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Feb 21 2012

IceBluemchen

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29. Ein besonderes Buch

Total aufgeregt saß Sasuke in seinem Bett und sah hinüber zu seinem Bruder. Shuga war noch damit beschäftig den Überwachungsmonitor mit Itachi zu verkabeln, weshalb das Pyjamahemd aufgeknöpft war und einen vollständigen Blick auf die Brust und Bauch seines Bruders preisgab.
So sah Sasuke die kleine Narbe der Lungendränage, klebte dort kein Pflaster mehr darauf. Sofort wanderte sein Blick abwärts, aber hier hielt sein großer Bruder regelrecht verkrampft seine Zudecke fest und verbarg so einen Großteil seines Bauches. Dennoch entging Sasuke nicht, das Itachi auch dort kein Pflaster mehr trug.
Sasuke selbst trug seit zwei Tagen auch keines mehr, war der Wundverlauf soweit in Ordnung, das ein schützender Verband nicht mehr notwenig war. Ihm wurde lediglich ans Herz gelegt, später im Training und auf Missionen eine Stützbandage zu tragen, würde so die Narbe vor Stößen geschützt sein. Diese Stützbandage hatte er auch bereits von Schwester Hana bekommen, war es eine elastisches breite Bauchbinde und sehr bequem zu tragen.
Sasuke überlegte nun, ob sein Bruder diese Bauchbinde später auch tragen müsste, aber eigentlich war ihm die Antwort bereits klar. Auch Itachi würde seine Narbe schützen müssen und diese Bauchbinden waren einfach die praktischste Lösung dafür. Aber dieser Gedanke weckte nun noch mehr seine Neugier auf die Seppuke-Narbe, die Itachi anscheinend gut vor ihm verbergen wollte.
So seufzte Sasuke innerlich leicht auf, als Shuga endlich mit den Kabeln fertig wurde und das Hemd zuknöpfte. Nicht einen Blick hatte er erhaschen können. Aber nun wo sie gemeinsam in einem Zimmer lagen, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis er sie endlich sehen würde.
„Gut, der Überwachungsmonitor ist wieder angeschlossen und deine Infusionen tropfen auch wieder alle. Damit ist alles getan und deine Verlegung abgeschlossen!“, zufrieden lächelte Shuga, nickte auch Dr. Yaten zufrieden und notierte etwas in Itachis Akte.
„Wie fühlst du dich Itachi?“, fragte Shuga dann, wirkte Itachi irgendwie angespannt und verunsichert auf ihn. „Gut!“, entgegnete Itachi jedoch und zog seine Zudecke etwas höher. „Mir ist nur bei der Fahrt über den Flur kalt geworden und bislang wurde mir nicht wieder warm.“, sogleich wurde Shuga ernst und fühlte Itachis Stirn und nahm seine Hand. Kalt waren seine Hände, jedoch seine Stirn war durch das noch immer vorherrschende leichte Fieber warm. So schob er Itachi ein Fieberthermometer in den Mund und wies Schwester Hana an, eine Wärmflasche zu holen.
Jedoch eh sie losgehen konnte, sprang schon Sasuke aus dem Bett und kletterte auf die Bettkante seines Bruders. „Sasuke, was soll das?“, schimpfte Dr. Yaten sofort los. „Du hast strickte Bettruhe verordnet bekommen, also ab marsch zurück in dein Bett!“, aber Sasuke dachte gar nicht daran.
„Nein!“, wiedersprach er und kuschelte sich vorsichtig an Itachi an. „Meinem Bruder ist kalt und ich bin die beste Wärmflasche die es gibt!“ Dr. Yaten wusste nicht was er darauf entgegnen sollte und schnappte sprachlos nach Luft, lachte Itachi auch noch kurz auf und zog Sasuke liebevoll an sich.
„Ja das stimmt!“, bestätigte er dann lächelnd, „Schon damals warst du immer eine unglaubliche Wärmequelle und dies hat sich absolut nicht geändert.“, bittend sah er zu Dr. Yaten. „Er ist doch im Bett und liegt ganz ruhig. Spielt es eine so große Rolle, ob er nun dort drüben liegt oder hier bei mir?“ Dr. Yaten musste zugeben, das es eigentlich vollkommen egal war, in welchem Bett Sasuke lag, solange er lag und seinem Körper schonte.
„Na dann hätten wird dies auch geklärt, wobei dein Fieber etwas gestiegen ist. Sicherlich nur durch den Umzugsstress, aber nach dem Frühstück solltest du etwas schlafen, damit dein Körper wieder zur Ruhe kommt.“
Frühstück klang in Sasukes Ohren wunderbar und auch Itachis Magenknurren bestätigte, das es allmählich Zeit dafür wurde. Behutsam half Shuga Itachi in eine sitzende Position, wobei er sich schmerzlich seinen Bauch hielt und ohne die Stütze des hochgestellten Kopfteiles seines Bettes nicht allein aufrecht sitzen konnte.
„Geht es?“, fragte Shuga besorgt, wusste er das es Itachi sehr schmerzte seinen Bauch anzuspannen oder länger aufrecht zu sitzen. Schon gestern bei den Mahlzeiten war dies deutlich geworden.
„Es ist bereits besser als gestern, aber immer noch sehr unangenehm.“, bestätigte Itachi. Sasuke schmiegte sich vorsichtig an Itachis Schulter und nahm seine Hand liebevoll in seinige. Er wusste genau was Itachi jetzt durchmachte, hatte er es doch vor einigen Tagen auch erfahren müssen, wie sich der Schmerz einer frischen Narbe in einer ungewohnten Position anfühlte.
Aber das Frühstück ließ nun alle Unannehmlichkeiten vergessen sein, gab es zu Itachis Freude Honigtoast und Tee, was eindeutig eine große Verbesserung zu der widerlichen Reissuppe war. Sasuke hingegen bevorzugte das traditionelle Frühstück, dem Itachi noch nie so recht etwas abgewinnen konnte und Shuga es ihm auch untersagt hatte. Er sollte seinen Magen langsam wieder ans Essen gewöhnen, war so einiges Tabu.
„Und was erwartet uns in den nächsten Tagen?“, fragte Sasuke nach dem Frühstück an Shuga gewandt, war er noch einmal du den Zweien gekommen, um sich zu erkundigen, ob Itachi sich mittlerweile aufgewärmt hatte oder immer noch fror. „Ich habe noch kalte Hände, aber sonst ist mir dank Sasuke warm.“, bestätigte Itachi. „Dies ist nur bedingt gut. Das werde ich in einer Stunde noch einmal kontrollieren und wenn es dann immer noch nicht viel besser ist, müssen wir mal sehen ob nicht doch noch eine Wärmflasche zusätzlich zu Sasuke sinnvoll wäre.“
Dann aber widmete er sich Sasukes Frage. „Also der Plan für dich Sasuke sieht vor, das du einschließlich heute noch 4 Tage Bettruhe verordnet bekommen hast und diese auch halten wirst. Wobei es eine Ausnahme von einer halben Stunde am Tag gibt, wenn du Besuch bekommst. Dann darfst du in den Aufenthaltsraum, denn ich möchte bei Itachi so wenig Besucher wie möglich. Zur Zeit stehen auf seiner Liste nur Hokage Sarutobi und Kakashi Hatake, die direkt zu ihm dürfen.“
Sasuke befand diese Lösung als gut, war er über das Infektionsrisiko seines Bruders aufgeklärt und das es für ihn im Moment wichtig war, mit so wenigen Menschen mit möglichen Krankheiten in Kontakt zu kommen.
„Und sonst müssen wir allmählich mit Itachis Rehabilitationstherapie beginnen, damit er wieder auf die Beine kommt. Damit werden wir bereits heute Nachmittag anfangen. Schwester Hana wird mit leichter Krankengymnastik beginnen, die deine müden Muskeln aufwecken und deinem Kreislauf wieder ankurbeln soll. Aber keine Sorge, es werden kleine Schritte sein, denn dein Körper kann im Moment nicht schnell und schnell wäre auch einfach nicht ratsam.“
Itachi schluckte, fragte er sich jetzt erst recht, was heute noch auf ihn zukommen würde und woher er die Kraft für Krankengymnastik nehmen sollte. Er fühlte sich müde, seine Glieder bleiern schwer. Jede Bewegung die seinen Bauch betraf tat weh und an Bauchmuskeln anspannen, wollte er erst gar nicht denken, war dies im Moment die größte Qual. Wobei er sich hierbei sofort gedanklich korrigierte. Husten war die größte Qual überhaupt, hatte er kurz vor der Verlegung einen Hustenanfall erlitten und glaubte seine Narbe würde mit bloßer Gewalt zerrissen.
„Aber jetzt ist Ruhe verordnet. Itachi du wirst jetzt etwas schlafen und in einer Stunde sehe ich noch einmal nach dir. Wollen wir hoffen, das dir bis dahin wieder vollständig warm ist.“
Mit diesen Worten ließ Shuga sie wieder allein, kam Itachi gern seiner Anordnung nach. Er war von dem Trubel der Verlegung erschöpft, vielleicht war es aber auch nur die Gewohnheit der letzten zwei Wochen, das er sich jetzt einfach nur Hundemüde anfühlte. So kuschelte er sich wärmesuchend an Sasuke und schlief alsbald ein, während sein kleiner Bruder sich wieder dem mitgebrachten Buch von Kakashi widmete.
„Katon-Jutsu – Eine Enzyklopädie aller bekannten Jutus basieren auf dem Hauptelement Feuer. Gesammelt und niederschrieben von Tataro Uchiha.“, las er leise den Titel auf dem Einband und schlug das erste Kapitel auf. Zwar hatte er dieses bereits gestern gelesen, aber so recht hatte er es nicht verinnerlicht, waren seine Gedanken bei seinem Bruder und nicht irgendwelchem Lehrstoff.
Aufmerksam las er nun Seite für Seite und versuchte sich die verschiedenen einfachen Jutsus und die dazugehörigen Fingerzeichen einzuprägen. Zu jedem Jutsu gab es handschriftliche Anmerkungen. Manche davon wirkten recht alt, andere waren deutlich jünger. Da das Buch bereits recht alt und abgegriffen aussah, war es wohl bereits durch viele Hände des Uchiha-Clan gegangen und er fragte sich, ob jemand seiner Familie vielleicht gar Itachi es auch schon in den Händen gehalten und daraus gelernt hatten.
Leise trat Shuga ein und musste über den Anblick schmunzeln, wie Itachi angelehnt an Sasuke und zugedeckt bis fast zur Nasenspitze schlief. „Hat er immer noch kalte Hände?“, fragte er leise Sasuke, schüttelte dieser sogleich den Kopf. „Nein, sie sind jetzt warm. Generell fühlt er sich sehr warm an.“, entgegnete Sasuke.
Sacht legte Shuga seine Hand auf Itachis Stirn und atmete erleichtert aus. Seine Stirn fühlte sich nicht heiß an, dennoch wollte er Itachis Temperatur gern noch einmal kontrollieren. Sanft weckte er den älteren Uchiha, „Itachi, ich möchte nur kurz noch einmal Fieber messen!“, schob er ihm das Thermometer in den Mund.
Müde sah Itachi auf das Buch das Sasuke unbeachtet in den Händen hielt. „Hast du das Buch von Kakashi bekommen?“, fragte er nuschelnd, behinderte ihn das Thermometer etwas. „Ja!“, antwortete Sasuke, „Er meinte, ich könne daraus einiges lernen, da das Feuer-Element uns Uchiha in die Wiege gelegt ist. Kennst du das Buch? Es wirkt recht alt und es ist sehr viel darin herumgeschrieben worden!“, er zeigte Itachi eine der Seiten, wo extrem viel und von mehreren Personen etwas angemerkt wurde.
„Sieht aus wie mein altes Buch! Hokage Sarutobi muss alle Bücher eingelagert haben und da ich Kakashi gebeten habe, dich speziell zu trainieren, hat er es wohl aus dem Archiv geholt.“ Sasuke fühlte sich geehrt ein Lehrbuch seines Bruders in den Händen zu halten, war es irgendwie etwas sehr besonderes.
„Hast du auch darin geschrieben?“, fragte er daher. „Ja, ich glaube jeder der daraus gelernt hat, hat auch darin Notizen hinterlassen. Aber auf jeden Fall hat jeder seinen Namen am Ende des Buches hineingeschrieben. Es ist eine Art Tradition.“ Sogleich musste Sasuke dies nachschlagen und las aufgeregt die vielen Namen „Großvater Fero Uchiha… Fugaku Uchiha… Papa…“, schluckte er kurz und sah Itachi traurig an. „Onkel Ferune…“, zählte Itachi daher aus dem Kopf weiter auf. „Er gab es an seinen Sohn Shisui weiter und er gab es mir, so wie ich es nun an dich weiterreiche.“
Dieses Buch war mehr als ein einfaches Lehrbuch. Es war eine Erinnerung an das, was nicht mehr war und Sasuke spürte tief in sich die Trauer um seine verlorene Familie aufkeimen. Sacht zog Itachi ihn an sich, konnte er sehen, wie Sasuke nun mit sich kämpfte.
Shuga sprach kein Wort, kontrollierte lediglich schnell das Fieberthermometer und war erleichtert, das Itachis Fieber nicht weiter anstieg. So ließ er die Zwei allein, störte er im Augenblick nur.
„Es tut mir Leid!“, flüsterte Itachi und strich seinem kleinen Bruder liebevoll über den Kopf, wo er das Haar leicht zerwuschelte. „Ich wollte dich nicht an die Vergangenheit erinnern.“ Haltsuchend klammerte sich Sasuke nun an seinem großen Bruder fest und schüttelte leicht den Kopf, jedoch sprach er lange kein Wort. Er konnte nicht, kämpfte mit sich und den aufsteigenden Tränen der Trauer, wollte er jetzt nicht weinen. So dauerte es etwas, bis er sich schniefend beruhigt hatte und sich aus dem Griff löste.
Mit einem traurigen Lächeln sah er Itachi an „Ich habe dich lieb, Nii-san!“, flüsterte er, schlug das Buch auf einer bestimmten Seite auf und deutete auf das abgebildete Jutsu. „Kannst du mir das Jutsu des Phönixfeuers erklären. Ich versteh das mit der besonderen Ableitung des Chakras nicht!“
Erleichtert lächelte Itachi und nickte. „Ich bring dir gern alles bei, was ich weis und was du wissen magst…“, Sasuke war darüber glücklich und horchte Itachi aufmerksam zu. Das Jutsu von seinem Bruder beschrieben und erklärt zu bekommen, war ihm noch viel mehr wert als das Buch, wobei auch dieses für immer einen besonderen Stellenwert für ihn einnehmen würde. Es war ein Stück Erinnerung an geliebte verschiedene Menschen. Aber er konnte deutlich in sich spüren, das er diese zwar vermisste, jedoch seinem großen Bruder deswegen nicht mehr böse sein konnte. Es war wieder ein Beweis für die Vergebung, die er Itachi geschenkt hatte und nun endlich die Trauer vernünftig bewältigen konnte…

…zusammen mit seinem geliebten großen Bruder!

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