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Mrz 29 2013

IceBluemchen

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17. Viele Fragen und kaum eine Antwort

Hoch konzentriert untersuchte Tsunade ihren kleinen Patienten und blendete alles andere um sich herum aus. Nur der kleine Junge war jetzt wichtig, ging es ihm sehr schlecht. Deutlich spürte sie das aufsteigende Fieber unter ihren Händen, glühte der Kleine mittlerweile. Und so wie sein Fieber stieg, so schwanden seine Kräfte. Bereits vor Minuten waren ihm die Augen zugefallen und er in eine tiefe Bewusstlosigkeit abgedriftet.
Vorsichtig und behutsam ging sie bei ihrer Untersuchung vor. Der Körper eines kleinen Kindes war nicht so sehr belastbar wie der eines Erwachsenen, reagierten sie viel schneller und empfindlicher auf das fremde Chakra. Sie durfte es nicht überstürzen und musste systematisch vorgehen, auch wenn dies wertvolle Zeit kostete.
Sorgsam untersuchte sie jedes Organ und ging jedem Hinweis auf eine Erkrankung nach. Und je länger sie ihn untersuchte, je mehr nahm ihre Sorge zu. Er war sehr krank! Es grenzte an ein Wunder, das er sich die wenigen Minuten von seinem mysteriösen Auftauchen bis hin zu seinem Zusammenbruch überhaupt hatte aufrecht halten können. Aber Angst und Adrenalin waren eine wundersame Droge und die wohl natürlichste Erklärungen für seinen Kräfteschub. Denn das er große Angst gehabt hatte, war unübersehbar gewesen, gleichsam wie er aber auch aufgeregt und verunsichert gewesen war.
Seufzend zog sie ihr Chakra zurück und ordnete ihre Gedanken zu einer niederschmetternden Diagnose. Ihr kleiner Patient litt an einer schweren Lungenentzündung. Es bestand akute Lebensgefahr, musste sie umgehend handeln…
Sie wand sich der Krankenschwester zu, welche sich auf der anderen Seite des Bettes positioniert hatte und auf Anweisungen wartete. „Legen sie ihm einen Zugang und nehmen sie Blut für ein großes Blutbild und einer Antibiose ab.“, die Schwester nickte und begann sogleich mit ihrer Aufgabe, während Tsunade sich dem Medizinwagen widmete und begann erste Medikamente auf Spritzen aufzuziehen, welche sie Itachi im Anschluss über den Zugang injizierte. Es war ein fiebersenkendes Medikament und ein Breitbandantibiotikum. Solang sie nicht den verursachenden Erreger genau identifiziert hatte und durch die Antibiose das beste Antibiotikum wählen konnten, musste das Breitbandantibiotikum vorerst vorhalten. Im besten Falle würde so bereits die Entzündung in der Ausbreitung gestoppt. Jedoch neben den ersten Medikamenten ließ sie auch eine Nährstoffinfusion legen. Der Kleine musste bei Kräften bleiben, aber im Moment verbrannte das Fieber mehr Energie, als er selbst aufbringen konnte. Die Infusionen würden ihn stabilisieren und seinen Kreislauf entlasten.

Immer wieder sah Sakura von Sasuke auf und hinüber zu ihrer Mentorin. Der kleine Junge sah schrecklich blass aus und Tsunade hatte sehr lang für ihre Untersuchung gebraucht, eh sie überhaupt mit der medikamentösen Behandlung begonnen hatte.
In dieser Zeit hatte Sakura nicht nur Sasuke selbst untersucht, sondern auch seinen herausgerissenen Zugang erneuert und neben ein paar kreislaufstabilisierenden Medikamenten auch die Infusionen angeschlossen, welche er eigentlich schon am Morgen hätte bekommen sollen.
Dann hatte sie sich seinen Händen zugewandt und die Verbände erneuert. Sie war erleichtert, dass seine Hände unversehrt waren. Es hätte auch alles anders aussehen können… im schlimmsten Fall zu Spannungsrissen oder Anschwellungen mit Hautablösungen kommen können. Aber nichts dergleichen lag vor, sodass sie seine Hände neu bandagieren konnte.
Bei seinen Füßen sah es ähnlich aus, hatte sie gerade die dortigen Bandagen gelöst, als Tsunade sich ihr zuwandte. „Hast du alles im Griff?“, fragte sie, während Tsunade selbst neuerlich am Medizinwagen hantierte.
„Ja! Es geht Sasuke gut! Seine Hände und Füße sehen gut aus und ich habe seine Kopfverletzung behandelt. Kopfschmerzen wird er wohl dennoch haben, wenn er aufwacht. Es muss ein ziemlich heftiger Schlag gewesen sein…“, leicht seufzte sie. Noch immer tobte in ihr ein Chaos aus Angst vor Sasukes Wutausbruch, Verwunderung und Verzweiflung über sein plötzliches mysteriöses Verschwinden und ihre Sorge um sein Wohl, nach dieser ebenso mysteriösen chaotischen Rückkehr. Aber sie konnte ihr Gefühlschaos gut verbergen und sich im Moment konzentriert ihrer Aufgabe widmen. Erst später, wenn alles vorüber und wieder Ruhe eingekehrt sein würde, würde sie das Chaos aus sich herausbrechen lassen… später!
„Wie geht es dem Kleinen?“, fragte sie und ließ sich von einer Schwester eine neue Bandage reichen. „Er hat eine schwere Lungenentzündung! Beide Lungenflügel sind betroffen und sein Fieber ist bereits auf über 39°C gestiegen und es steigt noch immer.“ Tsunade klang besorgt und auch auf Sakuras Gesicht zeichnete sich eine tiefe Sorge ab. Es war keine gute Diagnose für ein so kleines Kind. Eine Lungenentzündung dieses Ausmaßes war in diesem Alter lebensgefährlich. Doch um den Kleinen stand es wesentlich schlimmer, war seine Herkunft und Schicksal vollkommen unklar.
„Ich fixiere noch seinen Zugang mit einer Schiene, damit er ihn sich nicht herausreizen kann! Und sobald das Kinderbett hier ist, werde ich ihn in ein eigenes Zimmer auf der Kinderstation verlegen lassen. Solang wir nicht wissen, in welchem Verhältnis er genau zu Sasuke steht, sehe ich sie lieber räumlich getrennt!“
„Nein!“, die Stimme war so leise und schwach und doch voller Nachdruck und auch Angst. Sofort sahen die beiden Frauen auf Itachi, schien der Wiederspruch eindeutig aus seinem Munde gekommen zu sein.
Itachi hatte jedes Wort gehört, auch wenn er zu müde und entkräftet war, um die komplette Tragweite des Gesamten zu begreifen. Lediglich das sie ihn von Sasuke trennen wollten, war mehr als deutlich für ihn gewesen und erschreckte ihn. Er wollte nicht fort, wollte bei seinem großen Bruder bleiben und nicht irgendwo alleine liegen. Mit allem was er an Kraft hatte aufbringen können, hatte er sich gezwungen, seine Augen zu öffnen, um gegen das Vorhaben zu protestieren. Jedoch klang sein kleiner Protest selbst in seinen Ohren schwach und verloren.
„Hey, da bist du ja wieder!“, trat Tsunade sofort an ihn heran, war ihre Stimme ganz sanft und lieblich… typisch der Stimme wie gern mit kleinen Kindern gesprochen wurde, wenn man sie beruhigen oder nicht ängstigen wollte. „’tachi Sasu‘-chan bleibt will!“, redete er sofort auf sie ein. Sie war die Hokage und hatte das sagen, sie musste er überzeugen. „’tachi nicht allein sein will! Sasu‘-chan ‚tachi aufpasst. Sasu‘-chan ‚tachi lieb hat. ‚tachi Sasu‘-chan lieb hat. ‚tachi Sasu‘-chan bleibt will!“, aus kleinen müden Augen sah er sie flehend an, aber ihre Miene war für ihn nicht zu deuten.
Tsunade war erstaunt über seine Worte. Es war nicht einfach ihn zu verstehen, redete er in sehr gebrochenen Sätzen. Dennoch verstand sie genug, das er hier bleiben wollte… bei Sasuke. Das ihm Sasuke viel bedeutete, dies hatte er bereits gesagt, doch seine Worte sagten auch aus, das dies auf Gegenseitigkeit beruhte. So wie der Kleine sehr an Sasuke zu hängen schien, so schien Sasuke ihn auch zu mögen. Allein das er ihn irgendwie hierher geholt hatte, war doch ein Beweis dafür.
Doch was sollte sie nun machen? Ohne die wahre Identität des Kindes zu kennen, konnte sie kaum eine so wichtige Entscheidung treffen. Sie wusste nicht woher er kam, wer er wirklich war, ob Tachi sein richtiger Name war und was mit seinen Eltern war. Was wenn Sasuke ihn entführt und seinen Eltern entrissen hatte? Aber würde der Kleine dann bei ihm bleiben wollen? Würde er nicht eher nach seiner Mutter und Vater fragen? Oder vielleicht nach seinen Großeltern? Sie brauchte Informationen für ihre Entscheidung und auch wenn es für den Kleinen besser gewesen wäre, wenn er jetzt schliefe, musste sie versuchen, wenigsten noch einige Fragen beantwortet zu bekommen.
„Du hast Sasuke lieb und er hat auf dich aufgepasst… hat er schon sehr lang auf die aufgepasst?“, versuchte sie noch ein paar Information aus ihm heraus zu bekommen.
„’tachi Sasu‘-chan sehr lieb hat. Sasu‘-chan immer da wart. ‚tachi nicht allein wart.“, antwortete Itachi flüsternd. Er war so müde, aber seine Angst von Sasuke getrennt zu werden, hielt ihn wach.
„Das ist von Sasuke sehr lieb, das er immer für dich da war und auf dich geachtet hat. Aber vermisst du nicht deine Familie. Möchtest du nicht lieber zu deiner Mutter und Vater zurück?“, würde er ihr nun die Wahrheit erzählen? Wusste er über die genauen Umstände überhaupt Bescheid oder begriff er überhaupt nicht, was derzeit um ihn herum geschah? Er war noch so jung und manipulierbar… was hatte Sasuke sich nur dabei gedacht? Was hatte er nur getan?
„Tod sind!“, traurig sah er sie nun an. Es war die Wahrheit und sie schmerzte. Sofort hatte er die schrecklichen Bilder wieder im Geiste, welche ihm Tränen in die Augen trieben und er sich nichts sehnlicher wünschte, als von seinem großen Bruder in den Arm genommen und getröstet zu werden. Schniefend versuchte er weiter das zu erklären, was sein kindlicher Kopf kaum erklärt bekam. „Sasu‘-chan Familie ist! ‚tachi Sasu‘-chan bleibt will… bitte, nicht wegschickt. ‚tachi nicht allein sein will! Sasu‘-chan bleibt will… bitte!“, er war traurig und verzweifelt zugleich. Sasuke war doch alles, was er an Familie noch hatte. Er war jetzt der kleine Bruder und Sasuke liebte ihn, egal was alles geschehen war und egal, das Itachi nun so klein war. Es war Sasuke egal, solang Itachi nur bei ihm war und lebte. Dafür hatte er doch so sehr gekämpft, die Schwelle zwischen Leben und Tod überschritten und sich gegen die Dunkelheit behauptet.
„Deine Eltern sind… das tut mir sehr leid!“, Tsunade wusste nicht, was sie sonst hätte sagen sollen, sah sie kurz hinüber zu Sasuke. Die Eltern des Kleinen waren also tot. Ob er noch andere Anverwandte hatte, war weiter unklar. Genauso wie unklar war, was mit seinen Eltern geschehen war. Doch so wie es sich im Moment anhörte, war Sasuke wohl der einzige, wenn er noch hatte oder zumindest glaubte zu haben. Nur fiel es ihr sehr schwer zu glauben, dass sich ausgerechnet ein Sasuke Uchiha um ein kleines Kind gekümmert und gesorgt haben sollte. So hatte sie ihn nie kennengelernt! Sie kannte ihn nur als emotionskalten Egoisten, alleinig an sich denkend, als drehe die gesamte Welt sich alleinig um ihn und seine Belange. Der kleine Tachi passte da so gar nicht in dieses Weltbild, welches sie bislang von Sasuke gehabt hatte. Hatte sie sich in den Uchiha so sehr getäuscht? Hatte er allen nur etwas vorgegaukelt und in Wahrheit war alles ganz anders? Wer war der Kleine, das Sasuke dies tat? Warum schien der Kleine ihm so viel zu bedeuten? Der letzte Mensch der Sasuke etwas bedeutet hatte und für den er so etwas wie menschliche Gefühle gehegt hatte, war sein verstorbener großer Bruder Itachi gewesen. Zuletzt hatte er doch nur noch an die Rache für das, was seinem Bruder und seiner Familie angetan wurde, gelebt.
„Sasu‘-chan bleibt will!“, unterbrach ihre Gedanken eine leise Stimme. Itachi war zu erschöpft, als das er sich weiter wachhalten konnte. Müde fiel sein Kopf zur Seite und sah seinen Bruder an. „Sasu‘-chan…“, fielen ihm die Augen zu, forderte sein Körper die ersehnte Ruhe ein.
„Tsunade, was sollen wir jetzt machen?“, fragte Sakura, welche das Gespräch mitverfolgt hatte und es ihr sehr ans Herz ging, das der Kleine wohl eine Waise war. Ob seine Eltern im Krieg gefallen waren? So viele Menschen waren in diesem grausamen Krieg gestorben… Zivilisten wie Ninja… Freunde… viele Freunde… so viele Kinder waren zu Waisen geworden. Ob Sasuke ihn gefunden und aus welchen Gründen auch immer an sich genommen hatte? Es wäre seit langer Zeit wieder ein emotional menschlicher Zug von ihm. Oder steckte auch hier nur irgendein egoistischer Grund dahinter?
„Ich habe keine Wahl! Solang seine Identität unklar ist und wir seine Angabe über den Tod seiner Eltern nicht nachprüfen können, ist das Protokoll eigentlich klar. Er wird der Waisenfürsorge überstellt und sie werden darauf bestehen, ihn in ein extra Zimmer zu verlegen. Was Tachi selbst im Moment will, spielt diesbezüglich vorerst keine Rolle.“, sie sah auf den kleinen schlafenden Jungen, welcher selbst im Schlaf noch verängstigt und verzweifelt wirkte. Ein wenig bedauerte sie es, dass sie ihm seine Bitte nicht erfüllen konnte. Aber die Regeln waren klar definiert.
„Ich verstehe!“, nickte Sakura und widmete sich wieder Sasuke, verband sie seine Füße zu Ende und deckte ihn zu. Die Regeln waren eindeutig und klar, und es gab sie nicht ohne Grund. Alles musste seine Ordnung haben, hatten sich die Regelungen bezüglich der Handhabung mit Waisenkindern seit dem dritten Ninja-Weltkrieg bewehrt. Kein Kind fiel durch das System und jedes Kind erhielt eine Chance auf ein gutes Leben und aussichtsreiche Zukunft. Sie wurden mit allem versorgt… sie kannte es doch durch Naruto… und auch durch Sasuke.
Sie waren Waisenkinder gewesen und derselben Führsorge unterstellt. Es würde dem Kleinen gut gehen, auch wenn er allein sein würde. War dies vielleicht ein Grund, weshalb Sasuke sich ihm angenommen hatte? Hatte er verhindern wollen, dass der Kleine allein sein würde! So allein, wie Sasuke sich immer gefühlt hatte…
Schweigend beobachtete sie, wie der Kleine in ein kleinkindgerechtes Bett umgebettet und aus dem Zimmer geschoben wurde. „Er kommt auf die Kinderstation!“, berichtete ihr noch eine junge Ärztin, welche unverkennbar als Kinderärztin zu identifizieren war, hatte sie einen kleinen Bären in ihrer Brusttasche stecken. Manchmal half „Dr. Bär“ sehr bei der Behandlung der kleinen Patienten. Tachi war in guten Händen und würde liebevoll umsorgt werden. Dem war Sakura sich sicher.
Mit Itachi verließ auch Tsunade das Zimmer. Ihre Aufgabe war getan und sie hatte noch weitere Patienten, hatte der Zwischenfall die Visite und den kompletten Ablauf des Vormittags durcheinander gebracht. Allein blieb Sakura zurück, musste sie noch die Akte von Sasuke fertig ausfüllen und dann hieß es wieder warten… warten… warten…

Ruhe… die Aufregung des Morgens war vorüber und endlich bekam Sakura die Chance, all ihre aufgewühlten Gedanken und Gefühle zu sortieren.
Wie sehr hatte sie sich über Sasukes aggressives Verhalten und der Bedrohung durch das Sharingan erschrocken gehabt. Es war beängstigend gewesen, wie schnell die Stimmung gekippt war. Aber hätte sie dies nicht auch erwarten müssen? Zum einen hatte er nicht in Konoha sein wollen, zum anderen war er verwirrt und durcheinander über seine Situation und seinen Erinnerungen. Er hatte Realität und Fieberfantasie durcheinander gebracht und dies konnte und durfte sie ihm nicht verübeln. Er konnte nichts dafür. Fieberfantasien konnten nun einmal sehr realistisch wirken.
Doch sie war auch geblendet von den ruhigen Tagen gewesen, welche er im hohen Fieber gelegen hatte. Er hatte so friedlich auf sie gewirkt, als könne er keiner Fliege etwas zu Leide tun. Wie hatte sie nur so dumm sein können und seine Antipathie gegen Konoha und allen dortigen Bewohnern vergessen können? Jedoch es war ebenso zu einfach gewesen, dies alles zu vergessen, wenn er ruhig schlief und nur die Fieberfantasien ihm eine Reaktion entlockten.
Aber so sehr sie sich auch an die Fieberfantasien klammerte, so wenig erklärte dies sein Verschwinden und das Auftauchen des kleinen Tachis. Nach wie vor fragte sie sich, wer der Kleine war, woher er kam und was Sasuke mit ihm zu schaffen hatte. Von wo hatte er ihn eigentlich geholt und seit wann interessierte Sasuke das Wohl eines Kindes? Interessierte es ihn überhaupt? Oder hatte er den Kleinen aus irgendwelchen anderen Gründen zu sich geholt?
Ihre Gedanken überschlugen sich mit Fragen und Hirngespinsten, wer oder was der Kleine war.
Vielleicht gehörte er ja zu irgendeinem Plan von Akatsuki? Doch mit Akatsuki hatte Sasuke doch eigentlich gebrochen! Warum hätte er sich dann noch für einen ihrer Pläne interessieren sollen? Und dann noch ausgerechnet eines Planes mit einem Kleinkind…
Oder er war das Ergebnis eines perfiden Experimentes der Schlange Orochimaru. Wer konnte schon sagen, was dieser all die Jahre mit Sasuke angestellt hatte. So vieles hatte Sakura über dessen alten Experimente mit menschlichen Zellen gehört. Was wenn…
Leicht biss sie sich auf die Unterlippe und sah gedankenverloren auf Sasuke. Konnte es sein? Konnte der Kleine vielleicht sein Sohn sein?
Sofort begann sie im Kopf hin und her zu rechnen, obwohl sie die Antwort doch eigentlich kannte. Nein! Sogleich verwarf sie diesen Gedanken wieder. Tachi war zu alt! Er war geschätzt drei bis vier Jahre alt. Sasuke schied damit als Vater förmlich aus, war er dafür zu jung… aber nicht sein großer Bruder! Itachi war damals bereits in einem Alter, wo er durchaus sexuell aktiv gewesen sein könnte und damit als Vater für den kleinen Tachi in Frage käme. Konnte dies die Erklärung für Sasuke verhalten sein? War der kleine Tachi vielleicht sein Neffe? „Tachi… Itachi…“, murmelte sie und schüttelte über Gedanken den Kopf.
Eine Ähnlichkeit zu Itachi konnte sie nicht bestreiten. Zwar hatte sie ihn nur ein einziges Mal gesehen, aber wenn sie sich diese Begegnung ins Gedächtnis zurück rief und sie verglich…
Konnte es wirklich sein? Oder spielte gerade nur ihr Geist verrückt?
Aber es wäre in der Tat eine Erklärung für Sasukes Verhalten. Er hatte seinen großen Bruder geliebt. Sicherlich würde er auch dessen Sohn lieben und beschützen. Und hatte der Kleine nicht gesagt, seine Eltern seien tot. Itachi war tot, was mit der Mutter war, war im Moment noch unbekannt, aber wahrscheinlich war auch sie tot. Zumindest hatte der Kleine dies gesagt. Und er hatte gesagt, dass Sasuke immer für ihn dagewesen war. Als Onkel und einzigen Verwandten… hätte sein großer Bruder dies nicht auch von ihm erwartet?
Es kamen ihr auch die aufgebrachten Worte von Sasuke wieder in den Sinn. Hatte er nicht gesagt, sein Bruder wäre sehr krank gewesen, aber er hatte ihn wegen eines Schneesturms nicht zu einem Arzt bringen können. Tachi war sehr krank! Ob nun Erkältung oder Lungenentzündung, war dies für einen medizinischen Laien wie Sasuke kaum unterscheidbar. Hatte er also gar nicht seinen großen Bruder, sondern seinen kleinen Neffen gemeint? Nur wenn dies so war, warum war der Kleine dann vor zwei Wochen nicht bei Sasuke gewesen? Wo hatte er die letzten zwei Wochen zugebracht? Und warum hatte es bis zum heutigen Morgen keinerlei Information über seine Existenz gegeben? Wo und wie hatte Sasuke dies nur fertig gebracht, ihn all die Zeit im Verborgenen zu halten?
„Ach was soll’s!“, murmelte sie und verließ das Zimmer. Es würde niemanden schaden und ihren aufgewühlten Gedanken die Gewissheit geben, dass sie diesbezüglich einfach überreagierte.
„Schwester… ich muss kurz ins Labor. Achten sie bitte auf Sasuke!“, wies sie noch einer Krankenschwester an, eh sie zu den Treppen und in die Kellergewölbe eilte, wo sich die Untersuchungslabore befanden. Lang würde sie auch nicht bleiben, wollte sie nur eine Abstammungsanalyse des kleinen Tachi zu Sasuke in Auftrag geben.

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