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Sep 25 2011

IceBluemchen

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02. Meister Hokage

Heiß brannte die Sonne auf Konoha herab und schenkte dem Dorf versteckt unter den Blättern wieder einen herrlichen Sommertag. Kinder lachten und vergnügten sich am See im Park. Geschäftig und dennoch ruhig tummelten sich einige Erwachsene in der Marktstraße und kauften dies und das ein. Und auch Hokage Sarutobi ließ es am heutigen Tag eher ruhig angehen.
Seufzend wischte er sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn und wollte sich ein Glas Wasser einschenken. Jedoch hatte er den Krug mit dem kühlen Nass bereits vor einiger Zeit geleert und war nun gezwungen, diesen aufzufüllen.
Langsam ohne Eile schritt er zu seinem Büro zurück und überlegte, ob er die restliche Arbeit nicht einfach auf Morgen verschieben könnte und anstatt heute mit seinem Enkel Konohamaru etwas zu unternehmen. Verwundert fiel nun aber sein Blick auf die Gestallt, die mit dem Rücken zur Tür am Fenster gelehnt stand und auf das ruhige Dorfgeschehen hinabsah.
„Itachi Uchiha!“, keuchte Sarutobi auf und stellte eiligst den Krug ab, musste er sich erst einmal fangen. Der Angesprochene wand sich nun dem Hokage zu und sah ihn emotionslos an. Lang war es her, das Itachi vor Sarutobi stand und sein Handeln erklärte. Damals glaubte er nicht, das er je wieder vor dem Hokage stehen würde, geschweige etwas von ihm zu wollen. Jedoch sein Anliegen und Vorhaben gelang nur mit der Hilfe des alten Hokage.
„Guten Tag, Meister Hokage!“, grüßte er ihn daher höfflich und trat in den Raum, jedoch darauf bedacht, den alten Mann nicht zu bedrängen, wollte er mit ihm doch nur reden und nicht mit einer Horde ANBU kämpfen.
Schnell hatte sich Sarutobi wieder gefangen. Was auch immer der Junge von ihm wollte, er schien nicht feindselig zu sein, signalisierte seine Haltung und höfflich Art dies deutlich. So trat er hinter seinen Schreibtisch, setzte sich und atmete einmal tief durch. So ein Schreck an einem so heißen Tag, dies war einfach zu viel und eindeutig würde er nach diesem Besuch für heute Feierabend machen.
„Itachi Uchiha, ich bin erstaunt dich hier zu treffen? Ich hätte nicht gedacht, das du zurückkehren würdest. Warum? Was ist dein begehren?“, er verstand es nicht, wollte Itachi nach dieser einen einschneidenen Nacht dem Dorf fern bleiben. Das Massaker war ein tiefer Schnitt nicht nur im Leben des jungen Uchiha. Auch das Dorf hatte es verändert und Sarutobi einige Entscheidungen gefällt, die längst überfällig waren und im Nachhinein das Grauen vielleicht verhindert hätte. Jedoch das Geschehene zu bedauern, brachte nichts. Es war geschehen und Itachi zahlte den höchsten Preis dafür.
„Unter normalen Umständen hätte ich mich von Konoha ferngehalten, so wie ich es vor vier Jahren versprach. Jedoch hat sich in den letzten Tagen meine Situation verändert und ich habe daher eine sehr wichtige Bitte, Meister Hokage, von der ich verlange, das sie diese nicht ablehnen werden.“, sprach Itachi ruhig, aber mit einem Nachdruck der keinen Zweifel offen ließ, das es ihm sehr ernst war.
„Was möchtest du, das ich es nicht ablehnen soll?“, fragte daher der alte Mann, dem auch die Neugier gepackt hatte, was der Junge von ihm verlangen würde. Was könnte es geben, was ein Itachi Uchiha begehrte?
„Ich bitte um den Ritus des Seppuke!“, antwortete Itachi, lag sein Blick ernst auf dem Hokage gerichtet und dennoch glaubte der alte Mann, etwas nachdenkliches in Itachis Augen zu sehen. Schock und erstaunen lag deutlich in Sarutobis Gesicht geschrieben. Er wollte den erhaften Selbstmord begehen? Was konnte ein noch so junges Leben zu so einer Entscheidung zwingen? Hatte er sich damals geirrt und Itachi zerfraß das Geschehene doch mehr, als er nach Außen hatte wirken lassen.
Er hatte seine gesamte Familie und Clan ausgelöscht. Nur seinen kleinen Bruder Sasuke hatte er am Leben und zurück in Konoha gelassen. Ruhig, gar eiskalt hatte er damals auf Sarutobi gewirkt, als er nach der Tat zu ihm gekommen war und um Schutz für Sasuke bat. Die Schuld der Tat alleine schulternd, den Ältestenrat freisprechend, war er ins Exil gegangen und trug die Bürde des Nuke-Nins.
Hatte er sich damals getäuscht? Wie hatte er glaube können, das ein dreizehn Jähriger so eine schwere Schuld alleine tragen konnte. Sie hatten ihm den Befehl gegeben! Sie hatten ihn zu dem gemacht, was er heute war! Sie waren genauso schuldig, nur lebte sie eine Lüge, während er litt…
Leid und Qual, stand in den so jungen Augen. Er zeigte es nicht offen nach Außen und doch hatte er es nicht aus dem tiefen Schwarz bannen können. Die emotionslose kalte Fassade hatte einen kleinen Riss bekommen.
„Ich darf dir diese Bitte nicht verwehren! Du weist dies!“, sprach Sarutobi, als er sich von seinem Schock etwas erholte hatte. Itachi nickte leicht, wusste er es in der Tat. „Der Ritus des Seppuke steht jedem Shinobi zu, der seine Ehre verloren hat oder die seiner Familie beschmutzte. Jedoch… Warum? Weshalb willst du dies so plötzlich? Können wird nicht einen anderen Weg finden? Ich…“ Leicht hob Itachi seine Hand, brachte Sarutobi so zum schweigen.
„Es gibt keinen anderen Weg! Sie können nichts tun, was meine Entscheidung wanken ließe. Das Seppuke ist das einzigste, was mir noch einen ehrbaren Ausweg ermöglicht und mich von meiner Schuld reinwäscht.“, leicht seufzend strich er sich über das schweißbenetzte Gesicht. Es war zu heiß und seinem angeschlagenen Körper tat dies nicht sehr gut. Sarutobi ging es ähnlich, jedoch hatte er bis jetzt es nicht gewagt, sich ein Glas Wasser einzuschenken und seine trockene Kehle damit anzufeuchten.
„Möchtest du etwas trinken? Du siehst recht blas aus.“, fragte er daher den Jungen und schenkte sich selbst bereits ein Glas voll ein. Unweigerlich versteifte sich Itachi etwas. Sah man ihm seine schwere Krankheit bereits an oder lag der Gedanke der Ursache eher bei dem viel zu heißen Wetter? Dennoch, er hatte schrecklichen durst und so nahm er das Wasser dankend entgegen.
„Ich werde es dir nicht verwehren, deine Ehre wieder herzustellen, aber auch ich habe damals meine Hände mit Blut befleckt, und so will ich wissen, warum! Was ist dein Grund, das du dich plötzlich dazu entscheidest, dein junges Leben aufzugeben?“ Eine gefühlte Ewigkeit schwieg Itachi, seinen Blick ins halbvolle Wasserglas gerichtet, als würde er darin ertrinken.
Sollte er es ihm wirklich sagen? Würde er es dann nicht doch verwehren? Aber was sollte Sarutobi schon unternehmen? Seine Krankheit war tödlich, Heilung keine Option. Nein, egal was Sarutobi auch dazu sagen würde, er würde seine Entscheidung nicht aufgeben. Er wollte nicht in einer langwierigen Therapie gefangen dahinsiechen. Dennoch entschied er sich, es auszusprechen, egal was der Hokage dann auch sagen würde.
So sah er auf und all die Kälte in seine Zügen war hinfort. Geblieben war ein nachdenklich betrübter junger Mann, der gebrochen schien.
„Ich bin schwer krank!“, sprach er ruhig. „Mir verbleiben nur noch wenige Wochen und ich möchte nicht aus der Welt scheiden, ohne vorher meinem Clan, ohne vorher Sasuke, die Ehre zurück gegeben zu haben, die ich nahm.“ Mitfühlend sah Sarutobi auf Itachi, der sich nun wieder ans Fenster stellte und auf das Dorf hinab sah.
„Itachi, kann ich nicht irgend etwas anderes für dich tun? Ich kann die besten Ärzte anweisen, dich zu behandeln. Daran soll es nicht scheitern…“, sprach der Hokage, taten ihm die Worte Itachis im Herzen weh. Itachi hatte nur auf Befehl des Ältestenrat seine Ehre gegeben. Er, Sarutobi, hatte es geduldet, hatte er keinen anderen Weg damals finden können. Er fühlte sich für das Massaker mit schuldig und wollte daher dem jungen Uchiha helfen, um so etwas der Schuld zu begleichen.
„Nein, es würde nichts dringen, außer einen qualvollen Tot. Ich sterbe, habe mich damit abgefunden. Alles was ich nun nur noch will, ist den letzten Weg beschreiten und dies in Ehre.“ Sarutobi nickte und schwieg einen Moment.
„Wann soll es sein? Ich werde etwas Vorbereitungszeit benötigen. Und auch du wirst sicher Vorkehrungen treffen wollen, nehme ich an.“, sprach er. Der Garten des Shint?-Schreines müsste abgesperrt werden, Zeugen benannt und auch müsste Itachi einen Sekundaten, einen Kaishaku, wählen, der bereit und fähig war, den erlösenden Schlag auszuführen.
„Ich habe meine Angelegenheiten geregelt, soweit dies möglich war. Alles andere was ich noch erledigen muss, kann ich nur mit ihrer Hilfe bewältigen. Und alle anderen Vorbereitungen überlass ich ihnen, kann ich hierbei eh nicht behilflich sein.“, entgegnete Itachi und stellte sein Glas auf dem Tisch ab.
„Ich denke es wird Zeit, das sie ihre ANBU rufen und mich in Gewahrsam nehmen lassen. Ich bin müde, mein Weg war sehr lang und es ist heute einfach zu heiß…“, sprach er dann und trat etwas zurück. Er würde sich nicht währen, warum sollte er auch.
„Ist gut…“, meinte Sarutobi, hob seine Hand und schnippte mit den Fingern, was ein Zeichen an seine ANBU war. Jedoch wurde er plötzlich durch laute Rufe auf dem Flur abgelenkt und richtete seinen Blick zur noch verschlossenen Tür. Auch Itachi horchte auf, wollte schon verschwinden, als die Tür aufsprang und ein übermütiger Naruto Uzumaki hereinstürmte.
„Meister Hokage, ich will eine vernünftige Mission und nicht immer nur dummer entlaufene Katzen hinterher jagen!“, brach es auch schon aus ihm heraus, ohne auf den Besuch des Hokage zu achte.
„Naruto du Vollidiot, du kannst doch nicht einfach ins Büro des Hokage stürmen!“, brüllte eine Itachi sehr bekannte Stimme dem Blondschopf nach. Jetzt erst recht wollte er verschwinden, jedoch konnte er nicht. Seit vier Jahren hatte er Sasuke nicht mehr gesehen und sein inneres sehnte sich einfach danach, seinen kleinen Bruder wenigsten noch einmal vor seinem Tode in die Augen zu schauen.

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