«

»

Sep 08 2012

IceBluemchen

Beitrag drucken

79. Ankunft auf Chōnoshima

Mit mehr als guter Laune beobachtete Shanks das Einlaufen der kompletten Whitebeard-Flotte angeführt von ihrem Flaggschiff der Oro Jackson in den Hafen von Chōnoshima. Wie lang war es her, dass er diese Schönheit hatte leibhaftig vor sich gesehen? Wie lang war es her, dass er auf ihr seinen Dienst verrichtet hatte? Eine Ewigkeit, war die Antwort und gern erinnerte er sich an die spaßige Zeit zurück, auch wenn seine Lehrjahre keineswegs Herrenjahre waren. Nur alt zu gut war er mit den Planken vertraut, hatte er sie so oft schrubben müssen, das es an ein Wunder grenzte, das er diese nicht hatte durchgeschrubbt. Auch das Krähennest hatte er mit guten, aber auch recht verkaterten Erinnerungen im Gedächtnis. Wie oft war er dort oben volltrunken eingeschlafen oder hatte verträumt die wundervolle Aussicht genossen und sich ausgemalt, wie er mit seiner eigenen Bande über die Grandline zog, eigene Abenteuer erlebte und sich zur eigenen Legende empor schwang.
Seinen Traum hatte er sich erfüllt! Er hatte sein eigenes Schiff und seine eigene treue Bande, würde auch sein Name nicht so schnell in Vergessenheit geraten. Was wollte er mehr?
Ein wenig verfinsterte sich seine Miene. Er hatte alles erreicht, was er sich in seiner Jugend erträumt hatte, aber ein sehr entscheidender Teil seines Traumes war in den letzten anderthalb Jahren ins Wanken geraten. Seine ungezwungene Freiheit als Pirat alles machen zu können, zu was er Lust und Laune hatte. Seit Blackbeard die Grandline in Angst und Schrecken versetzte, war an eine ungezwungene unbeschwerte Freiheit nicht mehr zu denken.
Dieser Mistkerl nahm auf nichts und niemanden Rücksicht und terrorisierte jeden, der ihm auf seinem Weg begegnete. Die Marine war mit dieser Bedrohung vollkommen überfordert und so blieb es an den Piratenkaisern hängen, dieses Übel aus ihren Territorien zu vertreiben und fern zu halten. Zu Anfang war diese Aufgabe an jedem Kaiser selbst hängen geblieben. Wo Blackbeard auftauchte, kümmerte sich der Kaiser darum, zu wessen Gebiet die betroffene Insel gehörte. Aber recht schnell wurde Shanks und auch den Whitebeard-Piraten klar, dass dies so nicht auf Dauer weitergehen konnte. Es war der Beginn der Allianz gewesen, sowie der Koordination der verfügbaren Kräfte. Bald schon spannte sich ein weites Netz aus verbündeten Schiffen auf, konnten sie so den konfusen Kurs der Blackbeard-Piratenbande verfolgen und teils vorauserahnen. Jedoch schlug die Blackbeard-Bande Hacken wie ein gejagter Hase auf dem Feld. So war es fast ausgeschlossen, diesem eine gezielte Falle zu stellen und endlich dingfest zu machen.
Aber wenigsten konnten sie eines mit einer mehr als hundertprozentigen Gewissheit vorhersagen: Blackbeard würde über Neujahr ihnen keine Probleme bereiten! Die letzte Positionsmeldung kam aus dem Sektor von Big Mum, wo er es sich auf einer kleinen Insel gemütlich gemacht hatte. So schnell würde er nicht in ihre Sektoren wechseln können, konnten die Whitebeard-Piraten es auch nur deswegen wagen, mit der kompletten Flotte anzureisen.
„Sehnsucht? Soll ich Ace fragen, ob er einen einarmigen Kabinenjungen gebrauchen kann!? Vielleicht lässt sich sogar noch dein alter Feudel auftreiben!“, völlig gleichgültig stellte sich Ben neben seinen Kapitän, kannte Shanks jedoch den trockenen Sarkasmus seine Vize mehr als gut und grinste daher nur breit. „Hey, schon vergessen… ich bin Pirat! Den Feudel habe ich selbstverständlich mitgehen lassen!“
Ben ließ dies unkommentiert. Sein Blick ruhte nun auch auf den sechs Schiffen. Eine imposante Flotte nannte die Whitebeard-Bande ihr Eigen, durften sie die entsprechende Größe der Bande nicht unterschätzen. Aber Shanks hatte Vorsorge getroffen, als sich Ace angekündigt hatte, die ausgesprochene Einladung nach Chōnoshima anzunehmen. Sie hatten das Dorf der Insel entsprechend vorgewarnt und alles für ein rauschendes Fest vorbereiten lassen. Denn Shanks war nicht unwissend! Er wusste, dass dies nicht nur ein einfaches Neujahrsfest unter Verbündeten sein würde. Sie feierten den 23igsten Geburtstag von Gol D. Ace… dies musste doch ordentlich begossen werden!

„Any, bitte mache den Mund auf! Wir wollen doch nur dein Bestes!“, versuchte Leigh alles, um den Hustensaft in ihren kleinen Liebling hineinzubekommen. Aber von Anfang an war dies immer ein kleiner Kampf gewesen. Dem Kleinen schmeckte der Hustensaft, welcher mit Anis und Honig verfeinert war, einfach nicht. Und so spuckte er ihn entweder aus oder behielt ihn solange im Mund, bis er irgendwann gezwungen war, ihn abzuschlucken. Aber überhaupt den Löffel mit dem Saft in den kleinen Mund zu bekommen, war bereits ein Spaß für sich.
„D.Any! Wenn du den Saft jetzt nicht nimmst, dann darfst du nicht an den Strand!“, wurde sie strenger, was jedoch nur bewirkte, dass der Kleine sie nun mit großen Augen ansah, sich langsam Tränen darin bildeten und seine kleine Unterlippe anfing zu beben.
„Dada! ‚piel’n!“, wollte er protestieren, hatte ihm sein Vater doch versprochen am Strand mit ihm eine Sandburg zu bauen. Es war sein Fehler, dass er zu seinem Protest den kleinen Mund aufmachen musste, nutzte Leigh dies sofort aus, um den Löffel mit Hustensaft darin zu platzieren.
„Schlucke den Saft herunter, dann gehen wir nach oben und dein Papa wird dich mit an den Strand nehmen!“, zögerlich lutschte Any auf dem Löffel in seinem Mund herum und verzog das Gesicht. „Bäh!“, kam der angewiderte Kommentar, aber er hatte den Hustensaft geschluckt und damit war Leigh soweit zufrieden.
Mit Any auf dem Arm, machte sie sich nun auf den Weg an Deck. Sie hatten vor einer halben Stunde im Hafen von Chōnoshima angelegt und der größte Trubel war vorüber. Wer nichts mehr zu tun hatte, hatte bereits das Schiff verlassen und der Rest ging geschäftig seinen Aufgaben nach, um auch bald an den Strand oder ins Dorf zu können.
Voller Vorfreude hielt Any sich an ihr fest. Er wusste genau, was nun kam. Er war ein sehr kluges und aufgewecktes Kind, verstand genau was man ihm sagte und konnte sich mit seinen eigenen wenigen genuschelten Worten bereits recht gut verständigen. Zumindest für sein näheres Umfeld stellte es kein Problem dar, was er von ihnen wollte, wenn er mit „‘piel’n“ oder „‘unga“ ankam. Spielen und Hunger waren eben seine wichtigsten Worte neben Dada und Mama.

„Dada ‚piel’n!“, fiepte der Kleine vergnügt, als Leigh ihn an Deck auf die Planken stellte und Any zielstrebig die Brücke ansteuerte, wo sich fast immer sein Vater und Onkel Marco aufhielten. Eilig erklomm er die steile Treppe, blieb aber verunsichert stehen, als er in die ihm völlig unbekannten Gesichter sah, die bei seinem Vater und Onkels standen.
„Any, ist dein Papa nicht da?“, fragte Leigh, war sie ihm gefolgt, sah aber nun selbst, weshalb der Kleine stehen geblieben war. „Oh, wir haben Besuch!“, murmelte sie und nahm Any wieder auf ihren Arm.
„Himmel, er ist ja groß geworden!“, merkte Shanks sogleich an und klopfte Ace gratulierend auf den Rücken, das er da was Gutes zustande gebracht hatte. „Und abstreiten ist auch vollkommen unmöglich!“, grinste er dann. Ace verdrehte auf diesen Kommentar nur angenervt seine Augen und bedeutete Leigh näher zu kommen.
Shanks hatte es sich nicht nehmen lassen, Ace seine Aufwartung auf der Oro Jackson zu machen. Er war sehr erstaunt, in was für einem tadellosen Zustand sie sich befand. Aber es wäre auch verwunderlich gewesen, wenn Ace sein Flaggschiff verkommen ließe. Zahllose Erinnerungen stiegen in Shanks auf. So vieles hatte er auf diesem Schiff erlebt und gelernt. Nun war eine neue Generation daran, auf ihr zu lernen und zu wachsen.
Unsicher sah Any auf den einarmigen Rotschopf der ihn sanft anlächelte. „Na mein Kleiner! Wie ist denn dein Name?“, es war erstaunlich, aber in den letzten anderthalb Jahren war nie der Name von Ace seinem Sohn gefallen und er hatte ihn seit damals auch nicht mehr gesehen. Noch nie hatte ein Wort über ihn in der Zeitung gestanden und auch so, war irgendwie nie das Gespräch auf ihn gekommen. Die Zeitung war in dieser Hinsicht eindeutig von der Marine manipuliert. Sie wollten keine neuerliche Panik unter der zivilen Bevölkerung schüren. Es reichten schon die vielen Berichte über die Zerstörungswut von Blackbeard. Die Nachricht über einen Gol D. Spross würde die Bevölkerung nur unnötig in dieser schwierigen Zeit aufregen. So schwieg man und ließ die Gerüchte, Gerüchte sein. Was nicht in der Zeitung stand, war nicht und so gab es Any offiziell nicht.
Mit großen Augen sah Any auf Shanks, drehte sich dann aber weg und vergrub sein Gesicht an Leigh ihrer Schulter. Aber bereits einen Moment später spähte er nach dem fremden Mann und versteckte sich wieder, als würde Shanks ihn nicht sehen können, wenn er ihn nicht sah. „Ich habe ihn auf den Namen Any getauft. Gol D. Any!“, beantwortete Ace die Frage und zog Leigh leicht an sich heran. „Und darf ich dir Leigh vorstellen. Anys Mutter!“, leicht lächelte Leigh, nahm Shanks dies mit einem wissenden Lächeln auf. Er wusste, dass sie nicht Anys leibliche Mutter war, aber so wie Ace sich ihr gegenüber gab und sie vorstellte, war deutlich, was sie für ihn war, auch wenn er dies nicht aussprach.
Nun wo Any seinem Vater so nah war, wollte er auch zu ihm und regte sich ihm entgegen. Und auch wenn Ace eigentlich noch einiges mit Shanks zu besprechen hatte, musste dies nun warten. Er hatte seinem Sohn etwas versprochen, was er auch einhalten wollte. Später wenn der Kleine seinen Mittagsschlaf hielt, konnte er noch immer mit Shanks die ernsten Themen ansprechen, welche ihn und Marco beschäftigten. Vielleicht hatte Shanks für den wirren Kurs der Blackbeard-Piratenbande eine Erklärung oder vielleicht kamen sie gemeinsam dahinter, was dies alles sollte.

Lachend schippte Any seinen Sandeimer voll und zog ihn angestrengt zu seinem Vater, welcher diesen dann auf dem Sandberg entleerte, was in naher Zukunft einmal eine Sandburg werden sollte. Flink flitzte der Kleine wieder los, um seinen Eimer erneut zu füllen, während Ace einen kleinen Graben um dem Sandhaufen aushob, würde dieser bei der kommenden Flut geflutet und die Burg perfekt machen.
Leigh und Silly saßen etwas Strandaufwärts, genossen die Sonne und tranken einen Fruchtcocktail, welchen sie von den Einwohnern der Insel empfohlen bekommen hatten. Soweit es der Strand und die Insel zuließen, hatten sich die Whitebeard-Piraten verteilt. Ein Teil erkundete das Dorf und tat dort etwas für die Wirtschaft. Andere saßen am Stand und genossen wie ihr Kapitän die freien unbeschwerten Stunden mit gutem Essen und wirklich sehr gutem Sake. Nur ein kleiner Teil der Mannschaft verblieben auf den Schiffen als Wachposten. Auch wenn Chōnoshima als sicher galt, wollte niemand etwas dem Zufall überlassen. Selbst Shanks hatte auf der Red Force einen kleinen Wachtrupp abgestellt.
Der Kapitän der Rothaar-Piraten hatte es sich selbst am Strand nahe der Whitebeard-Krankenschwestern bequem gemacht. Nachdenklich beobachtete er Ace mit Any, erinnerte ihn dieses Bild so sehr an Ruffy, wie dieser noch klein gewesen war und kindlich vergnügt und unschuldig am Strand nahe des Windmühlendorfes gespielt hatte. Damals war die Welt für den Gummijungen noch in Ordnung gewesen… und heute?
Schmunzelnd kam Shanks der große Artikel über die Strohhutpiratenbande in den Sinn, welchen er heute Morgen beim Frühstück voller Genuss gelesen hatte. Die Geschichte um die Fake-Strohhutbande und den echten Strohhüten las sich mehr als witzig und die kleine Keilerei zum Ende ihres Aufenthaltes, hatte sehr gut zu ihnen gepasst. Die Strohhutbande war auf dem Weg in die neue Welt…
„Halt ja den Mund, Rothaar! Es soll eine Überraschung für Ace zu seinem Geburtstag sein!“, hatte Marco ihn vorgewarnt, ja kein Wort über Ruffy und seine Bande zu verlieren. Ace wartete seit Tagen sehnsüchtig auf eine Nachricht seines Bruders und war immer sehr enttäuscht, wenn er nichts in der Zeitung vorfand.
Am Morgen hatte Marco wie immer als erster die Zeitung in der Hand gehalten und diese sogleich verschwinden lassen, als er den Gummijungen auf der Titelseite entdeckte. Er wollte Ace damit eine Geburtstagsüberraschung bereiten, quasi ein Geburtstagsgeschenk von Ruffy in Abwesenheit.
Shanks hatte es versprochen, nur ob das kleine Geheimnis auch wirklich bis zum nächsten Morgen geheim bleiben würde, war fraglich, bei der Masse an Piraten. So war Shanks hinsichtlich diesem gespannt.

Und während sich die Kapitäne die Vormittagssonne auf ihren Haupt scheinen ließen, saßen Marco und Ben auf der Oro Jackson zusammen und aktualisierten ihre Karten bezüglich Blackbeard.
„Er sucht definitiv etwas!“, murmelte Marco, stimmte Ben ihm zu und deutete auf sechs Inseln, welche von den Blackbeard-Piraten bislang verschont blieben. „Ich frage mich, was diese Inseln haben oder nicht haben, das sie bislang von ihnen nicht beachtet wurden!?“, dachte Ben laut nach, aber die Antwort blieb ihm noch verschlossen…

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://icebluemchen.4lima.de/?p=1703