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Sep 25 2011

IceBluemchen

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01. Schicksalsschlag

„Es tut mir Leid, aber sie leiden an einer tödlichen Krankheit!“, sprach der Arzt ruhig mit einem Hauch von Mitleid in der Stimme. Jedoch die kühle abgeklärte gar emotionslose Reaktion seines Patienten auf diese doch so niederschmetternde Nachricht, erschreckte ihn.
So eine Diagnose zu hören, zerstört. Es treibt einen auf einen tiefen dunklen Abgrund zu, von dem es kein entrinnen zu geben scheint. Wie geht man mit so einem Schlag um? Verzweifelt treibend, hoffnungslos verloren, endlos vergehend. Den Tod vor Augen, kein Zurück.
So reagierten seine Patienten für gewöhnlich, wenn er ihnen eine solch schreckliche Nachricht übermitteln musste. Aber nichts dergleichen kam von dem jungen Mann, der auf dem Behandlungstisch saß und sich gemächlich sein Shirt wieder überstreifte und das lange Haar zu einem neu geordneten lockeren Zopf zusammenband.
„Wie lange habe ich noch Zeit?“, dies war das einzigste, was den jungen Patienten interessierte. Mit dem Tod hatte er sich längst abgefunden. Seit vier Jahren erwartete er ihn mit offener Hand. Jedoch nicht so! Nicht die Hand einer schleichend zerstörenden Krankheit hatte er erwartet, sondern die starke Hand seines kleinen Bruders, der ihn für seine frevelhafte sündige Tat bestrafen und damit die Ehre seiner Familie wieder herstellen würde.
„Es ist ein bösartiges Bakterium, dass die Lymphe befällt und im späteren Verlauf auf die Organe übergeht. Meist wird als erstes die Lunge befallen, später Leber, Nieren und zuletzt das Herz. Es gibt keine Behandlung, lediglich eine Therapie, die den Verlauf verlangsamt, die Symptome lindert und die Schmerzen nimmt. Aber sie können mit dieser Therapie noch Jahre gut leben und vielleicht haben sie Glück und es gibt in ein paar Jahren ein Heilmittel.“, antwortete ihm der Arzt, wollte er seinem Patienten doch etwas Hoffnung geben, das diese Diagnose nicht der Welten Untergang bedeutete. Aber dies war nicht das, was sein Patient hören wollte und dies begriff der Arzt recht schnell, als ein mehr als kalter durchdringender Blick auf ihn gerichtet wurde, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.
„Ähm… Wie ich bereits sagte, können sie mit Therapie noch viele Jahre gut leben. Sollten sie sich jedoch gegen die Therapie entscheiden, dann bleiben ihnen nur noch einige Wochen. Jedoch rate ich ihnen tunlichst davon ab, denn die Schmerzen werden unerträglich sein und die Hustenanfälle werden sich häufen…“, beantwortete er schnell die eigentlich gestellte Frage.
Ohne Reaktion darauf, sprang sein Patient vom Behandlungstisch und nahm seinen schwarzen Mantel mit den auffälligen roten Wolken vom Stuhl, wo er ihn abgelegt hatte, bevor der Arzt mit seiner Untersuchung begonnen hatte.
„Geben sie mir etwas gegen den Husten und die aufkommenden Schmerzen. Der Rest ist irrelevant!“, entgegnete sein Patient nur beiläufig.
Itachi musste nicht lange darüber nachdenken, das eine langwierige Therapie nicht für ihn in Frage kam. Er wollte nicht abhängig von Medikamenten und guten Tagen sein, sich durchs Leben schleppen und auf das Glück vertrauen, das ihn vor so langer Zeit verlassen hatte und dies nun wieder auf so heimtückische Art und Weise bewiesen bekam.
Glück kannte er nicht mehr. Er nahm es sich selbst, als er an jenem finsteren Tag die Hand gegen seinen besten Freund erhob und damit das Schicksal seines gesamten Clans besiegelte. Er nahm das Leben seines Freundes und Cousins, um das starke Mangeky?u Sharingan zu erlangen, mit dessen Hilfe er eine noch viel grausamere Tat begehen konnte. Nur wenige Monate nachdem er sein eigenes Glück in Scherben schlug, zerbrach er auch die letzten erkennbaren Reste seines einstigsten Lebens. In jener Nacht wo er den gesamten Clan ausrottete und das Blut derer geliebten Menschen auf ewig an seinen Händen kleben würde. Nur einen hatte er verschont. Nur ihn hatte er nicht töten können. Er, der sein Leben war und den er geschworen hatte immer zu beschützen… Sasuke, sein kleiner geliebter Bruder.

Seufzend sah Itachi gen Himmel in das weite tiefe Blau, das sich am Horizont bereits ins abendliche Rot verfärbte und den baldigen Sonnenuntergang ankündigte. Wie ein Omen seines Lebens kam es ihm in diesem Moment vor. Sein Leben das kurz vor dem Ende stand und bald in die Nacht des Todes abdriften würde.
Er war nicht zurück zu seinem Teamkollegen Kisame gegangen. Er wollte nicht zurück zu Akatsuki und deren niederträchtigen Plänen die Welt zu unterjochen. Seine letzten Tage wollte er nicht mit greuelhaften Taten verschwenden, dafür waren sie ihm einfach zu kostbar.
Nach der niederschmetterten Diagnose, hatte er sich vom Arzt die schmerzlindernden und hustenblockenden Medikamente geben lassen und war seit her Ziellos durch die Landschaft gestreift. Er brauchte Freiraum, musste er über so vieles nachdenken. Wie sollte es nun weitergehen?
Alles was er für den Rest seines Lebens geplant hatte, war auf einen Schlag dahin. Die wenige Zeit seines noch verbleibenden Lebens hatte alles genommen. Was sollte er jetzt bloß machen? Er konnte doch nicht einfach von der Bildfläche verschwinden und alles seinen chaotischen Lauf nehmen lassen. Ein schrecklicher Lauf, hin zu einem grausamen Krieg, wäre die Zukunft und diese Zukunft durfte es niemals geben.
Itachi hasste den Krieg und alleinig die Vorstellung, das durch seinen Tod und die kommenden Folgen daraus ein Krieg entbrennen könnte, ließ ihn erschaudern. Er musste dies verhindern und hierfür gab es nur einen Weg…

„Wieso bist du allein und vor allem hier…?“, fragte Madara und sah sich verwundert um, befanden sie sich an der Grenze zum Feuerreich. Ein Reich das Madara nur ungern betrat, lag dies nicht nur an Konoha und der Abmachung mit Itachi. Nein, auch all die Erinnerungen die er mit diesem Reich verband, hielten ihn von dort fern.
„Ich muss etwas sehr wichtiges mit dir besprechen!“, entgegnete Itachi und sah ihn ernst an. Er wusste nicht, wie Madara auf seine Entscheidung reagieren würde. Befürchtete, er würde die nächste Stunde nicht überleben, war der alte Uchiha einfach unberechenbar. An manchen Tagen war er der nette alte Mann der gerne sein Wissen weiterreichte, an anderen Tagen war er eiskalt und trieb seinen Schüler durch die Hölle. Nur wiederwillig war Itachi sein Schüler geworden. Damals vor vier Jahren war es der einzigste Weg gewesen und er tat, was Madara von ihm abverlangte, selbst wenn es ihm tief im Herzen schmerzte. Alles gab er damals auf, würde der Alte dies heute anerkennen?
„Ohh… und was ist so wichtig, das du deine Pflicht gegenüber mir vernachlässigst?“, sprach er kalt und Itachi wurde klar, heute war einer dieser Höllentage und Madara würde wohl keine Gnade zeigen.
„Ich verlasse Akatsuki, ich verlasse dich! Und du wirst mich nicht zurückhalten!“, entgegnete er daher mit fester ernster Stimme, wollte er von Anfang an verdeutlichen, das dies ihm tot ernst war.
„Und wie kommst du auf die Idee, das ich dies zulassen werde? Du kennst die Regeln…!“ Der alte Uchiha fixierte Itachi fest mit seinem Sharingan und musterte ihn. ‚Merkwürdig…’, dachte er, wirkte sein Schüler von Außen wie eh und je, jedoch innerlich war sein Chakra in Aufruhe und in ungeordneten Bahnen. Dies ergab keinen Sinn!
„Und genau deswegen wirst du mich gehen lassen!“, meinte Itachi und ließ sich auf einer Baumwurzel einer alten Eiche nieder, war er von dem ziellosen umherirren nun doch müde und erschöpft und gegenüber Madara war es eh zwecklos so etwas zu leugnen.
„Was hast du vor?“, fragte der Alte und sah ihn neugierig an.
„Sterben!“, meinte Itachi nüchtern, holte seine Wasserflasche aus einer seiner Gurttaschen und nahm einen Schluck des kühlen Nass. „Ich bin Tod krank. Mir bleiben nur noch wenige Wochen. Ich will zu Hause sterben und in Ehre!“ Ein Moment der Stille trat zwischen sie, war Madara über das Gesagte sprachlos und auch leicht geschockt. Nun ergab Itachis innere Unruhe auch einen Sinn auf ihn, war es eine Auswirkung der tödlichen Krankheit.
Nachdenklich sah er den Jungen an, der ihm in den letzten vier Jahren mehr bedeutete, als er es ihm je gegenüber zugeben würde. Itachi war sein Schüler und er gerne sein Sensei. Und auch wenn es Tage gab, wo er ihn das Leben zur Hölle machte, so hatte er damit nur eines bezwecken wollen… Itachi sollte einer der stärksten Shinobi dieser Zeit werden.
Aber nun war dies dahin und nur noch ein Weg schien dem Jungen der richtige zu sein… Seppuke, der alterwürdige Selbstmord, streng einen weisenden Ritual unterworfen, mit dessen Ausführung die Eher des Sterbenden und seiner Familie wieder hergestellt werden würde.
Itachi wollte einen Schlussstrich mit seinem letzten Handeln ziehen, jedoch fragte sich Madara sogleich, welche Rolle er in dieser letzten Tat einnehmen würde.
„Ich verstehe! Und du willst nun, das ich dich einfach so gehen lasse?“, fragte er daher, galt bei Akatsuki eine strenge Regel. „Einmal Akatsuki, immer Akatsuki, Akatsuki bis um Tode.“
„Ich will, das du dich an unsere Abmachung hältst, auch wenn ich nicht mehr bin!“, sprach Itachi und fixierte den Alten wieder mit festem Blick.
„Aber welchen Nutzen hätte ich daraus? Konoha ist mir ein Dorn im Auge und dies weist du auch!“, entgegnete Madara sogleich, war Itachis Forderung für ihn untragbar. Er hasste dieses Dorf, das ihm vor so vielen Jahren bitter vor den Kopf gestoßen hatte. Schon seit langen wollte er sich dafür rechen, so wie er sich an seinem Clan rächen wollte und seine Rache auch bekommen hatte.
„Sasuke lebt dort noch. Er ist ein Teil meiner und auch deiner Familie und er hat dir nichts getan. Oder willst du dich an einem unschuldigen Kind vergreifen?“, sprach Itachi ruhig und wusste, das dies ein wunder Punkt war. Wie Itachi, hatte auch Madara einst einen kleinen Bruder besessen, der nach Aussagen des Alten unschuldig ermordet wurde. Itachi wusste nicht, inwieweit er Madara hier glauben schenken durfte, aber dennoch versuchte er es auf dieser Schiene, tat er es doch auch für Sasuke, sollte ihm sein zu Hause erhalten bleiben.
„Ich könnte ihn auch zu mir nehmen!“, entgegnete Madara jedoch nur und beobachtete den jungen Uchiha genau. Alles spannte sich bei Itachi an, wiederstrebte es ihm sehr, auch nur an diese Möglichkeit zu denken.
„Nein!“, stieß er sogleich aus und schüttelte den Kopf. „Er soll nicht so ein Leben leben, wie ich es tat!“ Betrübt sah er zu Boden und dachte an sein verkorkstes weggeworfenes Leben zurück. So vieles hatte er falsch gemacht, so viele falsche Entscheidungen getroffen. Aber er war ein Kind gewesen, das viel zu früh hatte erwachsen werden müssen. Waren seine Fehler dadurch nicht vorhersehbar gewesen?
„Und was soll ich nun deiner Meinung nach machen?“, hackte Madara nach, wollte er wissen, was dem Jungen als Lösung des Ganzen eingefallen war.
„Halte dich von Konoha fern, solange dort ein Uchiha aus freien Stücken dies sein zu Hause nennt!“, entgegnete Itachi sogleich. Viel würde es seine Abmachung nicht verändern. Eigentlich nur die Bindung an sein Leben, sollte Madara Konoha solange fernbleiben, wie Itachi ihm diente. Nun würde es allgemein für jeden Uchiha gelten.
„Ohh… Ich denke darüber nach!“, antwortete Madara, hörte Itachi deutlich den Sarkasmus heraus, würde der Alte einen Teufel tun.
„Madara… Ich will jetzt eine Antwort!“, brüllte er ihn daher an, erstickte jedoch ein starker Hustenanfall seine letzten Worte. Vor Schmerzen und um Atem ringend, sackte er zusammen, spürte die kalten Hände des alten Uchiha, die ihn an den Schultern packten und aufrecht hielten. Warmes Chakra strömte in seinen Körper, zog sich jedoch auch schnell wieder zurück, als der Husten erstickt war.
„Es geht dir wirklich schlecht! Ein schwerer lymphattischer Infekt…“, sprach Madara und es schwang gar etwas Sorge in seiner Stimme mit. Diese Krankheit war selten und tödlich. Ein grausamer schmerzhafter Tod, erstickten die Opfer meist an Lungenversagen oder ihr Immunsystem unterlag einem einfacherer Infekt oder Multiorganversagen setzte dem Ganzen ein Ende. „Na gut, ich bin einverstanden!“, sprach er mit sanfter Stimme und dennoch ernst. Itachi war es wichtig und in Madara keimte ein Gefühl auf, das er seit dem Tod seines Bruders vergessen hatte. Trauernder Schmerz um eine geliebte Person. Ja er mochte den jungen Uchiha und sein nahendes Ende riss längst verheilte Wunden wieder auf und überschwemmte ihn mit trauernden mitfühlenden Gefühlen.
„Danke!“, flüsterte Itachi und griff in eine seiner Gurttaschen, um seine Medikamente zu nehmen, wollte er keinen weiteren Hustenanfall riskieren.
Madara nickte nur und wand sich zum gehen von dem Jungen ab. Lange gefühlsduselige Abschiede verabscheute er und auch Itachi war sicherlich kein Freund von diesen. Aber eines hielt ihn dann doch noch zurück.
„Und wegen deines Wissens… Ich fürchte Konoha nicht! Erzähle ihnen ruhig, was du weist! Nur eines bleibt ein Geheimnis… ICH!“ Itachi nickte und entnahm einem kleinen Päckchen eine kleine Tablette, die er nun in den Mund nahm und mit einem großen Schluck Wasser hinunter spülte. „Dann lebe wohl!“, verabschiedete sich Madara und bedachte Itachi mit einem letzten Blick. Es war merkwürdig, aber irgendwie hatte der alte Uchiha das Gefühl, das es noch nicht Zeit war, sich ganz von Itachi zu verabschieden. Nachdenklich wand er sich ab und verschwand in einem Zeitenstrudel, ließ Itachi allein mit seinen Gedanken in der kühlen Nacht zurück.
Seufzend sah Itachi gen Himmel und beobachtete den Aufsteigenden Mond, der hell seine Bahn in dem Dunkel zog und dem jungen Uchiha wenigsten etwas Licht in der Finsternis schenkte.

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