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Apr 14 2014

IceBluemchen

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03. Eine traurige Zukunft

Voller Trauer saß Sasuke am Grab seines großen Bruders, war die Beerdigung vor Stunden gewesen, aber er konnte es noch immer nicht glauben und begreifen, dass es endgültig war. Itachi war im Alter von 21 Jahren den Folgen seiner schweren Erkrankung erlegen. Er hatte sich nie von der schweren Lungenerkrankung erholt, hatte seine Erblindung nur alles erschwert.
„Sasuke es wird Zeit, heim zu kommen!“, sprach Fugaku streng, konnte er die Lethargie seines Sohnes nicht ertragen. Viel zu sehr steigerte dieser sich in seine Trauer hinein und vernachlässigte seine Pflichten als Jonin und ANBU.
„Verschwinde!“, zischte Sasuke voller Wut und ballte seine Hände zu Fäusten, gab er alleinig seinem Vater die Schuld am Tod seines geliebten Bruders.
„Nicht in diesem Ton, Sasuke!“, entgegnete Fugaku sogleich hart, konnte und wollte er das Verhalten seines Jüngsten so nicht dulden. Er war sein Vater und das Oberhaupt des mächtigen Uchiha-Clans. Sein Sohn hatte zu gehorchen und ihm gegenüber Respekt zu zollen.
„Verschwinde und lass mich in Ruhe!“, zischte Sasuke erneut, bebten seine geballten Fäuste und er musste sich stark zusammenreißen, nicht auf seinen Vater loszugehen. Aber hier auf dem Friedhof wäre nicht der rechte Ort dafür, wollte er nicht den Frieden der Toten stören.
„Er ist tot! Es ist besser so für ihn. Er hat keine Schmerzen mehr und muss nicht länger leiden…“, völlig emotionslos waren die Worte Fugakus und ließen Sasukes Inneres aufbrodeln und aufschreien.
„Er hätte nie leiden müssen, wenn du ihn Heim geholt hättest! Aber du hast ihn ins stationäre Hospiz abgeschoben. Dort hat er gelitten! Er hat sich allein und verlassen in der Dunkelheit gefühlt. Aber wie konntest du dies wissen? Du hast ihn dort nie besucht! Mama und Ich aber und wir haben es gesehen! Wir haben mit ihm gelitten! Aber du bliebst hart! Warum? Warum hast du ihn dort sterben lassen?“, wütend waren die Worte aus Sasuke herausgesprudelt und klagten seinen Vater an.
„Wie oft hat er uns angefleht, ihn heim zu holen, aber du hast es verboten? Wie oft hat Mama dich angefleht, ihn heim zu holen, aber du hast ihr das Wort verboten? Wie oft hast du mich geschimpft, weil ich anstatt zu trainieren lieber bei ihm war und sogar Missionen schwänzte, um ihn nicht allein zu lassen, weil es ihm zu schlecht ging? Es hatte alles in deiner Hand gelegen, aber du hast ihn von dir gewiesen. Du hast Itachi von dir gewiesen! Wie konntest du deinem eigenen Sohn entsagen, obwohl er dich so sehr gebraucht hatte?“, Sasuke verstand es nicht! Wie hatte sein Vater dies nur machen können? Itachi war sein Sohn gewesen und er hatte ihn und seine Familie gebraucht. Aber Fugaku hatte es nicht erlaubt und anstatt sich alleinig auf Sasuke und dessen Ausbildung konzentriert.
Er hatte Sasuke einem harten Training unterzogen und nur Bestnoten aus der Akademie erlaubt. Jeder Fehler und jede Schwäche wurde hart bestraft. Harter Drill hatte ihn geformt und so manchen Abend so erschöpft ins Bett fallen lassen, das er sich nicht einmal seiner verschwitzten Kleidung entledigt hatte. Und selbst als er die Genin-Prüfung mit Auszeichnung absolviert hatte, war sein Vater nicht zufrieden. Selbst als er als einziger die Chunin-Auswahlprüfung bestanden hatte, war sein Vater nicht zufrieden. Und er war auch nicht zufrieden, als er zwei Jahre später zum Jonin befördert und bei den ANBU-Einheiten aufgenommen wurde. Aber Sasuke hatte es da schon begriffen, dass er es seinem Vater wohl niemals recht machen könnte und er hatte die Anerkennung seines Vaters auch nicht mehr gewollt.
All seine Erfolge lebte er für Itachi und seine Mutter. Für Itachi lernte er, hatte er ihm immer seine Hausaufgaben vorgelesen oder wenn er nicht weiterwusste auf die Erfahrung seines großen Bruders gesetzt. Für Itachi trainierte er, hatte er so immer etwas zu berichten, sei es ein neues Jutsu das er erlernt hatte oder er einfach nur alle Kunai ins Schwarze der Zielscheiben befördert hatte. Er ging für Itachi auf Mission, konnte er ihm so von seinem Sold kleine süße Geschenke kaufen und ihm so sein tristes Leben wenigsten für einen Moment versüßen.
Aber all seine Anstrengungen konnten seinem Bruder nicht die Einsamkeit nehmen, wenn Sasuke und Mikoto nicht bei ihm sein konnten. Tiefe Depressionen durchlitt Itachi dann. Er aß in dieser Zeit nichts oder nur wenig. Oft verschlechterte sich dadurch sein Zustand und sie mussten seinen Onkel Dr. Sato von der allgemeinen Station holen, damit er Itachi behandelte und zur Kooperation bewegte.
„Er wäre nicht gestorben, wenn du ihn heimgeholt hättest!“, waren Sasukes Worte nun erst recht anklagend. „Er wäre wieder gesund geworden! Er wäre glücklich gewesen! Und wenn es sein Schicksal war, so früh zu gehen, dann wäre er wenigsten glücklich und im Kreise der Familie gegangen! Aber so…“, Tränen traten in Sasukes Augen bei dem folgenden Gedanken. „Du hast ihn alleine qualvoll sterben lassen und dies über Jahre! Du allein bist für seinen Tod verantwortlich und dafür hasse ich dich!“

Von jenem Tag an, redete Sasuke kein Wort mehr mit seinem Vater. So wie Fugaku seinen ältesten Sohn aus seinem Leben ausgeschlossen hatte, so schloss Sasuke nun seinen Vater aus.
Aber auch wenn er eine so klare Trennung zu seinem Vater vollzog, brachte es ihm nicht seinen Bruder zurück. Mehr und mehr vergrub er sich in die Einsamkeit, sperrte seine Gefühle aus und so mancher behauptete, das Sasuke jegliche Emotion verloren gegangen war.
Alleinig seine Mutter konnte ihm noch ein Lächeln abringen, aber auch dies nur unter Mühen und von Mal zu Mal schwerer.
„Sasuke, ich muss mit dir reden! So kann es nicht weitergehen! So hätte es Itachi nicht gewollt!“, trat seine Mutter an ihn heran, hockte ihr Sohn vor dem Grabstein ihres Ältesten und war wieder einmal vollkommen in seiner Gedankenwelt versunken. Fest hielt er dabei seinen grünen Plüschdrachen in den Armen. Er hatte ihn einst von Itachi bekommen, hatte ihr Ältester diesen von seinem ersten Sold gekauft und voller Stolz seinem kleinen Bruder überreicht. Sasuke hatte den Drachen seit her geliebt und als Itachi so krank geworden war, hatte er ihm den Drachen gegeben, damit er nicht so allein im Krankenhaus und später auf der stationären Hospiz-Station war. Nun hatte er den Drachen immer bei sich, wenn er das Grab seines Bruders besuchte, was fast jeden Tag egal bei welchem Wetter war.
„Ich denke, es wird Zeit, das du die Wahrheit über Itachis Erkrankung erfährst und warum er letztendlich trotz all den Schmerzen und der Qual es nie bereut hat.“, verwundert und fragend sah Sasuke seine Mutter an, welche sich nun neben ihn setzte und sich kurz über die Augen fuhr. Sie hatte Tränen in den Augen… nach all den Jahren trauerte sie noch immer. Aber es war normal. Keine Mutter würde je den Tod ihres Kindes überwinden, die Trauer blieb allgegenwärtig.
„Er hat etwas getan, das alleinig dir galt! Er hat etwas verhindern wollen, was deine Zukunft zerstört hätte. Er wollte nicht, dass du in Leid und Krieg aufwächst. Du weist, er selbst hatte schreckliches im Krieg erlebt, aber noch viel mehr. Er hatte eine grausame Zukunft gesehen und durchlebt… so grausam, das er diese mit dem Takama-no-hara auslöschte. Der Preis war sein Augenlicht und seine Gesundheit. Aber heute weis ich, dass sein Preis zu hoch gegeben war. Zwar hat er den Frieden erreicht, aber er hatte es sich dennoch alles anders gewünscht und ob der Frieden wirklich dauerhaft gegeben ist… ich weis es nicht! Mein Gefühl sagt mir nur, das dein Bruder all die Schmerzen und das Leid umsonst auf sich genommen hat. Denn du bist nicht glücklich! Seit Jahren schon nicht mehr! Und letztendlich war es das, was er wollte… Alleinig du solltest glücklich sein!“
Minutenlang sah Sasuke schweigend auf Itachis Grab. Die Worte seiner Mutter waren so unglaublich. Das Itachi dies getan haben sollte, war so unglaublich. Aber plötzlich ergab alles einen Sinn. Die plötzliche Erblindung und die schwere Erkrankung aus dem Nichts.
„Mama… du musst mir alles erzählen! Was ist damals in jener Nacht wirklich geschehen? Und was ist dies für eine grausame Zukunft, welche Itachi verhindern wollte? Bitte, erzähle mir alles, was du darüber weist! Bitte!“, und sie tat es. Sie erzählte ihm von dem Massaker am Clan, welches sie durch das Gen-Jutsu leibhaftig durchlebt hatten. Wie Itachi das Jutsu auflöste und blutspuckend zusammengesackt war. Wie er seinen Vater anflehte, eine geplante Revolution aufzugeben und anstatt es diplomatisch zu versuchen. Sie erzählte ihm von den Revolutionsplänen und wer Danzou Shimura ermordet hatte.
„Dein Vater tat es aus Rache und Verzweiflung. Er wollte Shisuis Tod gerächt wissen und er war so verzweifelt, welches Opfer dein Bruder gebracht hatte, um letztendlich ihm, seinen eigenen Vater, aufzuhalten. Es war für deinen Vater nicht leicht, seine Fehler so aufgewiesen zu bekommen und er kann so dickköpfig sein. Auf der einen Seite hatte er Verständnis für Itachis handeln, auch er wollte den Clan und seine Familie nicht in eine Zukunft eines ungewissen Krieges schicken. Aber auf der anderen Seite sah er sich von Itachi hintergangen und bevormundet… und er hatte das Gefühl ihn verloren zu haben.“, sie seufzte und sah traurig ihren Sohn an. „Dein Vater hat Itachi nicht aufgegeben und verlassen. Ich habe ihn oft bei ihm gesehen, wenn dein Bruder schlief. Aber er würde es niemals zugeben, dafür ist dein Vater einfach zu stolz.“
„Aber warum hat er ihn dann nicht Heim geholt und ihn im Hospiz gelassen? Er muss doch gesehen haben, wie schlecht es ihm dort ging. Ich verstehe es einfach nicht!“, es ergab für Sasuke einfach keinen Sinn, wie sein Vater hatte so handeln können, obwohl er doch Itachis Leiden hatte sehen müssen.
„Er konnte es nur schwer ertragen, deinen Bruder so schwach zu sehen. Er war so stolz auf Itachi gewesen, er hatte sich für deinen Bruder eine bedeutende Zukunft gewünscht. Ich glaube, er hatte sogar ein wenig gehofft, dein Bruder würde es vielleicht als erster Uchiha schaffen, Hokage zu werden. Er hatte es sich so sehr für deinen großen Bruder gewünscht und dann zerplatzten seine Wünsche und Träume wie eine Seifenblase. Und alles was blieb, war ein hilfloser schwer kranker Junge, welcher den Rest seines Lebens auf Medikamente und Hilfe angewiesen war. Für deinen Vater war dies kaum auszuhalten und aus diesem Grunde hatte er ihn auch nur besucht, wenn Itachi tief und fest schlief. Er konnte die leeren Blicke deines Bruders nicht ertragen, er konnte seine Hilflosigkeit nicht mit ansehen und er glaubte ihn enttäuscht zu haben. Er wusste, dass sich Itachi alles etwas anders gewünscht hatte, als wie es gekommen war. Dein Vater hat sich deswegen schuldig gefühlt und dies wollte er sich lange Zeit nicht eingestehen. Ihm wurde dies alles erst bewusst, als es zu spät war und er euch Beide verloren hatte.“, sacht strich sie Sasuke über sein Gesicht und wischte ihm so einige Tränen hinfort. Eine emotionale Schwäche, welche er nur ihr gegenüber zuließ.
„Warum erzählst du mir dies alles erst jetzt? Jetzt wo es zu spät ist! Warum habt ihr mich all die Jahre angelogen? Warum? Mama, ich vermisse Itachi so sehr! Ich fühle mich so allein und mein Leben kommt mir so nutzlos… so wertlos vor. Als er noch da war, da hatte ich eine Aufgabe… ein Ziel! Ich sah es als meine Pflicht als kleiner Bruder, Itachi glücklich zu machen. Ich war glücklich, wenn er lachte oder er sich über einen meiner Erfolge freute. Nein es war keine Pflicht… ich habe es gerne gemacht, denn ich habe ihn geliebt. Und als er starb und ich nicht bei ihm war, weil Vater mich gezwungen hatte, auf diese lange Mission zu gehen…“, leicht schüttelte Sasuke seinen Kopf, rannen ihm nun ungehalten seine Tränen das Gesicht hinab, hatte er noch nie so offen mit jemanden über seine Gefühle der Trauer gesprochen. „Ich habe Vater dafür gehasst und ich hasse ihn noch heute dafür! Ich fühlte mich so schuldig, Itachi alleingelassen zu haben. Ich hätte bei ihm sein müssen! Ich hätte für ihn da sein müssen! Vielleicht hätte ich es verhindern können… wenn ich nur öfter bei ihm gewesen wäre…“
„Aber Sasuke, du warst in jeder freien Minute bei ihm. Mehr hättest du nicht bei ihm sein können und dein Vater konnte nicht wissen, dass sich der Zustand deines Bruders binnen so weniger Tage so dramatisch verschlechtert. Er hätte dich nicht auf die Mission geschickt, wenn er es gewusst hätte. Auch wenn dein Vater es nicht zeigt, aber er wollte Itachi genauso wenig verlieren, wie wir ihn nicht verlieren wollten. Er trauert wie wir und er wünschte, er hätte damals anders gehandelt. Aber es ist so geschehen, wie es geschehen ist und er kann es nicht mehr rückgängig machen. Er muss den Rest seines Lebens mit der schuldzuweisenden Frage leben, ob er den Tod seines Sohnes hätte abwenden können, wenn er nur eine Entscheidung anders getroffen hätte!“

An diesem Abend gingen Sasuke viele Gedanken durch den Kopf. Gedanken der Zukunft, die nicht mehr war. Gedanken über die Geschehnisse rund um seinen Bruder. Gedanken ab wann es Berg ab ging und wann die fatale Fehlentscheidung getroffen wurde.
Noch lang hatte er wach gelegen, beraubten ihn seine Gedanken seiner Ruhe… und doch fielen ihm irgendwann müde die Augen zu und er glitt in einen traumlosen unruhigen Schlaf.

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