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Mai 25 2012

IceBluemchen

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05. Und alles was ich je wollte…

Nun steht er vor mir,
sein Körper geformt aus Staub und Dreck,
seine Augen… so dunkel wie die Nacht und doch erfüllt von Liebe und Traurigkeit…
Meinetwegen… ich breche ihm das Herz,
obgleich es bereits vor Jahren zerbrach!
Nun zertrümmere ich die letzten Scherben zu Staub…
Staub welches sein Gesicht bedeckt…
Wie konnten sie ihm dies nur antun?
Warum war ihm der friedliche Schlaf in der Ewigkeit nicht vergönnt?

So stehst du vor mir und deine letzten Worte hallen in meinem Geiste wieder…
„Es tut mir leid, aber ein nächstes mal wird es nicht geben!“
Dies hier ist anders…
Es ist nicht real und dürfte nicht sein!
Und doch… mein Herz ist so voller Fragen die nach Antworten gieren.
Antworten wie nur du sie mir geben kannst.
Und du hast es mir doch auch versprochen!
„…Gut! Wir werden reden… später!“
Nun ist später und du stehst erwartungsvoll vor mir,
schmerzt mich dein trauriger liebevoller Blick.
Du wartest auf meine Fragen und dabei habe ich nur noch eine…
„Liebst du mich? Hast du mich je geliebt?“
Und die Antwort zerstört mich gänzlich…
„Immer! Von jenem Augenblick seit ich von deiner Existenz erfuhr und bis über meinen Tod hinaus! Für immer und bis tief hinein in die friedliche Ewigkeit, die mich nun warm und herzlich empfängt!“
Ich spüre wie ich zusammen sacke und bittere Tränen vergieße…
Meine Tränen aus deinen Augen!
Sollte ich die Welt nun nicht so sehen, wie du sie sahst?
Wie du sie sehen mochtest?
Oder kann ich dies nicht, weil mein Hass den Scherz übertraf?
Jedoch vielleicht sehe ich die Welt nun so… Ich weis es nicht!
Ich spüre nur deine starken Arme,
wie sie mich ein letztes mal fest umschlingen und du mich hälst.
Ich höre deine leisen beruhigenden Worte und möchte aufschreien…
„Nein… geh nicht! Lass mich nicht allein zurück!“
Aber es wäre nicht gerecht!
Ich nahm dir das Leben,
und trage auf immer und ewig diese Schuld mit mir.
Nun darf ich dir nicht deiner erlösenden Ruhe berauben!
Ich weis, deine Seele kann nun endlich den erholenden ewigen Frieden finden!
Jetzt wo mein Hass in Schmerz schwindet und ich nur noch weinen kann!
„Sag Mama und Papa, das ich sie sehr vermisse! Und ich vermisse dich!“
Schluchzend halte ich dich fest und weis, du wirst dennoch gleich gehen!
„Nii-san, was soll ich jetzt nur machen? Was wird nun…?“
Eine Zukunft habe ich nicht mehr!
Zuviel ist geschehen, zuviel habe ich getan, zuviel habe ich gesehen und gehört…
„Lebe für mich! Denn dies habe ich immer gewollt! Lebe glücklich und in liebe…
und vergiss nicht…“

Sacht streichst du mir meine Tränen fort.
„Ich bin immer bei dir! Ich bin dein Licht und ich sehe durch dich. Lebe für mich und sieh in die Zukunft. Denn dann bin auch ich glücklich und kann in Frieden ruhen!“
Ein leichtes nicken, zu mehr nicht fähig, gebe ich dir mein Versprechen und deine Erlösung.

Nun stehe ich hier allein und sehe in die Ferne.
Dort draußen wartet meine Zukunft, mein Leben, mein Glück…
Deine Zukunft, dein Leben, dein Glück…

Und alles was ich je wollte…
Heute sehe ich es…
Sacht drücke ich meinen erstgeborenen Sohn an mich.
„Nii-san, ich hoffe dir gefällt unsere Zukunft und du bist stolz auf mich!“

Und alles was ich je wollte…
Heute verstehe ich es…
Hauche ich meiner Frau einen Kuss auf den erneut leicht gewölbten Bauch.
„Nii-san, sieh nur unsere Zukunft wächst und gedeiht!“

Und alles was ich je wollte…
Heute sehe und verstehe ich es…
„Nii-san, auch ich liebe dich… auf immer und bis in die friedliche Ewigkeit!“

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