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Feb 21 2012

IceBluemchen

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24. Zurück im Leben

Dunkelheit umgab Itachi, drangen merkwürdige Geräusche zu ihm durch und ließen ihn grübeln, was eigentlich los war. Es fiel ihm schwer nachzudenken und sich die letzten Geschehnisse ins Gedächtnis zurück zu rufen. Er war völlig verwirrt. Den Tod hatte er sich vollkommen anders vorgestellt. Jedoch dies hier, war so ganz anders.
Ein kontinuierliches piepsendes Geräusch klingelte in seinen Ohren und wurde allmählich zu einem nervigen Hintergrundgeräusch. Ab und an hörte er Stimmen, konnte jedoch das Gesprochene nicht erfassen oder woher diese Stimmen überhaupt kamen. Waren es Stimmen aus dem Paradies und er müsste ihnen nur folgen?
Nur lag darin das nächste Problem, hatte er keine Kontrolle über seinen Körper. Schwer wie Blei fühlte er sich an, glaubte er vergessen zu haben, wie er Muskeln anspannte oder seine Gliedmaßen richtig ansprach, damit sie sich bewegten.
Frustriert wollte er aufmurren, jedoch auch dies ging nicht. Irgendetwas befand sich in seinem Hals, das dies verhinderte und ein unangenehmes Gefühl hinterließ. Es fühlte sich an, als blockiere etwas seine Kehle und er wollte es einfach abhusten. Doch auch dies ging nicht.

Ein schrilles Piepsen riss Shuga aus dem Halbschlaf, hatte er es sich wieder auf dem Sofa im Aufenthaltsraum bequem gemacht. Eigentlich hatte er nur Bereitschaft und hätte auch zu Hause rufbereit schlafen können. Aber er fühlte sich bei diesem Gedanken einfach nicht wohl. Die Narkose die Itachi im künstlichen Koma gehalten hatte, war am Vortag zum Mittag abgesetzt worden, würde Itachi nun bald erwachen.
Schnell sprang er auf und eilte über den Flur in Itachis Zimmer. Eine Schwester war bereits vor Ort und überflog die Lage. „Doktor, er atmet gegen die Beatmung an.“, sprach sie, hatte Shuga dies auch gerade erfasst und trat neben sie.
„Wir extubieren ihn!“, wies er an und sogleich begann die Schwester die Pflaster des Beatmungsschlauchs von Itachis Mund zu lösen. Shuga bereitet in der Zeit die Nasensonde vor, würde Itachi auch weiterhin zusätzlich beatmet werden müssen.
Nachdem die Schwester alle Pflaster gelöst hatte, übernahm nun Shuga und entfernte vorsichtig den Schlauch. Sogleich zog Itachi tief die Luft ein, überwältigte ihn dann jedoch ein Husten und sein Körper verkrampfte.
Shuga reagierte sogleich und verabreichte ihm eine entkrampfende und Husten lösende Spritze über den Infusionszugang. Schnell wirkten die Medikamente und Itachis Körper beruhigte sich. Ruhig lag er wieder in seinem Bett und schlief tief und fest. Er war noch nicht soweit aufzuwachen, aber er hatte einen wichtigen großen Schritt dazu gemacht.

Es war der erste Morgen an dem Sasuke nicht mit dem Rollstuhl auf die Intensivstation kam. Langsam Schritt für Schritt ging er in Begleitung von Hana den langen Flur der Allgemeinen Station entlang, erklomm die Treppe zwei Stockwerke empor und hatte endlich die Tür zur Intensivstation erreicht. Nachdem er geklingelt hatte, wartete er ungeduldig, das eine Schwester sie hereinlassen würde. „Guten Morgen Sasuke!“, grüßte sie eine der Schwestern, war es doch jeden Morgen und jeden Abend gleich, nur das Sasuke heute zum ersten Mal auf seinen eigenen Beinen vor ihnen stand.
Hana übergab Sasuke in die Obhut der Schwester, würde er heute wohl nicht mehr von der Station zu bekommen sein. Sasuke hatte ihr erzählt, das Itachi heute wohl endlich erwachen würde und er wollte unbedingt bei ihm sein, wenn es soweit war.
Als Sasuke das Zimmer betrat, vielem ihm drei Unterschiede sofort ins Auge. Zum einen stand ein Stuhl an Itachis Bett, auf dem wohl bis eben Shuga gesessen hatte. Zum anderen sah er, das Itachi nicht mehr intubiert war und anstatt nun nur noch eine Nasensonde hatte, die ihm Sauerstoff zuführte. Aber die dritte Veränderung machte ihn stutzig, hatte Itachi den Drachen auf seiner Brust zu liegen und hielt ihn mit beiden Händen fest.
Was hatte dies zu bedeuten? War er etwa schon erwacht, aber Shuga hatte nicht nach Sasuke schicken lassen?
„Oh Sasuke, dies ging aber schnell. Ich habe doch eben erst nach dir schicken lassen!“, sogleich verwarf Sasuke seinen letzten ärgerlichen Gedanken. Also war es wirklich so, das Itachi schon erwacht war und Shuga hatte jemanden nach ihm geschickt. Wahrscheinlich hatten sie sich wohl verpasst, doch dies war nun auch egal.
„Ist er aufgewacht?“, fragte Sasuke sogleich und schritt um das Bett herum, um an Itachis rechte Seite zu gelangen. „Nii-san, bist du wach? Itachi-san?“
Shuga nahm seinen Stuhl und trat neben Sasuke. „Setz dich! Dies wird jetzt etwas dauern!“, sprach er und stellte Sasuke den Stuhl hin. „Du erinnerst dich doch sicherlich noch daran, wie lange du gebraucht hast, um aus der Narkose zu erwachen. Dies wird jetzt nicht minder länger dauern.“ Sasuke nickte und setzte sich.
„War er denn schon kurz wach?“, fragte er dann, wollte er eine Erklärung, warum Itachi den Drachen plötzlich in Händen hielt, obwohl er am Abend noch am Bettende gesessen hatte.
„Ja ganz kurz, wobei richtig wach es wohl etwas übertreibt.“ Verwirrt sah Sasuke Shuga an. Wie meinte er denn das nun? So erklärte Shuga es ihm…

Das störende Gefühl im Hals verschwand, atmete er tief ein, wodurch sich jedoch ein neues beklemmendes Gefühl in ihm breit machte. Sogleich musste Itachi aufhusten und sein Körper verkrampfte unter heftigen beben. Er versuchte dagegen anzukommen, schaffte es jedoch nicht, bis sein Körper sich schlagartig wie eine Feder anfühlte und vollkommen entspannte.
Ruhig atmete Itachi nun ein und aus, war er erleichtert, das diese plötzliche Folter vorüber war. Eine weile genoss er es in der Dunkelheit dahinzutreiben und an nichts zu denken. Jedoch schon bald fing sein Kopf zu arbeiten an. Er analysierte die Situation und das der Tod wirklich mehr als merkwürdig war. Es passte überhaupt nicht zu dem, was ihm immer über den Tod gepredigt wurde. Nichts war wirklich leicht und einfach, es war nicht das Paradies und er war auch allein, wenn er von den Stimmen absah, dessen Worte er noch immer nicht erfassen konnte. Jedoch wie die Hölle kam ihm dies alles auch nicht vor.
Wo war er nur? Was war mit ihm los?
Leicht murrte Itachi auf, was Shuga von seinem Fachbuch für Infektionskrankheiten aufblicken ließ. Itachis Kopf wand sich leicht und deutlich war sein Kampf gegen die schweren Lider zu erkennen. Nun war das Buch vorerst vergessen, legte Shuga es beiseite und wand seine ganze Aufmerksamkeit auf Itachi.
Nur mühevoll bekam Itachi seine Augen geöffnet. Helles Licht blendete ihn, ließ ihn leicht blinzeln, jedoch klärte sich seine Sicht nicht. Verschwommen nahm er einen hellen Raum war, sowie Geräusche die sich ganz und gar nicht nach dem Paradies anhörten. Das Piepsen, die Stimmen und das Geklapper aus der Ferne, dies klang alles nach Krankenhaus.
Verunsicherung machte sich in ihm breit. Krankenhaus? Warum Krankenhaus?
Shuga sah, wie sich in Itachi eine verunsicherte Unruhe breit machte. Itachis Hände zitterten und suchten nach halt. „Du suchst Sasuke.“, flüsterte Shuga und griff nach dem Plüschdrachen am Fußende. „Sasuke wird gleich bei dir sein!“, sprach er sanft zu Itachi und legte ihm den Drachen in die Hände.
Verwundert musterte Itachi das grüne weiche Ding in seinen Händen und versuchte abermals seinen Blick durch leichtes blinzeln zu klären. Es wurde nur wenig besser, dennoch erkannte er nun einen alten abgegriffenen Plüschdrachen in seinen Händen. Sasukes Plüschdrachen, erkannte Itachi dies sogleich, würde er ihn unter tausend Drachen herauserkennen.
Nun war er vollkommen verwirrt und begriff absolut nichts mehr. Resignierend schloss er seine Augen und driftete wieder in einen leichten Schlaf.

Behutsam nahm Sasuke Itachis Hand und hielt sie. Warm war sie und lag regungslos in seiner. Ruhig schlief sein großer Bruder, versuchte Sasuke all seine Geduld aufzubringen, darauf zu warten, das Itachi wieder erwachen würde.
„Erzähl ihm etwas! Das lenkt dich vom Warten ab und die Zeit vergeht schneller!“, schlug Shuga vor, kam ihm Sasuke so ungeduldig vor. Leicht sah Sasuke auf und sah Shuga fragend an.
„Was soll ich ihm denn erzählen?“, fragte er dann, hatte er absolut keine Idee, was er seinem großen Bruder nun erzählen sollte. Shuga musste schmunzeln. „All die Zeit erzählst du ohne zu zögern alles frei von der Leber weg und nun bist zu sprachlos? Erzähl ihm vom bisherigen Tag, zum Beispiel, das du den Weg heute ohne Rollstuhl bewältigt hast. Erzähl einfach, Hauptsache er hört deine Stimme und spürt das du da bist.“
Sasuke grübelte, nickte dann aber zustimmend. Zögerlich begann er zu erzählen, befand er es plötzlich merkwürdig und immer wieder schwang etwas Unsicherheit mit, ob er dies oder das Itachi wirklich erzählen sollte.

Eine bekannte kindliche Stimme holte Itachi ins Bewusstsein zurück. Etwas abgehackt erzählte diese wohl bekannte Stimme gerade, das eine gewisse Sakura ihm schon wieder selbstgebackene Schokoladenkekse mitgebracht hat. Bei dem Gedanken an warme Schokoladenkekse mit Milch lief Itachi das Wasser im Mund zusammen und er konnte sich ein leises „Mhh…“, nicht verkneifen.
Sasuke erstarrte in seiner Erzählung, die eher eine Beschwerde über ungeliebte Krankenbesuchmitbringsel gleich kam, und sah auf seinen Bruder. Ein leichtes Lächeln zierte Itachis Lippen, sah es fast so aus, als genieße er gerade im Traum einen großen Teller Schokoladenkekse. „Ich glaub es nicht! Noch immer eine Zuckerschnute vom feinsten!“, schüttelte Sasuke leicht den Kopf, trat augenblicklich ein herausforderndes Lächeln in sein Gesicht.
„Ich hab eine ganze Packung voll selbstgebackener Schokoladenplätzchen mit richtig großen Schokostückchen und echt bäh süß. Sie gehören alle dir, aber nur wenn du aufhörst zu schlafen und lieb Bitte sagst!“
Shuga konnte es kaum glauben, was Sasuke da sagte, entglitten ihm jedoch die Gesichtszüge, als Itachi in der Tat darauf reagierte. „Schoko… mhh…“, aber ein Bitte kam nicht. Sasuke sah Shugas fassungsloses Gesicht. „Er mag Schokolade und eigentlich alles, was ekelhaft süß ist. Süßigkeiten sind ihm das liebste im Leben.“, erklärte Sasuke ihm daher.
„Nein…“, murmelte Itachi. „Sasu’ liebste ist!“, sogleich lief Sasuke etwas rot an, fühlte er sich dieser ehrlichen Worte gegenüber beschämt. Als er dann auch noch in Itachis wache Augen sah, war es um ihn geschehen. Mit Tränen in den Augen schluchzte er ein „Itachi-san…“, eh er ihm um den Hals fiel und seine Tränen nicht weiter halten konnte.
Erschrocken keuchte Itachi leicht auf, durchfuhr ein Schmerz seinen Bauch, verzog er augenblicklich schmerzlich das Gesicht. Sogleich war Shuga zur Stelle. „Sasuke du tust deinem Bruder weh!“, mahnte er und zog Sasuke sacht von Itachi hinunter.
Verkrampft hielt Itachi sich seinen Bauch und atmete stoßweise ein und aus. Es kam ihm vor, als würde er mit einem Paukenschlag in die Realität zurückkehren, war die Erinnerung an das Seppuke klar vor seinen Augen, auch wenn es ihm eher wie ein surrealer Film vorkam.
„Es tut mir leid!“, schluchzte Sasuke, schniefte und wischte schnell seine Freudentränen hinfort, waren sie augenblicklich versiegt, als ihm bewusst wurde, das er gerade seinem großen Bruder sehr wehgetan hatte.
Nun sah er betrübt zu, wie Shuga Itachi ein Schmerzmittel verabreichte und ihm reinen Sauerstoff zu atmen gab. Schnell schlug das Medikament an und der Atem beruhigte sich, lag Itachi nun wieder entspannt in den Kissen.
Mit sanften Blick sah er Sasuke an, schenkte ihm ein Lächeln und erhaschte seine Hand. „Alles wieder gut!“, flüsterte er beruhigend, schniefte Sasuke abermals und nickte leicht.
„Wirklich alles wieder okay?“, hackte Sasuke dann aber doch noch einmal unsicher nach. „Ja, alles gut…“, ein Magenknurren ließ ihn unterbrechen. „Ich glaub da erinnert sich mein Magen an versprochene Schokokekse und ein Glas Milch dazu wäre auch toll.“
„Da muss ich deinen Magen leider enttäuschen, aber vorerst bleibst du auf Flüssignahrung.“, ließ Shuga den Traum von leckeren Keksen mit Milch zerplatzen. Itachi seufzte, befand er dies als nicht fair, zumal er Hunger und Durst hatte. „Aber etwas zu trinken könnt ich doch schon haben? Ich habe schrecklichen Durst!“, fragte Itachi daher nach.
„Ja, ich gebe einer Schwester bescheid, das sie dir Tee bringt.“, antwortete Shuga und wollte sich bereits abwenden. „Aber mit Zucker!“, folgte es prompt von Itachi. Natürlich, wie auch sonst, waren dazu nur noch die einzigsten Gedanken von Shuga.
Nun allein im Zimmer wurde es, außer den piepsenden Geräten und den Geräuschen von draußen, ganz still. Sasuke sah Itachi schweigend an, halb betreten noch immer betrübt wegen dem kleinen Missgeschick von eben, halb glücklich strahlend. Eisern hielt er Itachis Hand und würde sie nicht mehr so schnell hergeben.
Itachi hingegen dachte daran, was hier eigentlich vor sich ging. Er hatte das Seppuke noch wage im Gedächtnis, aber die verschwommenen Bilder gaben keine Erklärung, warum er im Krankenhaus auf der Intensivstation lag und nicht wie eigentlich nach einem Seppuke üblich in einem Sarg unter der Erde. Was war nur geschehen, nachdem er das Wakazashi angesetzt hatte? Er wusste die Antwort nicht! Und auch sosehr ihn diese Fragen quälten, ließ er sich dies gegenüber Sasuke nicht anmerken. Er wollte ihn nicht verstimmen, befand Itachi es einfach nur schön, das Sasuke bei ihm war und dies voller Glück und Freude. Sein kleiner Bruder sollte nichts von dem Seppuke erfahren, nicht nachdem es offenbar missglückt war und er damit noch immer ein Schandfleck für die Familie darstellte.

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