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Aug 11 2012

IceBluemchen

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27. Die praktische Prüfung (Teil 3)

„Ja Sir, ich habe verstanden! Wissen sie schon, wie viele und welche Prüflinge vermisst werden?“, sprach Vizeadmiral Kranich leise ins Sprechgerät der Teleschnecke, mit welche sie die Kommunikation zum Beobachtungsschiff und zum Marinehauptquartier aufrecht erhielt.
„Sieben Prüflinge haben für sich entschieden aufzugeben und haben sich im Sturm zum Strand durchgeschlagen. Sie wurden teils schwer verletzt auf das Beobachtungsschiff geholt, wo sie derzeit versorgt werden. Uns fehlt jedoch jegliche Spur von Obermaat Decker, Obermaat Britghe, Obermaat Whiteget und Obermaat Portgas D. Zu Obermaat Portgas D. verloren wir bereits vor dem Sturm den Kontakt…“
„Portgas ist bei mir!“, unterbrach Kranich die Stimme Admirals Akainu aus der Teleschnecke. „Oh… gut, dann haben wir eines von vier Probleme weniger.“, Akainu war nicht wirklich erleichtert. Er wusste nicht warum, aber Ace bereitete ihm Kopfschmerzen. Dieser Junge hatte etwas an sich, war ihm merkwürdig vorkam. Er hatte das Gefühl, er gehöre nicht dazu. Eine Erklärung hatte er nicht dafür, wenn es überhaupt eine Erklärung für diese merkwürdige Ahnung gab. Im Moment ging er davon aus, das es allein an der Tatsache lag, das Vizeadmiral Monkey D. Garp der Adoptivgroßvater des Jungen war. Zu dem alten verschrobenen Monkey D. hatte er noch nie ein sonderlich gutes Verhältnis. Zwar war der Alte ein guter Soldat, der so manchen Erfolg auf seine Kappe schreiben konnte und als Held der Marine gefeiert wurde, jedoch zugleich war er auch ein Querulant, der gern mit dem Kopf durch die Wand ging, als diesen zum Denken zu gebrauchen. Außerdem redete der Alte zu viel. Geheimnisse waren bei ihm nicht gut aufgehoben, hatte er schon so manches ausgeplaudert, was besser ungesagt geblieben wäre. Aber zu Ace… zu seinem Enkel schwieg er! Hier und da berichtete er stolz über eine Beförderung, aber im Gegensatz zu seinem jüngeren Enkel Ruffy, von dem er Stunden ohne Punkt und Komma schwärmen konnte, war Ace ein Thema, über das er sich ausschwieg und verkrampft seine Kräckertüte bearbeitete. Es war merkwürdig… es war einfach nur merkwürdig!
„Im Moment ist noch nicht entschieden, ob die Prüfung abgebrochen wird. Das werde ich in den nächsten 48 Stunden entscheiden, je nachdem wie sich der Sturm weiter entwickelt. Solang bleibt Portgas bei dir und soll auf weitere Befehle warten. Sollten sich die restlichen drei Anwärter noch einfinden, gilt für sie derselbe Befehl.“, dieser Befehl ging Akainu so sehr gegen seine Überzeugung. Für ihn war ein Soldat, der nicht einmal mit einem kleinen Sturm zurande kam, für die Aufgabe eines Marinepiratenjägers ungeeignet. Während ihrer Jagt könnten sie schließlich auch nicht einfach aufhören und auf besseres Wetter warten, während sich das Piratenpack aus dem Staube machte.
Jedoch hatte er den Befehl geben müssen. Es wog schon schwer genug, das es wieder Verletzte gegeben hatte, befürchtete man nun jedoch sogar Tote. Drei Anwärter waren im Sturm verschollen, würde Akainu am Ende erklären müssen, warum die Prüfung nicht vorzeitig unterbrochen wurde, war der Sturm doch ersichtlich gewesen.
„Sir, ich habe verstanden!“, beendete Kranich das Gespräch und sah hinüber zu dem noch schlafenden Soldaten. Sie wusste nur zu gut, was dieser Befehl nun für ihre Vorräte bedeutete. Sicherlich würde Ace genauso viel verputzen können, wie es sein Großvater konnte. Zum Glück war sie ausreichend mit Marinerationen versorgt und dadurch, dass sieben Anwärter ausfielen, könnte sie ihm deren zustehenden Rationen geben. Zumindest würde er so nicht verhungern, aber ob er davon auch satt werden würde, dies war etwas anderes.

Mühevoll kämpfte Decker sich durch den Dschungel und versuchte wenigsten im Ansatz die Richtung zum ersten Zielpunkt beizubehalten. Bei seinen zwei Begleitern bezweifelte er jedoch, ob diese überhaupt noch einen Plan hatten, wo sie sich befanden. Britghe hatte es vor einer Stunde schwer am Kopf erwischt. Der Wind hatte einen Baum entwurzelt und dies fast neben ihnen. Ein herumfliegender Ast traf ihn am Hinterkopf und riss ihn zu Boden. Seit her war er kaum noch ansprechbar und schleppte sich schwer gestützt auf Whiteget voran. Zurücklassen wollten sie ihn keinesfalls, würde dies wohl seinen sicheren Tod bedeuten, aber so hielt er sie auf.
„Decker, kannst du ihn jetzt nehmen?“, fragte Whiteget angestrengt, kostete es ihm viel Kraft Britghe zu stützen. Decker hielt an und nickte nur. Sie mussten sich abwechseln, wäre sonst auch Whiteget bald nur noch eine ausgepowerte Last. So übernahm nun er den Verletzen und deutete Whiteget den Weg, den sie weiter verfolgen müssten.
Britghe war schwer und lief mehr als schwerfällig. Hinzu kam es, das sie immer wieder über Wurzeln und Steine klettern mussten und dies alles nur noch erschwerte. „Wie weit ist es wohl noch?“, fragte Whiteget eher sich selbst, als an Decker gerichtet, aber unweigerlich dachte Decker darüber nach. Wenn er die Karte richtig im Kopf hatte und sie in etwa den direkten Weg hielten, würden sie bei gutem Wetter vielleicht noch eine Stunde brauchen. Aber bei diesem Wetter war es mehr als schwer abzuschätzen, wie lang sie noch brauchen würden.
Und noch etwas machte Decker Sorgen! Auf ihrem Weg müssten sie einen Fluss überqueren und auf der Karte war keine Brücke eingezeichnet. Mit Sicherheit gab es eine… nur wo? Eine Frage die ihn soweit beschäftigte, dass er letztendlich kurz anhielt und auch Whiteget zum Halt aufforderte.
„Ich muss einmal auf die Karte sehen. Nimm solang Britghe.“, befahl er mehr und übergab auch schon diesen an seinen Mitstreiter. Wie er es im Kopf gehabt hatte, liefen sie geradewegs auf den Fluss zu. Er durfte nicht mehr weit sein, aber der Blick auf die Karte brachte ihm auch die Erkenntnis, dass wenn es wirklich eine versteckte Brücke gab, sie auch in diesem Abschnitt liegen müsste. So ging es weiter und bald vermischte sich das Rauschen des Sturmes mit dem Rauschen des reißenden Flusses.
Wild peitschte das Wasser gegen die Felsen, Äste und Baumstämme von entwurzelten Bäumen krachten krachtvoll gegen die Steine und zersplitterten in tausende Kleinteile. Ein überqueren ohne Brücke war undenkbar. So blieb ihnen nichts weiter, als das sie nach der Brücke suchen müssten.
„Whiteget, du bleibst bei Britghe. Ich gehe südwärts und schau einmal, ob ich eine Brücke finde. Sollte ich keine finden, wechseln wir und du suchst nord-westwärts nach der Brücke.“, es war unmissverständlich das Decker das Sagen in dieser kleinen Gruppe innehatte. Und Whiteget hatte damit keinerlei Probleme. Er fühlte sich im Moment der Situation überfordert und er machte sich um Britghe Sorgen. Er und Britghe hatten bis vor den Prüfungen gemeinsam auf einem Schiff gedient. Sie waren nicht Freunde, aber wenn es eine Zusammengehörigkeit in der Prüflingsgruppe gab, dann bestand zwischen ihnen wohl die engste.
Eine halbe Stunde wollte Decker gehen, eh er seine Suche abbrechen und zurückkehren wollte. Aber bereits nach einer Viertelstunde hatte er das Ersehnte gefunden und fluchte doch laut auf. Die gesuchte Brücke bestand aus einem Sammelsurium an Seilen, welche irgendwie Bretter in unregelmäßigen Abständen hielten und alles mehr als instabil aussah. Und über diese Brücke sollten sie unbeschadet bei diesem Mistwetter und vor allem mit einem Verletzen kommen? Auf dem kompletten Rückweg dachte er darüber nach, wie sie dies bewerkstelligt bekommen sollten. Jedoch eine Lösung fand er nicht. Vielleicht fiel ja Whiteget etwas ein, wenn sie erst einmal zu Dritt vor der sogenannten brücke standen.
Doch als es soweit war, zweifelte auch Whiteget daran, dass sie bei diesem Sturm unbeschadet mit Britghe hinüber kamen. „Wir können ihn nicht hier alleine lassen und Hilfe holen. Entweder wir gehen alle oder einer bleibt bei ihm und holt Hilfe!“, waren Whitegets Worte, sah er sonst keinen anderen Weg.
„Bei diesem Wetter lasse ich niemanden zurück!“, blieb somit nur der Versuch gemeinsam über die Brücke zu kommen. „Okay, Britghe kann nicht allein über die Brücke gehen.“, begann Decker laut zu denken. „Der Stärkere von uns bist eindeutig du, Whiteget, aber zusammen seit ihr zu schwer. Ich werde ihn also Huckepack nehme und vorgehen. Du folgst uns dann, wenn wir es auf die andere Seite geschafft haben!“, Whiteget war damit zwar nicht zu einhundert Prozent einverstanden, aber welche andere Wahl hatte er schon groß.
Vorsichtig setzte Decker den ersten Fuß auf das wackelige Konstrukt und war froh, dass Britghe sich wenigsten selbstständig an ihm festhalten konnte. So hatte Decker wenigsten seine Hände frei und konnte sich an den Seilen, die wohl als Halteseile gedacht waren, festhalten. Einen Schritt nach dem anderen tat er auf dem knarrenden glitschigen Holz. Immer wieder rutschte er weg und konnte sich gerade nur so abfangen, in dem er sich an den Seilen festklammerte. Gelegentlich murrte Britghe auf, wenn er durch eine dieser Aktionen mit gegen die Seile geschleudert wurde, aber er hielt sich weiterhin fest und nur dies zählte. So schaffte Decker es letztendlich in der Tat über die Brücke und setzte Britghe ins nasse Gras, nahe der Brücke.
Whiteget hatte angespannt die Überquerung der Brücke beobachtet. Es sah nicht einfach aus, aber er konnte jetzt auch nicht kneifen. Decker hatte es geschafft und dies mit einer Last auf seinem Rücken, so würde er es doch allein auch schaffen.
Dennoch schwang die Angst mit, als er seinen ersten Schritt auf die Brücke tat und sich nun langsam seinen Weg bahnte. Knarrend beschwerte sich das Holz über die neuerliche Last, aber die Bretter hielten.
„Ahh…“, schrie Whiteget plötzlich auf, als er auf einem der Bretter wegrutschte. Eine Windböe hatte ihn erfasst und ins Rutschen gebracht. Nun hing er in den Seilen und versuchte sich nicht nur an diesen festzuhalten, sondern sich aus seiner misslichen Lage zu befreien.
„Verdammt!“, fluchte Decker, als er sah, wie Whiteget durch einen Windstoß den Halt auf den glitschigen brettern verlor und in die Seile rutschte. „Halte aus! Ich komme!“, machte er sich ohne weiter darüber nachzudenken auf den Weg, seinen Prüfungskameraden zu helfen. Schließlich ging es ungefähr zehn Meter in die Tiefe, wartete dort unten ein reißender Fluss auf seine Opfer.
Auch Decker hatte es nicht leicht, sich erneut auf der Brücke zu halten. Der Wind zerrte an ihm und auch er rutschte hier und da weg, konnte sich jedoch halten. „Greif meine Hand! Ich zieh dich hoch!“, reichte er Whiteget seine Hand, als er ihn endlich erreicht hatte.
Mühevoll kam dieser der Aufforderung nach und ergriff die Hand von Decker. Er war erleichtert wieder auf der Brücke zu stehen und nicht mehr auf Absturz in den Seilen zu hängen. Aber noch galt es ein gutes Stück Brücke zu überwinden und nun wurde diese wieder mit zwei Schwergewichten belastet, knarrte und stöhnte sie unter der Last der zwei Männer noch lauter als zuvor auf. Doch sie hielt und am Ende fielen Decker und Whiteget erleichtert ins nasse Gras. Sie hatten den Fluss überquert und schon bald würden sie den ersten Zielpunkt erreichen.
„Hoffentlich gibt es dort ein warmes Feuer! Ich bin bis auf die Knochen durchgeweicht und halb erfroren!“, sehnte sich Whiteget auch nach einem warmen Bett und etwas zu Essen.

„Das darf doch nicht wahr sein!“, stöhnte Decker auf, als sie endlich die Hütte erreichten, welche den ersten Zielpunkt markierte.
Nahe dem ersehnten Feuer lag schnarchend Obermaat Portgas D. Ace, hingen seine fast getrockneten Sachen auf einer Wäscheleine, während Vizeadmiral Kranich sich behäbig aus ihrem Bett erhob und die drei Neuankömmlinge musterte.
„Eure Namen!“, befahl sie, kannte sie keinen der jungen Männer, die zu ihr in die Hütte getreten waren. „Obermaat Decker!“, salutierte Decker schwach und wand sich Whiteget zu, welcher Britghe stützend hielt. „Und dies sind Obermaat Whiteget und Obermaat Britghe!“
„Gut!“, nickte Kranich. Die Verschollenen hatten sich somit eingefunden und den Sturm überlebt, jedoch ihr Blick blieb auf Britghe hängen. „Legt ihn in mein Bett. Dort im Schrank ist ein Verbandskasten und Notfallmedikamente. Ich werde in der Zeit das Hauptquartier kontaktieren und melden, dass ihr euch hier eingefunden habt. Danach werden wir weitersehen!“

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