschlecht noch nicht!“, war er nun etwas entrüstet, das ihm sein Bruder diese Information vorenthalten wollte.
„Wir wissen es auch nicht. Aber Hana-chan hat es sich in den Kopf gesetzt, das es ein Junge wird.“, meinte Itachi und lächelte seine Frau liebevoll an.
„So wie er tritt, kann es nur ein Junge sein. Mädchen sind nicht so ruppig!“, entgegnete sie sogleich und lächelte Itachi ihrerseits an.
„Oh man, da hast du aber Sakura-chan noch nicht im Kampf erlebt. Sie spaltet dir ohne eine Miene zu verziehen den Schädel und nennt dies auch noch eine Kleinigkeit.“, sprach Sasuke leicht kopfschüttelnd über seine Teamkameradin mit der eisernen Faust.
Eigentlich hatte Itachi gehofft, das Sasuke und Sakura zueinander finden würden, aber sein kleiner Bruder stellte sich als zu schüchtern heraus, schaffte er es nicht, Sakura einfach seine Gefühle für sie zu offenbaren. Seinem Team und seinen Freunden gegenüber spielte er den coolen Unnahbaren vor. Es war eine Fassade, die ihn vor Schmerz und Leid bewahren sollte. Eine Fassade die er gegenüber Itachi nicht aufrecht erhalten konnte. Wie eine kleine Heulsuse kam er sich dann manchmal vor, wenn es etwas gab, das ihn zu sehr aufwühlte. Itachi sah über so etwas hinweg. Er wusste das Sasuke seinetwegen weinte, seinetwegen litt. Und gerne hätte er dann immer gesagt „Alles wird wieder gut!“, jedoch wäre dies eine Lüge gewesen und niemals mehr wollte er seinen kleinen Bruder anschwindeln.
„Es wird dennoch ein Junge!“, sprach Hana beharrlich und ließ sich von diesem Gedanken auch nicht abbringen.

„Sasuke…“, keuchte Itachi und sackte in sich zusammen, bekam er plötzlich keine Luft mehr, zog sich seine Brust schmerzlich zusammen und beraubte ihm jeglicher Kraft. Verzweifelt versuchte er nach seinem kleinen Bruder zu rufen, war dieser nur wenige Meter weiter in seinem Zimmer. Aber er schaffte es nicht, bekam keinen Laut mehr über seine Lippen und verkrampfte im Kampf um jeden Atemzug.
Ein dumpfer Aufschlag ließ Sasuke aus seinem Buch hochfahren. Er hatte sich in sein Zimmer zurückgezogen, schlief Itachi doch, während Hana für das Abendessen noch einige Einkäufe erledigen wollte. Nun aber kam ein ungutes Gefühl in ihm auf und er beschloss vorsichtshalber nach seinem Bruder zu sehen, war er heute doch schon den gesamten Vormittag so müde gewesen.
„Itachi-san…!“, schrie Sasuke entsetzt, als er ihn auf dem Flur zusammengekauert vorfand, vor schmerzen wimmernd und um Atem ringend. Sogleich griff Sasuke nach der kleinen Tasche mit Notfallmedikamenten, die er und Itachi genau für solche Notfälle immer bei sich trugen.
Gelernt von Hana und Sakura, holte Sasuke die notwenigen Medikamentenfläschchen hervor und zog sie in benötigter Menge auf einer Spritze auf. Es war ihm damals so unwirklich vorgekommen, als sie ihm das Spritzen beibrachten, dachte und hoffte er, dies nie machen zu müssen. Nun war er froh, es gelernt zu haben und seinem großen Bruder schnell helfen zu können.
Schnell setzte die Wirkung ein. Erleichtert und kraftlos lag Itachi in den Armen seines Bruders und wusste, das dies der Beginn des Endes war. Tief in sich fühlte er es und nichts würde es mehr aufhalten können.
„Bitte bring mich ins Krankenhaus!“, flüsterte Itachi mit schwacher Stimme. Wie er wusste auch Sasuke, das der bittere Moment gekommen war. Der Augenblick der Gewissheit, das nun die Zeit des Abschiedes erreicht war und es keinen Aufschub mehr gab.

Schluchzend lag Hana in Itachis Armen, konnte und wollte sie es einfach nicht wahrhaben. Aber es war eindeutig. Der starke Atemnotanfall war nur das erste äußere Anzeichen gewesen.
Bei der eingehenden Untersuchung kam dann die Bestätigung, versagten erste Organe ihren Dienst. Itachis Nieren arbeiteten kaum noch und ebenso verschlechterte sich seine Leberwerte. Starke Schmerzen durchzogen seinen Körper, griff das Bakterium nun voll um sich und fraß sich in Muskeln, Bindegewebe, Organe…
Nur noch hoch dosiertes Morphium konnte die Schmerzen einigermaßen erträglich halten, jedoch bereiteten die Ärzte Itachi darauf vor, das bald auch das Morphium nicht mehr ausreichen würde.
„Hana-chan…“, sprach Itachi mit schwacher Stimme und strich seiner hochschwangeren Frau sanft über den Rücken. Es brach ihm das Herz, sie so traurig zu sehen. Konnte er es einfach nicht ertragen, wenn sie verzweifelt um ihn weinte und das kommende Schicksal verfluchte.
Kurz wanderte sein Blick hinüber zu Sasuke, der mit hängenden Kopf traurig zu Boden sah. Er hatte seinen großen Bruder jetzt nicht mehr verlassen wollen, selbst wenn er nun Zeuge von Hanas Abschied von ihrem geliebten Mann wurde, was ihm selbst das Herz zerriss, stand ihm selbiges und noch viel schwereres bevor. Nie war er auf Hana eifersüchtig gewesen, hatte seinen Bruder das Glück von Herzen gewünscht. Er mochte Hana sehr, weil sie Itachi glücklich machte und ihm einen Wunsch erfüllte, von dem er lange Zeit nicht zu träumen gewagt hatte. Sie hatte ihn aufrichtig geliebt und bezeugte dies mit dem kleinen ungeborenen Leben, das unter ihrem Herzen heranwuchs.
„Hana-chan, ich weis es gibt jetzt keine Worte die dich trösten könnten und daher versuche ich dies auch erst gar nicht…“, begann Itachi sanft auf sie einzureden, wollte er ihr doch noch so vieles sagen, für das jedoch niemals genug Zeit mehr blieb.
„Ich danke dir, das du ein Teil meines Lebens warst, denn ich liebe dich so sehr. Du hast mich sehr glücklich gemacht und dein Geschenk, mein Geschenk an dich…“, kurz hielt er inne und strich sanft mit seiner Hand vom Rücken zu dem prallen Bauch, der Zeugnis seiner großen Liebe war. „Ich wünschte ich hätte ihn noch sehen, in meinen Armen wiegen und sein lachen hören können.“
Vorsichtig und unter großer Anstrengung beugte er sich etwas vor und tupfte Hana einen Kuss ins Haar. Sogleich wand sie ihren Kopf hinauf zu ihm und suchte seine Lippen, wollte sie ihn noch ein letztes mal schmecken, eh die Grausamkeit ihn ihr aus den Armen reißen und sie nie mehr dieses wundervolle Gefühl verspüren würde.
„Ich liebe dich Itachi-sama!“, schluchzte sie und vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge. Weinte sie unaufhörlich, tat ihr der Abschied so sehr weh…

Ein letztes Mal sah sie zu ihrem schlafenden Mann, war Itachi kurze Zeit später eingeschlafen. Sasuke befand es nun besser, wenn auch Hana sich hinlegte. Es war kurz vor Mitternacht und sie sehr erschöpft. Dies alles wühlte sie so sehr auf. Es konnte einfach nicht gut für sie und das Baby sein.
„Komm Hana-chan, ich frage an der Information, ob du heute Nacht hier im Krankenhaus schlafen kannst!“, sprach er führsorglich zu ihr, fühlte er sich für ihr Wohlergehen verantwortlich, war er dies einfach seinem Bruder schuldig.
„Nein…“, widersprach sie ihm jedoch und wirkte auf ihn plötzlich so verkrampft. „Meine Wehen haben bereits vor einigen Zeit eingesetzt!“, gestand sie nun, hatte sie es Itachi einfach nicht sagen können, fürchtete sie, er würde sich dafür die Schuld geben. Und sie hatte es auch erst nicht recht wahrgenommen, glaube es wäre eine Reaktion auf ihren tiefen Schmerz. Nun aber, wo sie das Zimmer verlassen hatte, war sie sich der Bedeutung der immer öfter und immer heftigeren Schmerzen in Klaren. Ihr Kind hatte sich auf den Weg gemacht, wollte es doch seinem Vater noch seinen letzten Wunsch erfüllen.
„Warum hast du nichts gesagt!“, fuhr es Sasuke fassungslos heraus, hielt er die nächste Schwester auf, damit sie Hana sofort in den Kreissaal bringen würde.
„Sasuke-san,…“, wand sich seine Schwägerin noch einmal an ihn, bevor sie den Kampf gegen die Zeit antreten wollte, um ihrem Geliebten ein letztes Geschenk zu bereiten. „Bitte sorg dafür, das Itachi-sama noch etwas aushaart. Er soll ihn doch noch sehen und halten können.“
Sasuke nickte nur, hatte er Tränen in den Augen, versagte ihm seine Stimme den Dienst. Er bewunderte Hana. Obwohl sie litt, Angst hatte und dabei war, ihre große Liebe zu verlieren, war sie auch stark und kämpferisch. Sie hatte Itachi nicht sorgen wollen und verbarg lieber ihren körperlichen Schmerz, als diesen offen zu zeigen und Schuldgefühle in ihrem Mann zu wecken.
Es war zu früh! Der Geburtstermin erst in einigen Wochen errechnet. Der emotionale Stress war die treibende Kraft und mit Sicherheit auch Hanas tiefer Wunsch, das Itachi sein Kind noch sehen und halten sollte. Vielleicht ein paar liebe Worte ihm noch schenken, eh die Erlösung von den Qualen im bittersüßem Tode käme.

„Sasuke…“, flüsterte Itachi, viel ihm das Sprechen sichtlich schwer, bekam er nur noch sehr schlecht Luft. Aber er musste ihm noch etwas sagen, befand es als wichtig, durfte es nicht unausgesprochen bleiben.
„Danke das zu mich nicht von dir wiest, obwohl ich dir so viel Schmerz und Leid zugefügt hatte.“
„Itachi-san nein! Wie hätte ich dich von mir stoßen können. Ich liebe dich und hab es immer getan.“, entgegnete Sasuke unter Tränen, war es ihm jetzt doch so egal, ob ihn jemand als schwach und hilflos sah. Ein leichtes kaum merkliches Lächeln trat auf Itachis Gesicht.
„Dennoch will ich mich dafür entschuldigen!“ Sasuke nickte nur als stumme Bezeugung, die Entschuldigung anzunehmen. Wieder anzunehmen, hatte Itachis sich doch schon vor so vielen Jahren in seinem Brief dafür entschuldigt.
„Bitte pass auf Hana-chan und das Baby auf. Sie wird dich jetzt brauchen und besonders, wenn die Geburt herannaht. Sie wird jemanden brauchen, der dann ihre Hand hält und Mut macht.“, wieder nickte Sasuke nur bestätigend, wollte er Itachi nicht sagen, das er dieses Versprechen nur halb halten konnte. Lag Hana doch in den Wehen und würde mit Glück noch rechtzeitig das kleine Leben auf die Welt schicken.
„Nun bist du das Clan-Oberhaupt. Beschütze ihn und beschütze Konoha. Wir sind doch die Erben, es ist unsere Pflicht.“, leicht verzog Sasuke das Gesicht bei diesen Worten und dennoch versprach er auch dies. „Ich werde den Clan mit allen Mitteln beschützen und auch das Dorf. Aber nicht weil wir die Erben sind, sondern weil es dein neu begründeter Clan ist und dein geliebtes zu Hause. Ich werde den Ort beschützen, an dem dein Herz sich so wohl gefühlt hat und an dem du dir gewünscht hast, das deine Kinder dort aufwachsen. Ich tu es allein für dich Nii-san, für Hana-chan und für dein Kind!“, sprach er mit fester Stimme, auch wenn ihm weiterhin Tränen das Gesicht hinabliefen, hatte er über diese schon lange die Kontrolle verloren.
Kurz sah Itachi ihn verblüfft und musternd an. Ahnte Sasuke etwa etwas? Hatte er über all die Jahre doch Kenntnis über die Wahrheit erlangt? Nein, sicherlich nicht! Verwarf Itachi seine Gedanken daran, wie hätte es auch sein können, hatte er all die Jahre geschwiegen und versucht zu vergessen.
„Sasuke…“, flüsterte Itachi und bedachte seinen kleinen Bruder mit einem sanften Blick. „Ich weis du hast Angst vor dem, was jetzt kommen wird. Aber du musst keine Angst haben, der Tod ist nicht das Ende. Es ist nur ein weiterer Schritt auf unserem langen Weg. Ein Weg der noch lange nicht endet, werden wir uns dort, wo immer dort ist, wiedersehen und dann für immer zusammen sein.“ Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen und er biss sich leicht auf die Unterlippe. Nie hatte er es Sasuke erzählt, was er kurz nach dem Seppuke geträumt hatte. Heute wusste er, es war kein Traum. Es war das Kommende, das vor dem er keine Angst hatte, denn es war etwas wundervolles, das ihn erwartete.
„Ich habe es dir nie erzählt, aber damals vor fünf Jahren als ich dem Tode schon einmal näher war als dem Leben, dort sah ich unseren Vater.“ Sasuke schluckte unweigerlich und sah Itachi erschrocken an.
„Er hatte auf mich, vielleicht gar auf uns, gewartet. Er hatte noch etwas erledigen müssen. Er hat mir vergeben…“, kurz schwieg Itachi. Er wollte nicht mehr sagen, wollte Sasuke nicht die Illusion berauben, das ihr Vater nicht der ehrbare Mann war, als den Sasuke ihn sah. „Er ist jetzt bei Mama und es wird Zeit, das auch ich nun zu ihnen hinüber gehe.“ Tränen des Schmerzes rannen sein Gesicht hinab.
Sasuke sah auf die Bettdecke und schluchzte. Er hatte Angst. Das Kommende war für ihn etwas unheimliches und Itachis Worte machten es nicht wirklich leichter. Vielleicht war es wirklich so, vielleicht würden sie sich eines Tages im Jenseits wiedersehen. Jedoch war dies so schwer begreifbar und vorstellbar. Es war einem Lebenden einfach nicht bestimmt, das Kommende nach dem Tode zu erfassen und zu begreifen.
„Sasuke…“, flüsterte Itachi, fiel es ihm jetzt so schwer, um das Einlösen eines alten Versprechens zu bitten. Jedoch sein kleiner Bruder erahnte bereits die Bitte, die Itachi ihm nun stellen wollte.
„Bitte noch nicht, Nii-san!“, bat er und biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. „Ich werde es tun. Ich habe es dir versprochen. Aber bitte noch nicht jetzt!“ Flehend sah Itachi ihn an, nahmen seine Schmerzen kontinuierlich zu, würde er jedoch kein weiteres Morphium mehr vertragen, hatte er die Grenzen des möglichen ausgeschöpft.
„Ich kann nicht mehr!“, schluchzte er und seine Züge verzogen sich gequält. Sasuke tat es so weh, seinen großen Bruder so leiden zu sehen. Schmerzkrämpfe, die ihn immer wieder erzittern ließen, Atemnot und das beklemmende Gefühl gleich zu ersticken, Hitzeschübe abgelöst von Schüttelfrost. Und dennoch… er würde noch etwas abwarten, war es doch so wichtig.
„Sasuke bitte…!“, flehte Itachi verzweifelt, als sich plötzlich die Tür öffnete und Sakura eintrat. Sogleich sprang Sasuke auf und eilte zu ihr, nahm ihr dankbar das kleine Bündel aus ihren Armen und schickte sie hinaus auf den Flur, wollte er mit seinem Bruder nun unbedingt allein sein.
„Itachi-san, deshalb konnte ich es noch nicht!“, sprach er und legte seinem großen Bruder das kleine Bündel in die Arme, auch wenn Sasuke das Baby weiterhin stützen musste, war Itachi einfach schon zu schwach dafür, es allein halten zu können.
Sprachlos sah Itachi auf das kleine Wesen in seinem Arm. Es war so wundervoll. Er, wie unschwer an der Himmelblauen Decke zu erkennen war, in die sein Sohn eingewickelt schlummerte. So hübsch, so vollkommen, so… „Er sieht aus wie du, Nii-san!“, meinte Sasuke lächelnd, stimmte es voll und ganz. Der Kleine war eine Miniausgabe seines Vaters, von den schwarzen Haaren, über die Gesichtszüge und den leuchtenden Kulleraugen, wie sie auch Itachi besessen hatte, als er noch ein Baby gewesen war.
„Taro mein Kleiner,…“, schluchzte Itachi, liefen ihm ungehalten Tränen voller Freude und Glück über das Gesicht. „Ich bin so glücklich, das ich dich noch kennenlernen durfte.“
Vorsichtig und mit Sasukes Hilfe hob er den kleinen Jungen etwas an und tupfte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich weis, das du eines Tages ein starker Shinobi sein wirst. Bitte ärgere deine Mutter nicht zu sehr und höre auf deinen großen Bruder…“, hoffnungsvoll sah er Sasuke an.
„Bitte sei ihm ein besserer großer Bruder, als ich es für dich war.“, sprach er leise mit einem leichten Bedauern in der Stimme. „Itachi-san, du warst mir der beste große Bruder!“, entgegnete Sasuke sogleich. „Obwohl ich so viele Fehler beging?“, fragte Itachi skeptisch. „Nii-san, ich habe auch Fehler gemacht und du hast darüber hinweggesehen. Du warst mir der beste große Bruder, denn du hast mich geliebt und beschützt. Durch dich lernte ich so vieles, was ich allein niemals hätte erlernen können…“, sanft lächelte er Itachi an. „Ich werde dies an Taro-chan weitergeben. Werde ihm all das beibringen, was ich von dir gelernt habe. Und ich werde ihn lieben und beschützen, so wie es sich für einen großen Bruder gehört.“
Sanft strich er Itachi über den Arm und sah auf Taro, der seinen Vater neugierig besah und gar ein leichtes Lächeln auf den Lippen trug.
Leicht begann Itachi zu zittern, hatte die Freude und das Glück kurz seine Qualen vergessen machen können, kamen sie nun jedoch bitter zurück und ließen ihn schmerzlich aufstöhnen. Ein Krampf durchzog ihn und trieb abermals unzählige Tränen in seine Augen.
„Gleich wird es besser, Nii-san!“, sprach Sasuke mit brüchiger Stimme unter Tränen.
„Danke!“, flüsterte Itachi kaum noch verständlich. „Ich hab dich sehr lieb!“, dann verstummte er auf ewig. Schlaf rutschte sein Arm auf die Decke, gab er seinen Sohn frei und zurück in Sasukes behütende Arme. Versiegten seine Tränen und entschlief er mit einem zufriedenen glücklichen Lächeln auf den Lippen.

„Sasuke…“, schluchzte Sakura, als ihr Teamkamerad mit dem kleinen Bündel das Zimmer verließ, aus dem deutlich das Piepsen der Monitore vor kurzen verstummt war, hatte Sasuke sie ausgestellt, wollte er das Zeugnis der bitteren Erkenntnis nicht hören.
Kraftlos sank er zusammen, konnte Sakura gerade noch das Baby ergreifen, wollte sie doch verhindern, das es dem nun bitterlich weinenden jungen Mann aus den Armen entglitt.
„Er hat ihn wenigsten noch sehen können!“, meinte sie dann unter Tränen.
„Er wird ihn immer sehen!“, entgegnete ihr jedoch Sasuke sogleich und sah sie aus seinen Mangeky?u Sharingan an.

Fünf Jahre sind seit her vergangen. Vieles war seit dem geschehen…
Akatsuki machte Ernst und rief den vierten Ninja-Krieg aus. Orochimaru nutzte diesen Umstand aus und klinkte sich als dritte Partei mit in die Kämpfe ein. Hart kämpften die Shinobi der vereinten Reiche unter einer Führung und rangen dem Wahnsinn einen schmerzvollen Sieg ab, verkroch sich Orochimaru in einer schmachvollen Niederlage und beleckte lange Zeit seine Wunden.
Jedoch verlangte der Krieg viel zu viele Opfer, viele Freunde, dessen Verlust für Sasuke eine zusätzliche Qual darstellte.
Jedoch am Ende stand der Frieden und für Sasuke eine Entscheidung. Madara Uchiha hatte sich ihm offenbart und über die Wahrheit des Massakers in Kenntnis gesetzt. Nun zwei Wege vor Augen geführt, entschied sich Sasuke für den Pfad, den ihn einst Itachi lehrte. Den Pfad des Friedens und des Vergebens. Durch das letzte Geschenk das sein großer Bruder ihm hatte geben können, hatte er Madara besiegt. Und auch wenn es ein Außenstehender nicht verstanden hätte, so entschied Sasuke, das auch Madara ein würdevolles Grab im Kreise der Familie zustand. Er hatte dem alten Uchiha verziehen, verzieh dem dritten Hokage Sarutobi, den Ältesten, nur…
Danzou wurde eines Morgens tot und verstümmelt am Ufer des Naka-Flusses gefunden. Sein rechtes Auge war ihm entrissen worden, ebenso wie seine rechte Schulter und Arm fehlte. Sein Mörder, wenn es überhaupt einen gab, hatte nie ermittelt werden können, schloss man diese Akte recht schnell als tragischen Unfall durch ertrinken mit anschließender Verstümmelung durch wilde Tiere…
Und Sasuke erfüllte seine Versprechen. Er beschützte das Dorf als aktiver Jonin mit seinem eigenen jungen Team heranwachsender Genin, die ihm den letzten Nerv raubten und er sogar gegenüber Naruto eingestand, das es noch nerviger Geschöpfe gab, als ihn. Er beschützte Hana und Taro, umsorgte sie, so wie es sich für einen guten Clan-Führer gehörte und war dem kleinen Jungen der große Bruder, wie es einst sein großer Bruder für ihn war.

„Sasuke-sama bitte wach auf!“, drang eine bekannte Stimme an sein Ohr und augenblicklich war er hell wach, sprang auf seine Beine und führ sich einmal über das Gesicht, wollte er doch nicht, das Hana ihn weinen sah, auch wenn sie ihn in den letzten fünf Jahren oft hatte heimlich weinen sehen.
„Oh, guten Morgen Hana-chan!“, grüßte er sie und kratzte sich etwas unsicher am Hinterkopf, war ihm diese Situation doch recht unangenehm. Er wusste, das sie jeden Morgen zu Sonnenaufgang hierher kam und einen kleinen Strauß Blumen in die kleine eingelassene Steinvase stellte. Sollte dies ein Zeichen sein, das sie immer an die Familie denken würden.
Jedoch nun stutzte er, waren am Horizont doch gerade erst einzelne Lichtfetzen zu erkennen, würde die Sonne frühestens in einer Stunde aufgehen. Aber eh er sie fragen konnte, warum sie heute früher hier war, bekam er auch schon seine Antwort.
„Die Wehen haben eingesetzt und die Fruchtblase ist auch bereits geplatzt. Anscheinend hat es dein Sohn sehr eilig. Sensei Kakashi und Naruto-kun bringen Sakura-chan gerade ins Krankenhaus.“, erklärte sie sogleich. Sasuke erstarte augenblicklich, brachte er nur noch ein „Was? Warum heute? Es ist zu früh!“, hervor, eh er sich fing und eilig davon stürmte, durfte er seine Geliebte doch jetzt nicht alleine in der Obhut des größten Chaoten des Dorfes lassen.

Hana schmunzelte und sah Sasuke noch nach, bis er außer sicht war und sie nun ganz allein vor dem großen Denkmal stand. Sogleich holte sie eine liebliche rote Rose hinter ihrem Rücken hervor und stellte sie in einer kleinen mitgebrachten Vase auf den Sockel des Males, direkt über Itachis Namen.
„O tanj?bi o medet?, Itachi-chan!“

Trauer, schwere Qual des Herze leid,
zieht es mich in die kalte bittre Dunkelheit.
Schmerz ertragend leide ich,
Immer erinnert, niemals vergesse ich dich!

Dunkelheit ertrug ich tapfer, hielt sie meine Hand,
dein letztes Geschenk, ich nahm es mit Dank!
Ertrug ich die Angst der langen tiefen Nacht,
Erhellte sich mein irden Licht, mehr als gedacht.

Hass und Wut war einst mein erdachter Weg,
bin ich nun jedoch bestrebt,
den Frieden durch Harmonie zu erhalten,
Und geschenkte ewige Macht, zurück zu halten.

Dunkel waren die Wolken des bitteren Krieg,
Ob gleich wir erstritten, den zehrenden Sieg.
Vergebung dem verwirrten Wahnsinn zugedacht,
ruht nun auch er im kalten Frieden der Erdennacht.

Nun wandle ich im Kreis der wachsenden Familie,
schenke Glück dem kleinen Wicht,
Ist er dir doch alt zu ähnlich…
„Itachi-san, auf ewig vermisse ich dich!“

Author’s Notes:

O tanj?bi o medet? – Alles Gute zum Geburtstag
Taro – großer Junge, erstgeborener Sohn

So, dies war nun das Ende und ich weis, viele hatten sich ein Happy End gewünscht. *Mal eine Großpackung Taschentücher und Trostkekse rumreich!*
Aber bitte seit nicht enttäuscht, das ich mich in dieser Version der Geschichte für dieses Ende entschied, denn…
Es wird eine alternative Version folgen!

„Lebenskampf – Strife for Life“
Sie ist nur in den Anfangszügen gleich und auch wieder nicht!
Naja, schaut einfach rein und schon im ersten Kapitel werdet ihr sehen, was ich damit meine…

Und zu guter Letzt ein dickes Dankeschön an alle Leserinnen und Leser!

Und damit…

THE END…

bzw.

HERE WE ARE NOW ARRIVED AT THE END!

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