«

Mai 27 2011

IceBluemchen

Beitrag drucken

Der kleine geschundene Autor – Der Schreibteufel

Die Gedanken kreisen, die Finger fliegen und der Text auf dem grellen flimmernden Weiß nimmt langsam aber stetig Gestallt an. Freudig stellt der von der Muse geküsste Autor fest, das er wieder ein Kapitel fertig gestellt hat und dies nur in wenigen Stunden mühsamer Fingerqual.
Voller Lust und Vorfreude liest er sein Werk geistigen Ergusses Korrektur und kommt am Ende nur zu einem ernüchternden Resultat…
„Verdammt sei der Schreibteufel, der meinen wundervollen Text heimgesucht, verschandelt und verschroben hat…!“
Musste der nun seufzende Autor feststellen, das der böswillige Schreibteufel doch tatsächlich es gewagt und sein meisterhaftes Werk geistiger Kopfkunst bestohlen, entstellt und vollkommen sinnentfremdet hatte.
Frech wurde so aus einem „Dies“ ein „Das“, das „Das“ zum „Da“ und wie es gar zum „Was“ mutieren konnte… Ein Rätsel schlicht weg!
Und wenn dann noch das „lieben“ zum „liegen“, „haben“ zum „Hasen“, „schlafen“ zum „schlagen“ oder der „Koch“ zum „Loch“, die „Fliege“ zur „Feige“ und der „Prosecco“ zum „Prosexxo“ wird…
Ja die bemerkenswerte Bizarrheiten des Schreibteufels kennen keine Grenzen der geschmacklosen Geistesverwirrung…

Was hatte der geplagte Autor nicht alles unternommen, um sich den gefürchteten Feind aller Schreiberlinge vom Leib zu halten!?
So hatte er sich doch extra die neuste Ausgabe des DUDEN zugelegt, nur damit dieser ihm als extravaganter Briefbeschwerer diente; denn war der fleißige Autor erst einmal gefangen im Netz der Muse, hatte er für solche Wälzer tadelnder Korrektur kein Auge.
Sein Lektor hatte ihm zum letzten erfolgreichen Manuskripte eine Korrektursoftware gegönnt, war dies ein geheimer Wink mit dem gesamten Gartenzaun, das ein Text strotzend vor Retchshcriebfelhren* kein Vergnügen des lustvollen Lesens war. Aber hätte sein Lektor nicht vielleicht auch daran denken sollen, das so eine genial brillante Software installiert und bedient werden müsste! So verstaubte die CD im Regal zwischen „Nirvana“ und „Heaven and Hell“, wart vom verwirrten Autor als „ein Ding das Verrückte macht“ eingestuft worden, als das mehr als konfuse Installationsmenü sich ihm präsentierte.
Und das Beta-Lesen? Nein der einsiedlerische Autor wollte seine letzten wenigen Bekanntschaften nicht mit Seitenweiser Freizeitvernichtung verjagen. Kam auch die erschreckende Erkenntnis hinzu, das ein einfaches Korrekturlesen nun einmal nicht in wenigen Minuten erledigt war und der Lesestoff mitunter eine geschmackliche Fehlpässlichkeit darstellte, durch diese sich dann das Beta-Opfer qualvoll verpflichtend durchwurschteln musste, ohne dabei an geistigen Hirnwürmern zugrunde zu gehen!
Wozu hat der gute Autor denn sonst seinen Lektor? Der freudig das Manuskript mit dem Korrekturstift traktiert und ein modernes Kunstwerk aus roter Rechtschreibkorrektur, grünem Grammatikhinweisen und blauen konspirativen Änderungswünschen daraus verwandelt. So manche Seite hätte der gute Autor sich schon gerne rahmen lassen, war ein echter Picasso doch ein stümperhaftes Werk der künstlerischen Geschmacksverirrung dagegen.

Leicht schmunzelnd überflog der kleine geschundene Autor sein letztes Werk geistiger Brillanz und wusste genau…
„Mein Lektor wird die nächsten Stunden wieder viel für sein Geld tun müssen! Vielleicht sollte ich ihm eine neue Packung Korrekturstifte zukommen lassen?!“
Und während er nun seinen Erguss kreativen Überschwanks per e-Mail auf die Reise schickte, suchte er nebenbei die Adresse des nächsten Schreibwahrengeschäfts heraus…
„Ob sie Korrekturstifte auch im 10er Pack anbieten?“

* Rechtschreibfehlern

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://icebluemchen.4lima.de/?p=623